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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Wieso?«
    »Schpitschohrn schmeischn ischnisch er …« Ein lautstarker Rülpser. »… laubt. Schin die Regln.«
    Die er zweifellos genau in diesem Moment selbst erfunden hatte, dachte Groxmox. »Was für Regeln?«
    Etwas zupfte an seinem Gürtel, doch der Vorsatz, danach zu sehen, entglitt ihm, als er beobachtete, wie Muxlux einen Gutteil des Bieres, das er im Laufe des Abends getrunken hatte wieder zurück in den Krug spie, ihn kräftig schwenkte und dann einen weiteren großen Schluck nahm. Etwas an diesem Anblick störte ihn, auch wenn er selbst nicht genau zu sagen vermocht hätte, was.
    »Isch nisch erlaubd«, beharrte Muxlux. »Du kannsch ihn nisch schweimal schählen, nur weil d’en in schwei Schtücke g’hackt hasch.«
    Für jemanden in seinem Zustand, dachte Groxmox, war das sogar ein durchaus beachtenswerter Satz, auch wenn dessen Wirkung vielleicht ein bisschen dadurch beeinträchtigt wurde, dass sein Eiling einen Schluckauf bekam und jetzt nicht nur die letzten Schlucke Bier zurück in seinen Krug spie, sondern auch noch einen guten Teil des Fleisches, das er zuvor gegessen hatte. Groxmox wurde selbst ein bisschen übel, und er setzte den Krug, den er gerade hatte heben wollen rasch wieder ab; zumal er sah, wie Muxlux seinen Krug jetzt eindeutig heftiger schwenkte, um die Konsistenz seines Inhaltes wieder etwas weiter in Richtung flüssig zu verschieben. Und was war das nun eigentlich für ein Wort: Konsistenz?
    Abermals zog etwas an seinem Gürtel, und diesmal sah er hin und legte fragend die Stirn in Falten, als er erkannte, dass sich einer der aus groben Flicken zusammengesetzten Beutel daran bewegte. Er hatte das Gefühl, eigentlich auch wissen zu sollen, warum er das tat, aber das war nicht der Fall.
    »Ich habe ihn nicht doppelt gezählt«, sagte Groxmox betont. »Aber das andere Spitzohr ist vom Pferd gefallen, nachdem ich mit ihm danach geworfen habe.«
    »Du hasch ihn abba nisch erschlang«, beharrte Muxlux. »Und du redesch wirresch Scheug. Du bischa beschoffn.« Er nahm einen weiteren großen Schluck von seiner vorverdauten Biersuppe (Groxmox wurde endgültig übel) und hob mit einem seligen Kichern die linke Hand, um den Zeigefinger in die Höhe zu strecken.
    »Der gildet nisch. Ischabbein mehr.«
    Groxmox sah ihn lange und durchdringend an, dann streckte er fast gemächlich den Arm aus und brach Muxlux’ emporgereckten Finger. Zwei-, oder dreimal, wie es sich anhörte.
    Muxlux starrte ihn geschlagene drei Atemzüge lang an, dann noch einmal – und sogar deutlich länger – seinen Finger, der in gleich drei unterschiedlichen Winkeln so ziemlich überallhin deutete und wirklich komisch aussah. Dann stieß er einen einzelnen, quietschenden Schrei aus und fiel stocksteif nach hinten. Noch bevor sein schuppiger Hinterkopf auf den Boden knallte, begann er zu schnarchen. Groxmox sah eine geraume Weile nachdenklich auf ihn herab, dann setzte er seinen Krug zu Boden, beugte sich vor und bog Muxlux Finger wieder gerade. Sein Eiling winselte im Schlaf und schnarchte dann noch lauter weiter.
    »Und da habe ich doch wirklich gedacht, er wäre dein Freund«, sagte eine Stimme.
    Groxmox richtete sich so erschrocken auf, dass er seinen Bierkrug umstieß, dessen Inhalt sich über Muxlux Sandalen ergoss und unverzüglich damit begann, sie zischend und qualmend aufzulösen; zusammen mit einem Teil von des unbeirrt weiterschlafenden Orks Fußsohlen. Verwirrt sah er sich um, konnte aber nicht sagen, wer diese Worte gesprochen hatte. Die meisten anderen in seiner Umgebung schliefen bereits, oder waren zumindest dermaßen betrunken, dass sie kaum noch ihren eigenen Namen aussprechen konnten, geschweige, dass sie zu so einer komplizierten Beobachtung fähig gewesen wären.
    »Was?«, fragte Groxmox.
    »Ich dachte, ihr wärt Freunde, und du brichst ihm ganz grundlos den Finger?«
    Kein Zweifel, dachte Groxmox verblüfft: Der Beutel zappelte nicht nur hektisch an seinem Gürtel, er sprach auch mit ihm! Vielleicht hätte er das Bier an diesem Abend gar nicht anrühren sollen.
    Trotzdem antwortete er ganz automatisch: »Aber er ist mein Freund.« Noch so ein seltsames Wort, von dem er sogar fast sicher war, es gestern noch nicht einmal gekannt zu haben, das ihm aber zugleich auch zu glatt über die Lippen kam, um irgendetwas anderes als wahr sein zu können. Was ging hier vor?
    »Ach, und deshalb brichst du ihm einfach mal die Hand?«, ereiferte sich der Beutel. Er zappelte stärker, dann ging aus irgendeinem
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