Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Partner

Der Partner

Titel: Der Partner
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
löste kaum Mitgefühl aus. Das Gericht befand sich mitten in einer planmäßigen Sitzungsperiode. Das Timing war perfekt. Was ließe sich durch Abwarten also gewinnen?
    Nichts, entschied Euer Ehren schließlich. Parrish erhob keine Einwände. Auf seinem Terminkalender für die nächsten drei Wochen standen acht Prozesse, und den Fall Lanigan so schnell wie möglich loswerden zu können, versprach in jeder Hinsicht Erleichterung.
    17.00 Uhr war für die Verteidigung mehr als nur zufriedenstellend. Mit ein wenig Glück würden sie den Gerichtssaal nach zehn Minuten wieder verlassen können. Noch ein wenig Glück mehr, und niemand würde sie eintreffen sehen. Auch Patrick war mit 17.00 Uhr völlig einverstanden. Schließlich hatte er sonst nichts zu tun.
    Er zog eine locker sitzende Khakihose an und ein weites, weißes Baumwollhemd. Er trug neue Bass-Mokassins, keine Socken wegen des verletzten Knöchels. Er umarmte Hayani und dankte ihm für seine freundschaftliche Unterstützung. Er umarmte die Schwestern und dankte den Pflegern, und versprach, sie alle bald besuchen zu kommen. Das würde nicht geschehen, und alle wussten es.
    Nach mehr als zwei Wochen als Patient und Häftling verließ Patrick das Militärkrankenhaus in Begleitung seines Anwalts. Seine bewaffnete Eskorte folgte ihnen pflichtgemäß.

    ZWEIUNDV1ERZIG
    Offenbar war 17.00 Uhr die ideale Zeit für jedermann. Kein einziger der Gerichtsangestellten verließ das Gebäude, sobald es sich bis in den letzten Winkel sämtlicher Büros herumgesprochen hatte, ein Vorgang, der naturgemäß nur wenige Minuten dauerte.
    Eine für eine große Anwaltskanzlei arbeitende Sekretärin war gerade damit beschäftigt gewesen, im Grundbuchamt Eigentumsverhältnisse zu überprüfen, als ihr der neueste Stand der Entwicklung im Fall Lanigan zugetragen wurde. Sie rannte zum nächsten Telefon und rief in ihrer Kanzlei an. Binnen kürzester Zeit wusste jeder Jurist an der Küste, dass Lanigan im Begriff stand, sich aufgrund irgendeines merkwürdigen Deals schuldig zu bekennen, und vorhatte, dies um 17.00 Uhr so diskret wie möglich im Hauptgerichtssaal von Biloxi zu tun.
    Die Vorstellung, dass da still und leise eine Anhörung stattfinden und ein leicht anrüchig anmutender Deal besiegelt werden sollte, löste einen wahren Wirbelsturm von Telefongesprächen aus; Anrufen bei anderen Anwälten, bei Ehefrauen, bevorzugten Reportern, außerhalb der Stadt weilenden Partnern. In weniger als einer halben Stunde wusste praktisch die ganze Stadt, dass Patrick vor Gericht erscheinen und danach wahrscheinlich freigelassen werden würde.
    Die Anhörung hätte mit Sicherheit weniger Aufmerksamkeit erregt, wenn sie in den Zeitungen angezeigt und von Reklametafeln herab verkündet worden wäre. Sie sollte kurz sein und keinerlei Aufsehen erregen. Rätsel umgaben sie. Es war das juristische System, das einen seiner Angehörigen schützte.
    Sie versammelten sich in Grüppchen im Gerichtssaal und tuschelten und flüsterten, beobachteten, wie Leute hereinströmten, und verteidigten ihre Sitzplätze. Die Menge wuchs und verlieh dem Hörensagen größere Glaubwürdigkeit. All diese Leute konnten sich nicht irren. Und als die Reporter eintrafen, gab es keine Gerüchte mehr, sondern nur noch Tatsachen.
    »Er trifft gerade ein«, sagte ein Gerichtsdiener in der Nähe des Richtertisches, und die Neugierigen machten sich auf die Suche nach Sitzplätzen.
    Patrick lächelte für die beiden Kameramänner, die herbeigeeilt waren, um ihn an der Hintertür in Empfang zu nehmen. Er wurde in das ihm bereits bekannte Geschworenenzimmer im ersten Stock geführt, wo man ihm die Handschellen abnahm. Seine Hose war ein paar Zentimeter zu lang, also krempelte er sie sorgfältig hoch. Karl kam ins Zimmer und wies die Deputies an, auf dem Flur zu warten.
    »Soviel zu der Frage einer unauffälligen kleinen Anhörung«, sagte Patrick.

    »In dieser Gegend hier ist es nicht ganz einfach, Geheimnisse zu bewahren. Hübsche Sachen, die Sie da anhaben.«
    »Danke.«
    »Ein Reporter von der Zeitung in Jackson, den ich gut kenne, hat mich gebeten, Sie zu fragen …«
    »Kommt nicht in Frage. Kein Wort zu irgend jemandem.«
    »Das dachte ich mir. Wann reisen Sie ab?«
    »Ich weiß es noch nicht. Bald.«
    »Wo ist die Frau?«
    »In Europa.«
    »Nehmen Sie mich mit?«
    »Sollte ich das?« ,
    »Ich möchte einfach zuschauen.«
    »Ich werde Ihnen ein Video schicken.«
    »Besten Dank.«
    »Würden Sie wirklich abhauen? Wenn Sie die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher