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Der Partner

Der Partner

Titel: Der Partner
Autoren: John Grisham
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Chance hätten, gleich jetzt, auf der Stelle, würden Sie es tun?«
    »Mit oder ohne neunzig Millionen?«
    »Wie auch immer.«
    »Selbstverständlich nicht. Es ist nicht dasselbe. Ich liebe meine Frau, sie taten es nicht, ich habe drei großartige Kinder; Ihre Situation war eine völlig andere. Nein, ich würde mich nicht aus dem Staub machen. Aber ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus.«
    »Jeder möchte sich aus dem Staub machen, Karl. An irgendeinem Punkt seines Lebens denkt jeder Mensch daran, ein neues Leben zu beginnen. Das Leben am Strand ist immer besser als das im Gebirge. Man kann Probleme hinter sich lassen. Das ist uns angeboren. Wir sind die Nachkommen von Immigranten, die erbärmliche Lebensverhältnisse hinter sich ließen und auf der Suche nach einem besseren Leben hierher kamen. Und dann sind sie weitergezogen, nach Westen, haben ihre Sachen zusammengepackt und sich auf die Reise gemacht, getrieben von der unstillbaren Sehnsucht, reich zu werden. Wohin soll man sich heutzutage wenden, wenn uns dieser Ort verlorengegangen ist?«
    »Wow. Vor einem historischen Hintergrund hatte ich das Ganze bisher noch nicht gesehen.«
    »Ich gebe zu, es ist etwas weit hergeholt.«
    »Ich wollte, meine Großeltern hätten sich neunzig Millionen Dollar unter den Nagel gerissen, bevor sie Polen verließen.«
    »Sie vergessen, ich habe das Geld zurückgezahlt.«
    »Meines Wissens sollen Sie für schlechte Zeiten gut vorgesorgt haben.«

    »Eines dieser zahlreichen Gerüchte, die jeder Grundlage entbehren.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass wir demnächst alle dazu übergehen, das Geld unserer Mandanten zu stehlen, Tote zu verbrennen und nach Südamerika zu flüchten, wo wunderschöne Frauen nur darauf warten, von uns geküsst zu werden?«
    »So weit hat alles bestens funktioniert.«
    »Die armen Brasilianer. All diese diebischen Anwälte, die demnächst in ihr Land einfallen werden.«
    Sandy betrat mit einem weiteren Blatt Papier zur Unterschrift das Zimmer. »Trussel ist ziemlich gereizt«, sagte er zu Karl. »Der Druck geht ihm an die Nerven. Sein Telefon läutet ununterbrochen.«
    »Was ist mit Parrish?«
    »Nervös wie eine Nutte in der Kirche.«
    »Bringen wir es hinter uns, bevor sie kalte Füße bekommen«, sagte Patrick, während er seinen Namen schrieb.
    Ein Gerichtsdiener trat an die Schranken und verkündete, dass die Sitzung in Kürze beginnen würde und jeder doch bitte seinen Platz einnehmen möge. Die Leute verstummten und suchten, sofern sie nicht bereits schon saßen, die wenigen noch verbliebenen freien Plätze auf. Ein weiterer Gerichtsdiener schloss die Saaltür. Zuschauer säumten die Wände. Jeder Gerichtsangestellte hatte merkwürdigerweise in der Nähe des Richtertisches zu tun. Es war mittlerweile 17.30 Uhr.
    Richter Trussel betrat wie üblich mit einer etwas steifen Art, die er seinem Amt für angemessen hielt, den Saal, und alle erhoben sich. Er begrüßte die Anwesenden, dankte ihnen für ihr Interesse an der Gerechtigkeit, zumal um diese späte Stunde. Er und der Staatsanwalt seien sich darin einig, dass ein zu schneller Gang des Verfahrens den Anschein eines leicht anrüchigen Deals erwecken könnte, also würde man in aller Ruhe verfahren. Sie hatten sogar eine Vertagung erörtert, aber dann entschieden, dass eine Verzögerung den Eindruck erwecken würde, als wären sie dabei ertappt worden, wie sie etwas allzu diskret an der Öffentlichkeit vorbei erledigen wollten.
    Patrick wurde durch die Tür neben der Geschworenenbank hereingeführt und trat mit Sandy vor den Richtertisch. Er schaute nicht ins Publikum, das nur wegen seiner Person gekommen war. Parrish stand, auf das Kommende wartend, ungeduldig neben ihm. Richter Trussel blätterte in einer Akte und nahm sich Zeit beim Lesen.
    »Mr. Lanigan«, sagte er schließlich langsam und mit sonorer Stimme. In den nächsten dreißig Minuten sollte alles gewissermaßen wie in Zeitlupe gesprochen werden. »Sie haben mehrere Anträge gestellt.«
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Sandy. »Unser erster Antrag fordert, die Anklage wegen vorsätzlichen Mordes zugunsten einer Anklage wegen Leichenschändung zurückzunehmen.«
    Die Worte wurden von den Wänden des Saales zurückgeworfen. Leichenschändung?
    »Mr. Parrish?« sagte Euer Ehren. Man hatte sich darauf verständigt, dass Parrish den Großteil des Redens übernehmen sollte. Ihm war die schwere Aufgabe zugefallen, dem Gericht Erklärungen zu liefern, für das Protokoll und, was noch wichtiger war, für
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