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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch
Autoren: Léo Malet
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wahr? Aufgrund dieses Revolvers wurde mir später klar, daß Buard vor
allen anderen an der Unfallstelle gewesen sein mußte. Die Waffe sei bei dem
Aufprall durch die Luft geflogen und im Gras gelandet, behauptete Buard. Schon
möglich. Aber die Umstände waren so verworren...»
    «Demnach muß er versucht haben, Legrand um die
Ecke zu bringen?» fragte Faroux.
    «Ich glaube schon.»
    «Aber der Bericht über den Doppelmord an Bodin
und seiner Gefährtin? Hat er sich keinen Deut darum gekümmert?»
    «Vielleicht ahnte er gar nichts von dessen
Existenz. Und wenn er davon gehört hat, dann erst, als Legrand in der
darauffolgenden Nacht zurückkam, den Kopf voll sündiger Gedanken. Der Gangster
wollte die Sache zu Ende bringen — Janines Entführung und die anderen Spielchen
um seinen Anteil — , und zwar mit Gewalt. Deswegen hat Buard später klein
beigegeben. So. Reicht Ihnen das?»
    «Mehr oder weniger», lachte Faroux. «Aber
erzählen Sie uns doch noch etwas über Francis Ballu, den Toten in der Rue de
Bercy. Danach können wir meinetwegen Vergißmeinnicht pflücken gehen.»
    «Ach ja, Ballu! Stimmt! Sie müssen wissen, ich
war es nicht, der ihn getötet hat, auch wenn Sie meinen Hut gleich neben der
Leiche gefunden haben. Nebenbei gesagt: Ich bin froh, daß ich das gute Stück
dort vergessen habe. Sonst wäre ich jetzt bestimmt ein toter Mann, ist es nicht
so?»
    «Ganz bestimmt.»
    Faroux erklärte mir, wie die Ermittlungen
vonstatten gegangen waren: Besuch bei dem Hutmacher, dessen Name auf der
Innenseite meines Hutes stand und der mich als einen seiner Stammkunden
bezeichnete. Selbst wenn Faroux die Wahl zwischen irgendeinem x-beliebigen
Verbrecher und mir gehabt hätte, hätte er keinen Augenblick lang gezögert. Er
wußte, was er von meinen Versprechungen, mich nicht einzumischen, halten
konnte. Zusammen mit Ribes, der nicht von seiner Seite wich, hatte er mich
überall gesucht und war schließlich auf die Idee gekommen, in der Villa Mogador
nach mir zu sehen.
    «Schön», sagte Ribes. «Sie haben also Ballu
nicht getötet. War’s Legrand?»
    «Ja. Um das gesamte Lösegeld an sich zu bringen,
und einen Komplizen zu beseitigen, auf den er sich vielleicht nicht
hundertprozentig verlassen konnte. Ballu war rauschgiftsüchtig und damit in
seinen Augen ein Waschlappen wie Bodin. Nicht kaltblütig genug. Ja, Legrand
hielt ihn für einen, der — wie Bodin — erst als Leiche Ruhe haben und geben
würde.»
    Nach dieser Grabrede fragte ich, ob man nicht
irgendwo einen Beutel oder so was Ähnliches mit dem Lösegeld gefunden habe.
    Unter Buards Bett wurde ein Koffer
hervorgezogen. Er wurde geöffnet, und viele, viele Geldscheine flatterten auf
den Fußboden, die meisten mit Blut beschmiert.
    «Ballus Blut», behauptete ich. «Sie haben sich
wie die Wilden um die Beute geprügelt. Ballus Blut... Das erklärt auch, warum
Legrand heute nacht hier war, während ich ihn sonstwo vermutete, im Begriff,
das Geld mit vollen Händen auszugeben. Er wollte keinen Franc verlieren, der
saubere Jo, und bat Buard, die blutverschmierten Scheine durch Neue zu
ersetzen. Sie müssen mitten in einer angeregten Diskussion gewesen sein, als
ich hier auftauchte.»
    «Sehr schön», sagte Kommissar Ribes, so als wäre
alles wirklich sehr schön.
    Dann schnappte er sich das Telefon, um mit
vielen Leuten zu sprechen. Als er fertig war, löste Faroux ihn ab. Endlich war
der Apparat frei. Ich sah im Telefonbuch nach und rief Monsieur Durocher an.
Während ich darauf wartete, daß er sich aus seinem Bett quälte, wühlte ich aus
Gewohnheit in meinen Taschen... und hielt plötzlich Janines Foto in der Hand.
Janine... Ein zartes junges Mädchen, empfindsam und ängstlich besorgt um ihre
Nächsten... Ich wußte, warum sie meine Wohnung in jener Nacht so überstürzt
verlassen hatte. Jetzt fiel’s mir wieder ein. Sie hatte gehört, wie ich zu
Tatave, meinem Detektiv-Kollegen, am Telefon gesagt hatte, daß wir so ähnlich
seien wie Ärzte: Man kommt wegen Kopfschmerzen in die Sprechstunde, und sie
diagnostizieren Krebs. Janine hatte Angst, ich würde Krebs diagnostizieren. Und
ihre Befürchtung hatte sich als gerechtfertigt herausgestellt. Doch wenn es
nach mir ging, würde sie es niemals erfahren...
    Eine Stimme kitzelte mein Ohr:
    «Hallo!»
    «Hallo! Monsieur Durocher? Hier Nestor Burma.
Ich habe Legrand gefunden... Legrand und Monsieur X.»
    «Monsieur X auch? Welch eine freudige
Überraschung!»
    «Warten Sie den morgigen Tag ab, Monsieur,
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