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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
Autoren: Antoine Rouaud
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zerschellte vor den Füßen des Ritters, der sich keinen Schritt rückwärtsbewegte.
    »Ach wirklich?«, murmelte Dun-Cadal und suchte den Horizont ab.
    Vor ihm erstreckten sich Salzsümpfe und Moore, so weit das Auge reichte. Über der endlosen Ebene flimmerte die Hitze. Das Lager der Feinde war kaum zu erkennen. Die noch heiße Kugel hatte einen Krater vor Dun-Cadals Füßen hinterlassen. Rauchwölkchen kringelten sich. Er versetzte der Kugel einen Tritt.
    »Mir scheint, unsere Freunde da drüben werden ungeduldig, Negus«, sagte er nachdenklich.
    Mit einem spöttischen Lächeln drehte er sich um.
    »Sollen wir uns unhöflich erweisen?«
    Der kleine, rundliche, in seine Rüstung gezwängte Mann rollte die Augen, ehe er antwortete: »Wenn du dich umbringen lässt, ehe wir die Klingen gekreuzt haben, wäre das in der Tat eine ausgesprochen unhöfliche Geste.«
    Seit zwei Wochen geduldeten sich die Truppen am Rand der Salinen, ohne dass es zum offenen Kampf gekommen wäre. Die wenigen Katapultschüsse der Gegner hatten ihr Ziel nie erreicht. Was die kaiserliche Armee anging, so hatte sie ihre Artillerie bisher noch nicht eingesetzt. Wenn möglich, sollte die Besetzung der Salinen ohne Blutvergießen niedergeschlagen werden. Der Kaiser, der es sich in seinem Palast in Emeris gut gehen ließ, setzte darauf, dass die Angst vor den regulären Truppen die Aufständischen auf Dauer klein beigeben ließe. Zwar hatte in den vergangenen zwei Wochen noch kein Schwert die Scheide verlassen, aber es war auch keins auf dem Schlachtfeld zurückgelassen worden.
    Dun-Cadal trat zu seinem Waffenbruder und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Keine Sorge, Negus. Du weißt, ich kann den Tod riechen. Und hier kitzelt mich außer dem Salz absolut nichts in der Nase.«
    Der Wind spielte in seinen kurzen, braunen Haaren. Er trug einen kleinen Bart. Sein noch jugendlich wirkendes Gesicht war bereits von vielen Kämpfen gezeichnet, und er rechnete damit, dass dieser nicht sein letzter wurde. Da er gerade erst angekommen war, legte er Wert darauf, die Situation selbst in Augenschein zu nehmen, ehe ihm die Generäle einen vermutlich geschönten Lagebericht servierten. Er sprang in den Graben und wartete darauf, dass sein Freund ihm folgte, um gemeinsam weiterzugehen.
    Unzählige Kämpfe hatten sie zusammen bestanden, sowohl kleinere Scharmützel als auch große Schlachten. Von allen Generälen des Kaisers hatte Negus Dun-Cadal immer am nächsten gestanden. Negus war sein engster Freund und Seelenverwandter, den das Geschwätz über ihn ebenso wenig störte wie sein manchmal etwas heftiges Wesen. Dun stammte aus dem Haus Daermon, das erst vor etwa hundert Jahren in den Adelsstand erhoben worden war. Negus hingegen war von uraltem Adel. Seine Familie hatte allen Herrschern dieser Welt gedient, angefangen bei den frühesten Königen bis hin zum Kaiserreich. Dennoch hatte der immer leutselige Anselme Nagole Egos, genannt Negus, nie einen Grund gesehen, den Mann zu verachten, der ihm schon oft im Kampf das Leben gerettet hatte. Ihre tiefe, brüderliche Freundschaft hatte alle Gefahren überstanden und war jedermann bekannt.
    Im Graben saßen Soldaten, die Speere an der Seite, und beobachteten den Horizont. Als die Ritter vorüberkamen, bemühten sie sich, trotz aller Anspannung Haltung zu bewahren, und begrüßten die beiden mit einer auf die Brust gedrückten Faust. Alle kannten Dun-Cadal und seine Unerschrockenheit im Kampf, und alle schätzten ihn. Dass sie ihn hier an Negus’ Seite gehen sahen, hätte sie eigentlich trösten müssen. Doch allein die Nähe der beiden Ritter genügte schon längst nicht mehr, denn die Belagerung wurde allmählich zur Tortur. Nach zwei tatenlosen Wochen litten die Soldaten unter den extremen Bedingungen in den Salinen. Überall roch es nach Exkrementen. Das Moor und die sumpfige Umgebung verhinderten den Abtransport der Abfälle.
    »Sie haben Angst«, stellte Negus fest.
    »Aber sie versuchen, sie nicht zu zeigen.«
    »Das ist auch besser so. Sie gehören zur Einheit von Hauptmann Azdeki.«
    »Dem Neffen von Azinn? Diesem Nichtsnutz?«, wunderte sich Dun-Cadal.
    »Hat man dich an der Grenze etwa nicht informiert? Azdeki kümmert sich seit mittlerweile zwei Jahren um dieses Gebiet. Und er hat seit dem Ausbruch der Revolte die Stellung gehalten.«
    »Von wegen gehalten«, schimpfte Dun-Cadal. »Dieser Idiot kann sich doch nicht einmal gerade halten.«
    »Bisher ist es noch zu keinem Kampf gekommen«, entgegnete Negus
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