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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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getan hatte, knotete er den Beutel wieder auf und zog Samuel am Hals heraus, wobei er sorgsam darauf achtete, ihm selbigen weder zu brechen, noch ihm die Luftröhre zu zerquetschen. So etwas passierte schnell, wenn man nicht achtgab.
    »Du verdammtes … grüngesichtiges … schuppiges … Ungeheuer!«, japste der Halbling.
    Groxmox hob die freie Hand, betastete nachdenklich sein Gesicht, das ja tatsächlich grün und schuppig war und nickte. »Stimmt. Und?«
    »Wenn du mich umbringen willst, dann tu es doch einfach!«, sagte Samuel mit ebenso tapferem Gesichtsausdruck wie bebender Stimme. »Oder macht es dir solchen Spaß, mich vorher noch ein bisschen zu quälen?«
    Erstens wäre die Antwort auf seine Frage ein eindeutiges Ja gewesen, doch zweitens: »Aber warum sollte ich dich denn umbringen wollen?«
    Samuel blinzelte. »Na, weil … weil du ein Ork bist«, stotterte er. »Und … und ich ein Halbling.«
    »Stimmt«, sagte Groxmox. »Und?«
    »Und … und Orks töten Halblinge«, erwiderte Samuel. Er klang ein bisschen verwirrt.
    »Aber doch nur während des Tötens«, sagte Groxmox. »Und das ist für heute vorbei. Hast du das Horn nicht gehört?«
    »Während ich in deinem Beutel gesteckt habe und damit beschäftigt war, langsam zu ersticken?«, giftete Samuel. »Nein. Entschuldige meine Unachtsamkeit.«
    »Also hört man da drinnen nicht so gut?«, fragte Groxmox.
    Samuel zog die Augenbrauen zusammen. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«, fragte er.
    »Aber warum sollte ich denn so etwas tun?«, erkundigte sich Groxmox. Wenn überhaupt, dann allerhöchstens auf die Hand. Der Knirps wog kaum mehr als sein linker Fuß.
    Samuels Stirnrunzeln vertiefte sich noch einmal, und Groxmox meinte, regelrecht sehen zu können, wie angestrengt er über etwas ganz Bestimmtes nachdachte, den Gedanken dann aber abschüttelte, ohne ihn ganz zu Ende verfolgt zu haben.
    Apropos Gedanken: Was war das jetzt wieder für ein seltsamer Gedanke? Irgendetwas ging in seinem Kopf vor, das ihn über die Maßen verwirrte.
    »Du willst mich auf den Arm nehmen«, stellte Samuel fest.
    Sein Lächeln wurde traurig. Groxmox verstand immer noch nicht, was der Halbling überhaupt meinte, aber er war satt, hatte eine Menge Spitzohren erschlagen (und ganz egal, was Muxlux behauptete, mindestens einen mehr als sein Eiling), und auch wenn ihm das Bier immer noch nicht wirklich schmeckte, wirkte der Alkohol doch allmählich, sodass er in versöhnlicher Stimmung war. Also tat er dem Knirps den Gefallen, zog ihn an den Haaren ganz aus dem Beutel und setzte ihn in seine linke Armbeuge.
    »Ich verstehe«, sagte Samuel, nachdem er aufgehört hatte, nach Luft zu japsen und sich die Tränen aus den Augen wischte. »Das ist wohl deine Art, mich noch ein bisschen zu quälen und zu verspotten, bevor du mich tötest, nicht wahr?« Er schürzte die Lippen, wodurch er nun endgültig wie ein trotziges Kind aussah. »Und ich dachte trotz allem, dass ihr Orks so eine Art kruder Soldatenehre hättet. Da habe ich mich wohl getäuscht.«
    »Verspotten?«, wiederholte Groxmox. »Soldatenehre? Was soll das sein?«
    Samuel zog noch einmal lautstark die Nase hoch, fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, um die Tränen wegzuwischen und schenkte ihm einen finsteren Blick. Groxmox erwartete nun, dass er seine Frage – womöglich in schulmeisterlichem Ton – beantworten würde, doch er tat etwas, womit er eigentlich auch hätte rechnen müssen, was ihn aber nichtsdestotrotz überraschte: Mit einer blitzartigen Bewegung sprang der Halbling auf und von Groxmox Arm herunter, fuhr herum und jagte Haken schlagend in erstaunlichem Tempo davon. Er war schnell, und Groxmox war wirklich überrascht, sodass der Kleine bereits drei oder vier Schritte Vorsprung hatte, bevor der Große überhaupt begriff, was geschah. Es brauchte noch drei oder vier mehr, ehe er sich endlich in die Höhe gestemmt und ebenfalls herumgedreht hatte.
    Unglückseligerweise war Samuel nicht nur flink, sondern eben auch ein Halbling, was zu seinem Pech bedeutete, dass seine Beine nicht einmal halb so lang wie die eines Orks waren.
    Sie waren sogar sehr viel kürzer. Groxmox konnte es sich leisten, noch einen weiteren halben Atemzug damit zu verschwenden, dem flüchtenden Knirps nachzusehen und sich zu fragen, ob es der Mühe überhaupt wert war, ihn zu verfolgen, bevor er in Gedanken nickte, damit seine eigene Frage beantwortete und einen einzelnen, weit ausgreifenden Schritt tat, mit dem er die
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