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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay
Autoren: Vikram Chandra
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University brach er ab, um statt dessen seinen ersten Roman Tanz der Götter (1995) zu schreiben. Währenddessen arbeitete Chandra als Programmierer, IT-Berater und Dozent für Literatur und kreatives Schreiben. 1997 erschien der Erzählungsband Love and Longing in Bombay (dt. Die fünf Seiten des Lebens ) und brachte ihm international viel Anerkennung ein. In einer der dort versammelten Kurzgeschichten, die sämtlich in der südindischen Megalopolis spielen, taucht bereits Inspektor Sartaj Singh auf, die Hauptfigur aus Der Pate von Bombay .
    TEXT: KATHARINA GRANZIN

    VIKRAM CHANDRA:
DER PATE VON BOMBAY
Übersetzt von Barbara Heller
und Kathrin Razum,
Aufbau Verlag,
1359 Seiten,
16,95 Euro

Vikram Chandra
Der Pate von Bombay

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    Vikram Chandra , geb. 1961, Buch- und Filmautor. Er lebt in Mumbai und Berkeley, wo er an der University of California Creative Writing unterrichtet. Seine Werke wurden mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.

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    Sartaj Singh ist der einzige Sikh-Inspektor der Stadt, der Turban ist sein Erkennungszeichen, seine elegante Kleidung erregt Aufmerksamkeit, seine Wirkung auf Frauen ist sprichwörtlich. Und doch übt sich Sartaj in Melancholie - seine Ehe ist gescheitert und sein Alltag als Polizist recht unbedeutend. Bis ihn eines Tages ein hochbrisanter anonymer Anruf erreicht: Der Informant gibt das Versteck des legendären Gangsterbosses Ganesh Gaitonde preis - Sartaj wittert seine Chance, zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Als die Polizei das Quartier am nächsten Morgen stürmt, findet man jedoch nur die Leiche des Verbrechers. Was hat Gaitonde nach Bombay geführt - ein Pflaster, das längst zu heiß für ihn geworden war? Wer war der anonyme Informant?
    Die Ermittlungen führen Sartaj in die Welt des gefürchteten Gaitonde Bhai - zu seinen Frauen, seinen Freunden und seinen Feinden. Je tiefer der geradlinige Inspektor die dunklen Seiten seiner Stadt durchdringt, desto mehr geraten seine Überzeugungen und Gewissheiten ins Wanken.

    Der Pate von Bombay erzählt die Geschichte zweier Männer, deren Lebenswege sich schicksalhaft kreuzen - ein großer Roman über Freundschaft und Betrug, Liebe und Gewalt. Und ein schillerndes Porträt der Millionenstadt Bombay, das einen tiefen Einblick in die politischen Realitäten des Landes gewährt.



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    Alltag eines Polizisten

    E in weißer Spitz namens Fluffy flog aus einem Fenster im fünften Stock des Panna, eines nagelneuen, noch eingerüsteten Gebäudes. Fluffy schrie mit seinem Schoßhundstimmchen ununterbrochen, während er in die Tiefe stürzte, wie ein kleiner weißer, Dampf ausstoßender Wasserkessel, er prallte an der Motorhaube eines Cielo ab und schlitterte einer Gruppe Schulmädchen, die auf den Bus zum St. Mary's Convent warteten, vor die Füße. Erstaunlich wenig Blut war zu sehen, aber der Anblick von Fluffys Gehirn löste bei den Klosterschülerinnen hysterische Anfälle aus, während hoch oben der Mann, der Fluffy am Bein gepackt, über seinem Kopf herumgeschwenkt und dann ins Leere geschleudert hatte, ein gewisser Mahesh Pandey von Mirage Textiles, sich lachend aus dem Fenster beugte. Mrs. Kamala Pandey, die sich »Mami« zu nennen pflegte, wenn sie mit Fluffy sprach, wankte, rannte in die Küche und riß ein Messer mit zwanzig Zentimeter langer und fünf Zentimeter breiter Klinge von der Magnetleiste. Als Sartaj und Katekar die Tür zu Apartment 502 aufbrachen, stand Mrs. Pandey vor der Schlafzimmertür und starrte auf einen etwa brusthohen Kreis aus dicht beieinanderliegenden, fünf Zentimeter langen Kerben im Holz. Vor Sartajs Augen hob sie die Hand und stieß das Messer von neuem in die Tür. Sie mußte beide Hände zu Hilfe nehmen, um es wieder herauszubekommen.
    »Mrs. Pandey«, sagte Sartaj.
    Sie drehte sich um, das Messer noch immer hoch erhoben. Ihr Gesicht war bleich und tränenüberströmt, und unter ihrem weißen Nachthemd schauten zwei winzige nackte Füße hervor.
    »Mrs. Pandey, ich bin Inspektor Sartaj Singh. Würden Sie bitte das Messer weglegen?« Mit erhobenen Händen und nach vorn gekehrten Handflächen tat Sartaj einen Schritt auf sie zu. »Bitte«, wiederholte er.
    Doch Mrs. Pandey sah ihn aus großen, leeren Augen an und rührte sich nicht, nur ihre Unterarme zitterten. Der Flur, in dem sie standen, war schmal, und Sartaj spürte, daß Katekar von hinten an ihm vorbei wollte. Sartaj hielt inne. Noch ein Schritt, und er würde sich in gefährlicher Reichweite des Messers befinden.
    »Polizei?«
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