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Der Partner

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Titel: Der Partner
Autoren: John Grisham
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die Presse und die Bürger, die die Sache dort draußen verfolgten.
    Er leistete wundervolle Arbeit mit der Darlegung der jüngsten Entwicklungen. Es sei schließlich doch kein Mord gewesen, sondern etwas wesentlich Geringfügigeres. Der Staat hätte keine Einwände gegen eine Rücknahme der Klage wegen vorsätzlichen Mordes, da er nicht länger glaube, dass Mr.
    Lanigan jemanden umgebracht habe. Er wanderte in bester Perry-Mason-Manier vor dem Richtertisch umher, frei von den üblichen Fesseln der Etikette und Verfahrensvorschriften. Ganz der Anwalt für alle Parteien.
    »Als nächstes haben wir einen Antrag des Angeklagten an dieses Gericht, was die Anklage wegen Leichenschändung betrifft, ein Schuldbekenntnis zu akzeptieren. Mr. Parrish?«
    Der zweite Akt ähnelte dem ersten, und Parrish genoss es, die Geschichte des armen alten Clovis zu erzählen. Patrick konnte spüren, wie er von allen angestarrt wurde, als Parrish die Details zum besten gab, mit denen Sandy ihn gebrieft hatte. »Zumindest habe ich niemanden umgebracht!« hätte Patrick am liebsten laut gerufen.
    »Erklären Sie sich schuldig oder nicht schuldig, Mr. Lanigan?«
    »Schuldig«, sagte Patrick mit fester Stimme, aber ohne eine Spur von Stolz.
    »Hat der Staat ein empfohlenes Urteil?« fragte der Richter den Ankläger.
    Parrish ging zu seinem Tisch, blätterte in seinen Notizen, kehrte zum Richtertisch zurück und sagte auf dem Weg dorthin schließlich: »Ja, Euer Ehren. Ich habe einen Brief von einer Ms. Deena Posteil in Meridian, Mississippi. Sie ist das einzige überlebende Enkelkind von Clovis Goodman.« Er übergab Trussel eine Kopie, als wäre es etwas Brandneues. »In diesem Brief bittet, Ms. Postell dieses Gericht, Mr. Lanigan nicht wegen Verbrennens des Leichnams ihres Großvaters anzuklagen. Er ist seit mehr als vier Jahren tot, und die Familie kann weiteres Leid und weiteren Kummer nicht ertragen.
    Allem Anschein nach stand Ms. Postell ihrem Großvater sehr nahe, und sein Tod hat sie schwer getroffen.«
    Patrick warf Sandy einen Blick zu, aber Sandy dachte nicht daran, Patrick anzusehen.
    »Haben Sie mit ihr gesprochen?« fragte der Richter.
    »Ja, vor ungefähr einer Stunde. Im Laufe des Telefongesprächs hat sie sich ziemlich aufgeregt und mich gebeten, diesen traurigen Fall nicht von neuem aufzurollen. Sie hat erklärt, dass sie in einem Prozess weder als Zeugin auftreten noch auf andere Art mit dem Staatsanwalt kooperieren würde.«
    Parrish begab sich abermals zu seinem Tisch und blätterte in noch mehr Papieren. »In Anbetracht der Gefühle der Familie lautet die Empfehlung des Staates, den Angeklagten zu einem Jahr Gefängnis zu verurteilen, die Haftstrafe auf Bewährung auszusetzen und von ihm die Zahlung einer Geldstrafe von fünftausend Dollar und sämtlicher Gerichtskosten zu fordern.«
    »Mr. Lanigan, nehmen Sie dieses Urteil an?« fragte Trussel.
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Patrick, kaum imstande, den Kopf zu heben.
    »Damit ist es beschlossen. Sonst noch etwas?« Trussel griff nach seinem Hammer und wartete. Beide Anwälte schüttelten den Kopf.
    »Die Sitzung ist geschlossen«, sagte er. Der Hammer sauste auf den Tisch nieder.
    Patrick machte kehrt und verließ schnell den Gerichtssaal. Und weg war er, verschwunden vor aller Augen.
    Er wartete zusammen mit Sandy eine Stunde lang in Huskeys Amtszimmer, während die Dunkelheit hereinbrach und die letzten Neugierigen widerstrebend ihr Warten auf ihn aufgaben und nach Hause gingen. Patrick wollte das Gericht so schnell wie möglich verlassen.
    Um sieben verabschiedete er sich lange und herzlich von Karl. Er dankte ihm dafür, dass er ihm zur Seite gestanden hatte, und versprach, mit ihm in Verbindung zu bleiben. Auf dem Weg zur Tür dankte er ihm auch noch einmal dafür, dass er damals, vor viereinhalb Jahren, einer seiner Sargträger war.
    »Jederzeit wieder«, sagte Karl. »Jederzeit wieder.«
    Sie verließen Biloxi in Sandys Lexus - Sandy am Steuer, Patrick zusammengesunken auf dem Beifahrersitz, von wo aus er zum letzten Mal die Lichter entlang der Golfküste in sich aufnahm. Sie passierten die Casinos an den Stranden von Biloxi und Gulfport, die Pier von Pass Christian, und dann verschwanden auch die Lichter, als sie die Bay St. Louis überquerten.
    Sandy gab ihm ihre Telefonnummer, und er rief in ihrem Hotel an. In London war es drei Uhr nachts, aber sie nahm den Hörer ab, als hätte sie bereits auf den Anruf gewartet. »Eva, ich bin’s«, sagte er zurückhaltend.
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