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Der Polizist rettete sich durch einen Seitensprung

Der Polizist rettete sich durch einen Seitensprung

Titel: Der Polizist rettete sich durch einen Seitensprung
Autoren: Wilfried Ahrens
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kann nicht ausgesessen werden.
    Dabei bezeichnet man gerade ein besonders rasches Urteil, nämlich jenes, das noch am Ende einer mündlichen Zivilverhandlung ergeht, als «Stuhlurteil». Eine Formulierung übrigens, die einerunterlegenen Partei die interessante Perspektive bietet, relativ stubenrein darüber herzuziehen.
     
    Nur wenn die Politik bereit ist, unsere Gerichte mit dem Notwendigsten auszustatten, kann Rechtsprechung auch funktionieren.
    Aktenvermerk:
    Das Gericht kann die Sache nicht terminieren, weil das Gericht keinen Kalender für das nächste Jahr hat.
     
    Fehlendes läßt sich erwerben, wenn auch nicht unbedingt im Fortbildungssystem unserer Justiz, denn das scheint größere Lücken zu reißen, als es schließen soll. Dazu aus einem Zeugnis:
    Fehlende Kenntnisse erwarb die Justizangestellte zusätzlich durch die Teilnahme an den Fortbildungen für ihr Fachgebiet.
     
    Über die Robenordnung hatte ich früher schon berichtet. Als vor etlichen Jahren ein heißer Sommer das Verhandeln im stickigen Gerichtssaal zur Qual machte, bewies der Vorsitzende einer kleinen Strafkammer buchstäblich Zivilcourage. Kurz entschlossen gestattete er Marscherleichterung auf dem beschwerlichen Weg zur Wahrheitsfindung. Die Schöffen zogen ihre Jacken aus, der Vorsitzende die amtlich diktierte Robe.
    Aber wie es im Leben so geht: Die Präsidentenetage bekam Wind von der Sache und argwöhnte einen geradezu bizarren Entkleidungsakt. Schriftlich wurde der Vorsitzende aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen, ob zutreffe,
    daß die Kammer ohne Robe und ohne Jacken lediglich in Hosenträgern getagt habe.
    Amtsgericht an Polizei:
    Ich bitte um Überprüfung, ob gegen den Angeklagten neue Strafverfahren schweben.
    Wenn eine klare, angemessene Sprache das Bild in unseren Gerichtssälen prägt, schwindet sicherlich auch die Gefahr, daß abgehoben verhandelt wird.
     
    Und so machte ein Jugendrichter einem jungen Angeklagten ganz unmißverständlich deutlich, was es hieße, sich weiter so uneinsichtig zu zeigen.
    Als Ersttäter kommt man meist mit einem blauen Auge davon. Aber wie blau das dann ist, werden wir noch sehen.
    Gerade bei Jugendlichen wird ja beim ersten Mal noch nicht so fest draufgehauen.
     
    Wohlwollend und in der Annahme, künftig werde sich schon alles wie von alleine regeln, befand ein Urteil:
    Der Angeklagte beabsichtigt, ein geordnetes Leben im Kreisel seiner Lebensgefährtin zu führen.
    Und davor wollte das Gericht, wie jemand es mal ausdrückte,
    die Augen nicht verschränken.
     
    Auf das Hilfsangebot des Bewährungshelfers setzte dagegen dieses Gericht, bedeutete dem Angeklagten in Freudscher Manier aber auch, daß das Ende der Fahnenstange an sich längst erreicht war.
    Nur unter der Voraussetzung, daß der Angeklagte das Höchstangebot und die Unterstützung durch seinen Bewährungshelfer annimmt, kann ihm eine günstige Prognose bescheinigt werden.
     
    Und ein Angeklagter, der endlich eine Lösung seiner Eheprobleme gefunden hatte, wandte sich schon vor Prozeßbeginn an das Gericht:
    Ich bitte um eine milde Strafe. Bedenken Sie, daß ich Witwer bin – und das von eigener Hand.

3. Anklagen und Protokolle
    Wenn ein Beschuldigter von der Polizei vernommen und die Aussage in seiner Gegenwart schließlich laut diktiert und zu Papier gebracht wird, sollten Unstimmigkeiten aus dem Vorgespräch an sich geklärt sein.
    selbst gelesen, laut diskutiert und als richtig befunden Unterschrift
     
    Daß den Tatwerkzeugen gerade bei Einbruchsdiebstählen ein enormer Stellenwert zukommt, weiß auch die Staatsanwaltschaft. Aus einer Anklage gegen zwei, ja beinahe schon vier Mittäter:
    … indem die beiden Angeschuldigten
    in bewußtem und gewollten Zusammenwirken mit zwei Schraubenziehern die Hintertür zur «Möbelpassage» aufhebelten …
     
    Bei der Umschreibung von Fahrlässigkeit verfiel man in dieser Anklage versehentlich in die zivilrechtliche Diktion. Das paßte dort zwar nicht, dafür aber bestens in eine Stilblütensammlung.
    … indem der Angeschuldigte kurz nach Mitternacht an der Landstraße acht Leitpfähle aus dem Boden zog und diese auf der kurvenreichen Strecke quer auf die Fahrbahn legte, wodurch ein vollbesetztes Taxi aufgrund mangelnder Ausweichmöglichkeiten mit einem der Leitpfähle kollidierte und verunfallte; dies ist auf das Außerachtlassen der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt durch den Angeschuldigten zurückzuführen.
     
    Als ein Amtsrichter einen Autofahrer wegen Überschreitung der
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