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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Entfernung zwischen sich und dem flüchtenden Halbling beinahe halbierte. Samuel quietschte vor Schrecken und verdoppelte sowohl seine Anstrengungen als auch die Anzahl der geschlagenen Haken, und Groxmox machte einen zweiten und noch etwas größeren Schritt, womit er ihn schon beinahe wieder einholte. Der Halbling piepste wie ein erschrockener Vogel, entging einer zupackenden Hand um Haaresbreite, schlug einen weiteren und noch schnelleren Haken und machte einen gewagten Sprung über irgendetwas hinweg, das Groxmox in der fast vollkommenen Dunkelheit nicht genau erkennen konnte. Es war ihm auch völlig gleich, denn er begann allmählich, wirklich ärgerlich auf diesen aufmüpfigen Zwerg zu werden. Er hatte nun tatsächlich Wichtigeres zu tun, als hinter einem entlaufenen Halbling herzulaufen.
    Auch wenn er eigentlich nicht so genau wusste, was.
    Holz splitterte, als er unbeholfen herumstolperte, um erneut dem flüchtenden Knirps hinterherzujagen, dann trat er auf etwas Weiches, das mit einem widerlich matschigen Laut zerplatzte und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Mit wild rudernden Armen und erst im allerletzten Moment fand er seine Balance wieder, aber der freche Wicht nutzte das Missgeschick selbstverständlich, um seinen Vorsprung wieder zu vergrößern, und auch seine Richtung erneut zu ändern. Er jagte jetzt auf den Fluss zu, und damit in Richtung seiner Brüder am anderen Ufer.
    Groxmox fragte sich verblüfft, ob die Angst dem Halbling nun endgültig den Verstand geraubt hatte. Der Fluss war nicht nur tief und außergewöhnlich breit, seine Strömung war reißend genug, dass selbst etliche seiner Eilinge schon darin ertrunken waren. Den Halbling mussten die tosenden Wassermassen einfach zermalmen!
    Auch dieser Gedanke war nicht nur außergewöhnlich für einen Ork, er hielt Groxmox nicht für einen Sekundenbruchteil (was immer das sein mochte) davon ab, seine Verfolgung fortzusetzen.
    Samuels Vorsprung war mit drei weiteren beherzten Schritten aufgezehrt, und dieses Mal packte er gezielt zu, erwischte ihn am Kragen und lupfte den Kleinen zwischen Daumen und Zeigefinger in die Höhe. Samuel kreischte und begann wie wild mit den Beinen zu strampeln, sodass Groxmox ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf versetzte, der ihm nahezu das Bewusstsein raubte.
    »He, he, wo willst du denn hin?«, fragte er. »Wir waren doch noch gar nicht –«
    Etwas schlug ihm hart genug in die Seite, um ihn den Rest dieses Satzes augenblicklich vergessen (und den Halbling fallen) zu lassen. Groxmox griff zwar instinktiv zu und hätte ihn auch zweifellos wieder geschnappt, doch in diesem Moment wurde ihm auch klar, wohin der Halbling wirklich geflohen war: nicht einfach nur weg von ihm, sondern geradewegs in Richtung Fluss und damit in den Bereich, den die Spitzohren offensichtlich gewählt hatten, um ihre überzähligen Pfeile und sonstigen Wurfgeschosse zu entsorgen.
    Das vermeintliche Dornengestrüpp, durch das Samuel stolperte und das sein Tempo immer weiter verlangsamte, war gar keines. Wollte der Halbling nicht Gefahr laufen, sich selbst aufzuspießen oder hoffnungslos in einem Gewirr aus abgebrochenen Pfeilen und Federn zu verheddern, blieb ihm nichts, als weniger hastig vorzugehen, bestand das Gestrüpp doch in Wahrheit aus tausenden und abertausenden Pfeilen, die hier im Boden steckten; oder in den Leibern erschreckend vieler Orks, die bei der Wahl ihres Lagers vielleicht nicht sorgsam genug gewesen waren.
    Einmal bei dieser Erkenntnis angelangt – und vollkommen sicher, den entlaufenen Halbling mit einigen wenigen beherzten Schritten jederzeit wieder einholen zu können –, bückte sich Groxmox nach einem abgerissenen Arm, der gerade schon weit genug in Fäulnis übergegangen war, um ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen. Doch gerade als er sich wieder aufrichten wollte, zischte ein Stein über seine gekrümmten Schultern hinweg, der nur wenig kleiner war als sein eigener gehörnter Schädel.
    Groxmox starrte das heimtückische Wurfgeschoss dümmlich an, das sich nur wenige Schritte hinter ihm mit einem dumpfen Laut in den Boden grub. Er gönnte sich einen herzhaften Bissen und erinnerte sich dann selbst daran, warum er eigentlich hier war und hielt wieder nach dem entlaufenen Winzling Ausschau.
    Samuel war ein gutes Stück weiter gekommen, als er es erwartet hätte, hatte sich aber schließlich in dem Dschungel aus kreuz und quer stehenden, abgebrochenen und gesplitterten Pfeilen verfangen. Der
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