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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
Autoren: Martin Krüger
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(weiter nördlich ist nichts, nur Kanada, und mal ehrlich, würde Jim sagen, wer will da denn hin?) besteht aus vier Stockwerken, zwei Kellergeschossen und einem Dachboden. Während sich im ersten und zweiten Stock einhundertzwanzig Einzel- und Doppelzimmer befinden, verteilt auf den Ost-, den Westflügel und den Zentralbereich, ist der dritte Stock fünfundzwanzig Suiten vorbehalten. Im vierten Stock liegen fünf Luxussuiten, zehn Zimmer pro Suite mit einer Aussicht, ja danach würden Sie sich die Finger lecken, Suiten für fünftausend Pfund die Nacht.
    Im Erdgeschoss gibt es keine Zimmer, nur die Arbeitsräume für die Angestellten, eine große Empfangshalle und im Ostflügel den Speisesaal, an den die Küche mit der Speisekammer und Kühllagern angrenzt. Im Westflügel des Erdgeschosses liegen geschlossene Festsäle, die an Gesellschaften vermietet werden, und gleich daneben Lagerräume, in denen allerlei Krempel herumsteht, alte, verstaubte Kisten, ausrangierte Maschinen, zwei ausgestopfte Tiere, woher auch immer diese stammen ...
    Im Keller steht dann das Herzstück des Hotels: eine gewaltige Heizungsanlage, nahezu vollautomatisch gesteuert. Nahezu, weil Hausmeister Bradley doch von Zeit zu Zeit hinabsteigen muss, um die Automatik zu justieren. Dort war auch ein Kinosaal mit sechzig Plätzen, einige leer stehende Räume, allesamt mit Öfen bestückt und die Wohnung des Hausmeisters. Daneben die Wäscherei und ein Lager, in dem die Betten und Matratzen abgestellt waren.
    Tiefer lagen nur noch die ursprünglichen Fundamente des Larches. Was ist dort unten?
    Ach nichts. Alter Krempel. Jims Antwort lautete immer gleich.
    Haben Sie schon einmal danach gefragt?
    Ja?
    Ach nichts. Alter Krempel. Das war seine Antwort?
    Haben Sie auch beobachtet, wie seine Hände gezittert haben?

 
6
    Als Jack Carver den Lieferwagen vor den Hintereingang des Larches fuhr, stand die Sonne schon hoch am trüben Horizont. Es war Mittag und es schneite. In nur wenigen Stunden würde das letzte Licht verschwinden und einer diffusen Finsternis Platz machen, die das Hotel in ihren unerbittlichen Griff nahm.
    Jack sog die Luft durch die Nase ein: Sie war klar und kalt und hart. Luft ohne Konturen, ohne die stinkenden Reste der Zivilisation, die sie verdorben und vergiftet hatte. Er hob den Blick zum Himmel und sah dort, was er erwartet - was er gerochen - hatte.
    Ein Sturm kam, ein gewaltiger Sturm, und er wusste schlagartig, dass er das Hotel nicht mehr verlassen würde. Er wusste es.
    Verdammt.
    Dann erschien Jim in der Tür am Hintereingang. Jack sah ihn. »Ich hatte beinahe einen Unfall«, sagte er.
    »Einen Unfall? Hast du nicht gebetet, Jack?« Jim kam näher. Jack roch die feine Veränderung in der Luft, die das Aftershave verursachte, das der Manager aufgelegt hatte. Es war irgendein teurer Duft, das wusste Jack, aber Jim hatte damit völlig übertrieben.
    »Ich habe nicht gebetet, Jim. Und das weißt du. Und du solltest auch wissen, dass ein Gebet mich nicht vor den Unfall bewahrt hätte. Gebete bewahren niemanden.«
    Der Manager schüttelte den Kopf. »Du denkst wieder an deine arme Frau? Lisey? Du wirst es nie lernen. Und jetzt sorg' am besten dafür, dass irgendjemand die Sachen auslädt.«
    »Ich will so schnell wie möglich wieder von hier verschwinden.«
    »Hast du den Wetterbericht gehört?«
    Jack nickte. Oh ja.
    »Dann weißt du wohl, dass der Sturm ...«
    »Ich weiß es«, unterbrach Jack. »Ich will es trotzdem versuchen.«
    »Dann versuch es. Ich werde für dich beten, Jack.« Jim legte den Kopf schief. Er senkte seine Stimme, als einige Lagerarbeiter damit begannen, den Lieferwagen auszuräumen. »Vielleicht solltest du es auch einmal damit versuchen.« Der Ausdruck seiner Augen war kalt.
    »Vielleicht«, sagte Jack. Er beobachtete, wie sein Atem einen weißen Niederschlag in der eisigen Luft hinterließ. Er beobachtete Jim, der seinerseits wiederum die Arbeiter betrachtete, und überlegte, ob er ihm erzählen sollte, was er gesehen hatte.
    Aber Jim kam ihm zuvor.
    »Willst du mir noch irgendetwas sagen?«
    »Ja.«
    »Was denn?«
    »Ich habe dort draußen etwas gesehen.«
    Jim hob überrascht die Brauen. Seine feurig roten Wangen hatten in der Kälte einen Teil ihrer Farbe verloren. »Was war es?«
    »Es war nicht
etwas
. Ich glaube, dass ich
jemanden
gesehen habe. Der Wagen ist von der Straße abgekommen, und ich konnte ihn im letzten Moment vor einem Unfall bewahren. Als ich dann wieder die Augen geöffnet habe, stand
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