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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch
Autoren: Léo Malet
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erfüllt, kann er was erleben. Legrand hat
tatsächlich die Absicht, dem Mädchen alles zu erzählen. Anders kann ich mir die
Tatsache nicht erklären, daß er sich in einem Labor das Foto besorgt hat, das
Bodin damals in seinem Spind vergessen hatte, und eine Vergrößerung anfertigen
ließ von dem Gesicht der femme fatale , Janines Mutter. Zur Untermalung
hat er sich bestimmt auch einen oder mehrere Zeitungsartikel über den Raub der
Wertpapiere besorgt, illustriert mit dem berühmten Bild zum Beispiel. Man geht
in eine Redaktion, blättert in alten Ausgaben und reißt die Seite heraus, die
einen interessiert. So einfach ist das! Außerdem deponiert Legrand bei einem
Notar einen Umschlag — der wahrscheinlich den Bericht über den Doppelmord
enthält — , den der gute Mann dem Erpresser-Journalisten Saint-Genest
zuschicken soll, falls Legrand sich mehr als vierzehn Tage nicht bei ihm
meldet. Nicht, daß er um sein Leben fürchtet — das Töten ist anscheinend nicht
Buards Art — , aber man kann nie wissen. Wenn er stirbt, soll Buard auch daran
glauben müssen. Janine wird aus der Klinik entführt, Buard zahlt. Irgendwie
verschafft er sich die Summe. Wahrscheinlich borgt Durocher sie ihm. Er zahlt
um so lieber, falls man das so ausdrücken kann, da er versucht hat, mich
umzubringen. Da das jedoch nicht seine Art ist, gelingt es ihm auch nicht.
Jetzt muß er gleichzeitig versuchen, Legrand und mich loszuwerden. Er läßt
seine Beziehungen spielen, verfällt auf Durocher, den Direktor der Métropolitaine ,
wo Buard — Ironie des Schicksals! — aufgrund irgendwelcher Geschäfte und
glücklicher Spekulationen Karriere gemacht hat. Mühelos überzeugt er Durocher
davon, daß sich diese Entführung, zusammen mit verschiedenen Gewaltakten,
höchst negativ auf die öffentliche Meinung auswirken könnte. Die gespannte
Atmosphäre, in der die Finanzkreise seit dem Bankrott von Austro-Balkans leben, lassen Durocher & Cie. verständnisvoll reagieren... Zur
gleichen Zeit legt man es mir nahe, mich aus der Sache herauszuhalten...»
    «Was Sie allerdings nicht getan haben», bemerkte
Faroux.
    «Äh... Nein.»
    «Sagen Sie», mischte sich der Kommissar ein,
«das junge Mädchen hatte einen Autounfall. Was war das für ein Unfall? Ein
normaler oder ein dubioser? Sie haben doch sicher eine Meinung dazu...»
    «Ein dubioser. In der Nacht, in der Janine bei
mir war, habe ich Buard angerufen, um ihn davon zu unterrichten. Er machte den
Eindruck, als hätte er auf einen anderen Telefonanruf gewartet. Er schien
erleichtert, daß sein Patenkind nicht vor dem nächsten Morgen nach Hause kommen
würde. Was ist in jener Nacht passiert? Erwartete er einen Anruf von Legrand,
aus dem ? Nach dem Vergewaltigungsversuch hatte Buard seinen
angeschnauzt: aufzutreiben. Ruf mich später an, dann sag ich dir, wie weit ich damit bin.>
Als Legrand ihn dann später anrief, hat er ihn dazu bewegen können, noch einmal
in die Villa Mogador zurückzukommen. Das schlechte Wetter sowie seine genaue
Kenntnis der gefährlichen Waldstrecke begünstigten sein Vorhaben. Als er das
Auto auf der Straße, die praktisch nur zu seinem Anwesen
führt, herankommen sah, blendete er den Fahrer mit seinen Scheinwerfern. Ich
glaube außerdem, daß er vorher Öl auf der ohnehin schon glatten Fahrbahn
hatte. Seinen Nächsten umzubringen, war nicht Buards Art, wie
gesagt. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Da er keine Übung in solchen
Dingen hatte, ging der Schuß nach hinten los. Es war nämlich nicht Legrand, der
in dem Wagen saß. Legrand kam erst später an der Unfallstelle vorbei. Ist beim
Anblick der Gendarmen einfach vorbeigerauscht. Und wenn er begriffen hat, was
da vor sich gegangen war, muß er ziemlich wütend gewesen sein...
    In dem verunglückten Auto saß Janine, mit deren
Rückkehr Buard auf keinen Fall noch in der Nacht gerechnet hatte. Er muß einen
mächtigen Schock bekommen haben. Das einzige, was er tun konnte, war, die Flics...
äh... die zuständige Polizeidienststelle mit verstellter Stimme anzurufen...
    Noch was anderes: Er entdeckte nicht nur, daß er
beinahe seine Patentochter umgebracht hätte, sondern auch, daß diese einen
Revolver in der Handtasche mit sich herumtrug. Seinen eigenen Revolver, den
Janine mitgenommen hatte, als sie aus dem Haus geflüchtet war! Buard nimmt die
Waffe an sich. Die Gendarmen sollen sich nicht unnötig den Kopf zerbrechen,
nicht
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