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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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einem Bildschirm, auf dem ein leuchtender grüner Punkt von links nach rechts eilte. In der Mitte des Schirms stoppte der Punkt, und man hörte einen kurzen, hohen Ton. Der grüne Punkt beschrieb eine regelmäßige Kurve, und der piepsende Laut ertönte mit monotoner Gleichmäßigkeit. Das Herz eines Menschen schlug normal. Martin Beck nahm an, daß dies nicht Kaj Sundströms Elektrokardiogramm war.
    Nach einer Viertelstunde, in der nichts geschah, sah Martin Beck durch das Fenster, wie Skacke mit dem Auto vorfuhr. Er ging hinaus, holte das Tonbandgerät und sagte zu Skacke, daß er heimfahren könne. Der sah ein wenig enttäuscht aus, so als ob er lieber dageblieben wäre, aber Martin Beck hatte keine Verwendung mehr für ihn.
    Als die Uhr elf war, kam die Frau mit dem Zopf zurück. Es zeigte sich, daß sie die diensthabende Ärztin war.
    Sundström hatte die Krise überstanden, er hatte das Bewußtsein wiedererlangt, und es ging ihm den Umständen entsprechend gut. Er hatte einige Minuten lang mit seiner Frau gesprochen, die das Krankenhaus jetzt verlassen hatte. Jetzt schlief er und durfte nicht gestört werden.
    »Aber kommen Sie morgen wieder, dann werden wir weitersehen«, sagte sie.
    Martin Beck machte ihr klar, worum es ging, und schließlich willigte sie widerstrebend ein, ihn mit Kaj Sundström sprechen zu lassen, sobald der aufwachte. Sie führte ihn in ein Untersuchungszimmer, in dem er warten konnte.
    In diesem Raum befanden sich eine Pritsche, die mit grünem Kunststoff bezogen war, ein Hocker und ein Zeitungshalter mit drei zerlesenen religiösen Zeitschriften. Martin Beck stellte das Tonbandgerät auf den Hokker, legte sich auf die Pritsche und starrte an die Decke.
    Er dachte an Kaj Sundström und dessen Frau. Sie hatte den Eindruck gemacht, als ob sie stark sei. Psychisch stark. Oder war das nur eine eingeübte Haltung oder vielleicht Gefühlskälte? Er dachte an Folke Bengtsson, aber nicht lange. Dann dachte er an Rhea, und nach einer Weile schlief er ein.
    Als die Ärztin ihn weckte, war es halb sechs, und ihre braunen Augen waren nicht mehr so lebendig.
    »Er ist jetzt wach«, sagte sie. »Aber machen Sie es nicht länger als notwendig.«
    Kaj Sundström lag auf dem Rücken und blickte auf die Tür. Ein junger Mann in weißem Kittel und weißer Hose saß auf einem Stuhl am Fußende des Bettes und kaute an den Nägeln. Er stand auf, als Martin Beck eintrat.
    »Dann kann ich ja solange Kaffee trinken gehen. Drücken Sie auf den Klingelknopf, bevor Sie gehen.«
    Auf einem Regalbrett über dem Kopfende des Bettes stand ein kleiner Apparat, genau wie der, den Martin Beck im Amtszimmer gesehen hatte. Drei dünne verschiedenfarbige Kabel verbanden den Apparat mit kleinen runden Elektroden, die mit Heftpflasterstreifen auf Kaj Sundströms Brust befestigt waren. Das Elektrokardiogramm wurde von dem grünen Punkt registriert, aber den piepsenden Ton hörte man nur ganz schwach.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte Martin Beck. Kaj Sundström zupfte an seiner Decke.
    »Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern, was geschehen ist.«
    Er hatte keine Brille auf, und sein Gesicht sah jetzt weicher und jünger aus.
    »Erinnern Sie sich an mich?«
    »Ich erinnere mich daran, daß Sie gekommen sind und daß wir aus dem Haus getreten sind. Mehr nicht.«
    Martin Beck zog einen niedrigen Hocker unter dem Bett hervor, stellte das Tonbandgerät darauf und befestigte das Mikrofon an der Kante der Bettdecke. Er holte sich den Stuhl heran und setzte sich.
    »Erinnern Sie sich, worüber wir gesprochen haben?« Kaj Sundström nickte.
    »Sigbrit Märd«, sagte Martin Beck. »Warum haben Sie sie umgebracht?«
    Der Mann in dem Bett schloß die Augen, und als er sie wieder öffnete, antwortete er: »Ich bin krank. Ich möchte am liebsten nicht darüber sprechen.«
    »Wie haben Sie sie kennengelernt?«
    »Sie meinen, wo wir uns getroffen haben?«
    »Ja. Erzählen Sie.«
    »Das war in der Konditorei, in der sie arbeitete. Ich ging damals hin und wieder zum Kaffeetrinken dorthin.«
    »Wann war das?«
    »Vor drei, vier Jahren.«
    »Ja? Und dann?«
    »Ich sah sie eines Tages in der Stadt und fragte, ob ich sie mitnehmen könnte. Sie fragte, ob ich sie nach Hause nach Domme fahren könnte, denn sie hatte gerade ihren Wagen in die Werkstatt gebracht. Ich fuhr sie nach Hause. Später hat sie mir erzählt, daß sie sich das mit dem Auto nur ausgedacht hatte, denn sie wollte mich kennenlernen. Sie ließ den Wagen in Trelleborg stehen
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