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Der Papalagi

Der Papalagi

Titel: Der Papalagi
Autoren: Erich Scheuermann
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nicht mehr zu fesseln, so begann er zu schreiben. Er schrieb über seine Zeit an der Akademie in München, seine Erfahrungen, seine Freunde und veröffentlichte diese Aufzeichnungen unter dem Titel »Ein Weg« im G. Grote-Verlag in Berlin. In dieser Zeit lernte er auch Hermann Hesse kennen. Scheurmann fühlte sich von Hesse angesprochen und wäre ihm gerne nähergekommen. Doch Hesse’s fast fanatischer Preußenhaß und die Tatsache, daß Frau Scheurmann eine Vertreterin dieses Landesteils war, wirkte sich sehr hemmend auf ihre Beziehungen aus. Auch war Hesse literarisch und philosophisch auf allen Gebieten vertraut, während Scheurmanns Bildung bei Hauptmann, Wedekind und Ibsen begonnen hatte und nicht bei der Deutschen Klassik. Doch beide waren Außenseiter, und diese Tatsache verband sie. Sie pflegten zusammen zu diskutieren und Hesse beschloß, sich auf der Halbinsel zusammen mit seiner Frau niederzulassen. Doch mit Hesses steigendem Ruhm stieg auch die Bekanntheit der idyllischen Halbinsel, welche dadurch immer mehr von ihrer Eigenheit und Unberührtheit verlor. Acht Jahre später verließ Hesse die Halbinsel für immer.
In der Zwischenzeit wurden die Scheurmanns von schweren Schicksalsschlägen getroffen. Drei Kinder starben unmittelbar nach der Geburt. Es ist nur zu verstehen, daß es die beiden Eheleute drängte, ihr Heim am Bodensee zu verlassen und weit weg zu ziehen. Irgendwohin, wo sie vergessen konnten und die Möglichkeit hatten, ein neues Leben zu beginnen.
Durch Zufall lernten sie einen jungen Mann kennen, welcher jahrelang in der Südsee lebte. Begeistert von seinen Schilderungen beschlossen die beiden, in die Südsee – nach Samoa – zu übersiedeln. Nun begannen die Scheurmanns ihre Verwandschaft zu mobilisieren. Sie nahmen gegen Bilderpfand kleine Darlehen auf und verkauften möglichst viele Bilder, um so die Reisekasse zu füllen.
Zufällig erhielt Erich Scheurmann in diesen Tagen Besuch von seinem Verleger G. Grote, welcher ihm spontan DM 2000,– »für eine nette Südseegeschichte« anbot. Nun stand der Reise nichts mehr im Weg. Doch nochmals fiel ein Schatten auf das Eheleben der Scheurmanns. Frau Scheurmanns Arzt riet dieser dringend ab, eine Reise in die tropische Südsee zu unternehmen. So beschlossen die beiden, sich für ein Jahr zu trennen.
Am 7. April 1914 bestieg Erich Scheurmann in Bremerhaven den Reichspostdampfer »Scharnhorst«.
Die Reise verlief gut, für Erich Scheurmann tat sich eine neue Welt auf. In jedem Hafen lernte er Neues kennen, schuf Kontakte und hielt viele seiner Eindrücke auf seinen unzähligen Skizzenblocks fest. Während einem längeren Aufenthalt in Sidney, Scheurmann mußte sich den erforderlichen Impfungen unterziehen, verkaufte er viele seiner Skizzen und schuf außerdem für einen Deutschaustralier ein Werbeplakat für Tinte. So gelang es ihm, seine Reisekasse wieder aufzufrischen.
Am 16. Juni 1914 konnte er endlich Australien verlassen.
    Samoa. Kaum hatte er sich in diesem Traumland der Südsee eingelebt, begann er, Europa und seine neue Heimat zu vergleichen. Er erlebte die Insel als beschämenden Gegensatz zu Europa. Er war sich zwar durchaus bewußt, daß es für ihn, den zivilisierten Europäer, kein Zurück zu paradiesischen Zuständen gibt. Aber trotzdem, der Weg Europas schien ihm mit einem Male ins Unheil zu führen. Er begegnete auf Samoa dem einheimischen Häuptling Tuiavii aus Tiavea, welcher Europa bereits einmal bereist hatte und die europäische »Zivilisation« in seiner Weise erfahren und durchschaut hatte. Er machte keinen Hehl aus seiner Verachtung Europas gegenüber. In Erich Scheurmann fand er einen Gleichgesinnten. Die beiden befreundeten sich und Erich Scheurmann fühlte sich durch viele Diskussionen in eine Welt des Ursprungs zurückversetzt. Geängstigt ob seinen Erkenntnissen beschloß er, bei seiner Rückkehr nach Europa dem »zivilisierten Mitmenschen« einen Spiegel vorzuhalten, ihm die Augen zu öffnen. Er schrieb sich die Reden des Häuptlings auf und übersetzte sie Jahre nach seiner Rückkehr.
    Fünf Wochen nach seiner Ankunft auf Samoa brach in Europa der Krieg aus. Die männlichen Europäer auf der Insel wurden zu einer Art Zivilgarde verpflichtet. Eines Tages, Ende August, legte ein neuseeländisches Geschwader bei der Insel an und übernahm die Macht. Ein Großteil der deutschen Pflanzer wurde interniert. Scheurmann bemühte sich in diesen Tagen immer wieder um eine Ausreiseerlaubnis, jedoch ohne Erfolg.
    Am 25. Oktober
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