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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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jemals in Uppsala gewesen zu sein, und mußte schließlich freigelassen werden, da man keine ausreichenden Beweise hatte.
    Drei Wochen lang hatte man ihn beobachten lassen, aus der Überlegung heraus, daß er früher oder später das Versteck mit der Beute aus dem Überfall aufsuchen würde. Aber Limpan schien sich darüber im klaren zu sein, daß er beschattet wurde; zweimal hatte er den Polizisten in Zivil, die ihn überwachten, sogar freundlich zugewinkt, und er schien ausschließlich damit befaßt zu sein, sie zu beschäftigen. Er hatte offensichtlich kein Geld, jedenfalls gab er nicht mehr aus als die regelmäßige Summe, die er als Unterstützung jede Woche vom Sozialamt abholte, und für Essen und Wohnung sorgte seine Verlobte, die eine feste Arbeit hatte.
    Schließlich beschloß Martin Beck, sich selbst um den Fall zu kümmern, und Kollberg hatte die glänzende Idee, daß sie sich als Streifenpolizisten verkleiden sollten. Da Limpan jeden auch noch so unauffällig in Zivil gekleideten Polizisten von weitem erkannte, seit langer Zeit aber gegenüber uniformierten Beamten mit verächtlicher Nachlässigkeit auftrat, konnte die Uniform in diesem Fall die beste Verkleidung sein. Meinte Kollberg jedenfalls, und Martin Beck stimmte ihm, wenn auch mit Vorbehalten, zu.
    Keiner von beiden hatte sich von der neuen Taktik ein rasches Ergebnis erhofft, um so überraschter waren sie, als Limpan, sobald er sich unbewacht fühlte, in ein Taxi stieg und zu der Adresse am Räsundavägen fuhr. Allein das Verkehrsmittel deutete auf eine gewisse Absicht hin, und Kollberg wie auch Beck waren überzeugt, daß etwas Entscheidendes im Gange war. Wenn sie ihn jetzt mit der Beute und vielleicht sogar mit der Mordwaffe erwischten, konnte ihm die Tat nachgewiesen werden, und sie hatten ihren Teil der Arbeit erledigt.
    Inzwischen hatte sich Limpan länger als eineinhalb Stunden in dem Haus schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite aufgehalten, sie hatten seinen Schatten vor einer Stunde an dem Fenster rechts neben der Tür gesehen, aber danach war nichts weiter passiert.
    Kollberg begann Hunger zu verspüren. Er war dauernd hungrig und sprach öfter übers Abnehmen. Hin und wieder fing er eine Abmagerungskur an, gab aber stets bald wieder auf. Er wog wenigstens zwanzig Kilo zuviel, war aber durchtrainiert und in guter Form, und wenn es notwendig war, konnte er für seinen Körperumfang und seine beinahe fünfzig Jahre erstaunlich schnell und beweglich sein.
    »Es ist verdammt lange her, daß man was zwischen den Zähnen gehabt hat«, begann Kollberg.
    Martin Beck antwortete nicht. Er hatte keinen Hunger, sehnte sich aber plötzlich nach einer Zigarette. Eigentlich hatte er das Rauchen vor zwei Jahren nach einer schweren Schußverletzung aufgegeben.
    »Ein Mann mit meinem Körperumfang braucht mehr als ein hartgekochtes Ei am Tag«, fuhr Kollberg fort.
    Wenn du nicht so viel essen würdest, hättest du nicht so einen Körperumfang, und dann brauchtest du wiederum nicht so viel zu essen, dachte Martin Beck, aber er sagte nichts. Kollberg war sein bester Freund, und dies hier war ein heißes Eisen. Er wollte ihn nicht verletzen, außerdem wußte er, daß Kollberg seine Frau gebeten hatte, ihn auf eine Abmagerungsdiät zu setzen, die ausschließlich aus hartgekochten Eiern bestand. Die Diät brachte jedoch keine großen Erfolge, denn das Frühstück war oftmals die einzige Mahlzeit, die er zu Hause aß, alle übrigen nahm er außerhalb oder in der Kantine von Polishuset ein, und da bestellte er dann keine hartgekochten Eier, das konnte Martin Beck bezeugen.
    Kollberg nickte zu den hellerleuchteten Fenstern einer Konditorei hinüber, die nur zwanzig Meter vom Auto entfernt war.
    »Du hast wohl keine Lust…«
    Martin Beck öffnete die Tür und setzte einen Fuß auf den Bürgersteig.
    »Na klar. Was willst du haben? Blätterteigstücke?«
    »Ja, und ein Franchipantörtchen«, antwortete Kollberg.
    Martin Beck kam mit der Kuchentüte wieder, und sie saßen eine Weile stumm da und beobachteten das Haus, in dem sich Limpan befand, während Kollberg aß und seine Uniform vollkrümelte. Als er fertig gegessen hatte, schob er den Sitz noch ein wenig mehr zurück und öffnete das Koppelstück.
    »Was hast du in der Pistolentasche?« fragte Martin Beck.
    Kollberg öffnete die Tasche und reichte ihm die Waffe. Eine in Italien hergestellte Spielzeugpistole, massiv und naturgetreu nachgemacht und beinahe ebenso schwer wie Martin Becks Walther, aber
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