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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu, wie sich Haut und Fleisch zwar teilten, aber gar nicht daran dachten, sich unverzüglich wieder zusammenzufügen. Außerdem tat es ganz ekelhaft weh, und es war eine ihm vollkommen unbekannte Art von Schmerz, den er nicht nehmen und in etwas verwandeln konnte, das ihm zunutze war. Stattdessen tat es einfach nur weh .
    Muxlux humpelte ihm nach und sah auf seinen blutenden Arm hinab. »Machstn da?«, wollte er wissen.
    Groxmox starrte seinen Eiling an, dann den Schnitt in seinem Fleisch, schließlich das zweischneidige Schwert und dann noch einmal Muxlux. Dann drehte er sich ganz zu ihm herum und zog ihm die Klinge so tief durch die Wange, dass das Fleisch so weit aufklaffte, dass man die gelben Zähne in der dahinterliegenden Mundhöhle erkennen konnte. Muxlux kreischte, schlug mit der einen Hand das Schwert weg und die andere so wuchtig vor sein Gesicht, das seine Augen trüb wurden und er einen Moment lang benommen wankte. Groxmox hielt ihn rasch mit beiden Händen fest und sah ihm aufmerksam ins Gesicht. Muxlux’ Wange hing herunter wie ein Fetzen aus einem zerrissenen Hemd, und Zähne und Zunge dahinter begannen, sich vom Orkblut schwarz zu färben. Sein Eiling blinzelte, heulte noch immer vor Pein und versuchte, sowohl sich loszureißen als auch sein Gesicht zusammenzuhalten, doch Groxmox war schon immer viel stärker gewesen als er (wenn man es genau nahm, dann war er stärker als jeder andere Ork, den er kannte). Er hielt ihn mühelos in eisernem Griff und beobachtete staunend, dass sein Eiling noch viel größere Mühe zu haben schien, jener unbekannten Art von Schmerz Herr zu werden als er selbst.
    Groxmox hielt Muxlux weiterhin fest und wartete, bis sich tatsächlich so etwas wie eine rudimentäre Sorge um seinen Eiling in ihm zu regen begann. Doch schließlich floss das Blut weniger stark, und er gestattete Muxlux, die Hand zu heben und sein Gesicht daran zu hindern, auseinanderzufallen. Da war noch etwas Wichtiges. Er hatte vergessen, was es war, aber es hatte mit dem Messer zu tun.
    Der eigene Arm hatte inzwischen aufgehört zu bluten. Nur um auch ganz sicher zu sein, fügte sich Groxmox noch einen weiteren tiefen Schnitt in der Handfläche zu und beobachtete zufrieden (und mit zusammengebissenen Zähnen, um nicht vor Schmerz zu stöhnen), dass sich auch diese Wunde nur sehr langsam schloss, und sehr viel stärker blutete, als sie eigentlich sollte.
    Dann erinnerte er sich. Dieses verzauberte Schwert war nicht von selbst in seinem Bein erschienen. Er musste den Leichnam des vorwitzigen Halblings finden, der ihn gestochen hatte. Möglicherweise half ihm das ja, das Geheimnis dieser verzauberten Klinge zu lösen. Auch wenn er nicht die mindeste Vorstellung hatte, wie.
    Während er nach dem toten Winzling Ausschau hielt, wanderte sein Blick noch einmal über das Töten, das noch immer in vollem Gange war, und er erschrak. Es stand wirklich nicht zum Besten. Viele seiner Eilinge lagen reglos am Boden oder wurden Schritt für Schritt von den Langohren und ihren dreisten Verbündeten zurückgedrängt. Das war nicht nur erschreckend, sondern dürfte eigentlich auch keinesfalls geschehen.
    Es wäre nicht das erste Töten, das Groxmox und die Seinen verloren, doch als sie an diesem Morgen aufgebrochen waren, da hatten sie praktisch schon als Sieger festgestanden. Die Festung der Spitzohren lag vor ihnen, gleich auf der anderen Seite des Flusses, und ihre Zahl war mehr als doppelt so groß wie die der Ritter in Weiß und Silber. Die stellten sich ihnen wohl auch nur noch aus reinem Stolz entgegen, oder um ihren Familien und Freunden mit diesem Opfer die Zeit zu erkaufen, die sie brauchten, um die bereits dem Untergang geweihte Festung zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen.
    Jetzt hingegen sah es fast so aus, als befänden sich die Elben und ihre vorwitzigen Mitstreiter auf dem Vormarsch.
    Was natürlich vollkommen unmöglich war, wie sogar Groxmox wusste. Spitzohren konnten Orks schlagen, und sie hatten es auch schon getan, aber dazu mussten sie ihnen zahlenmäßig mindestens so weit überlegen sein, wie er Finger an einer Hand hatte. Oder besser an beiden.
    Etwas flackerte in seinen Augenwinkeln. Groxmox sah genauer hin, erkannte nichts, registrierte aber, gerade als er eigentlich hatte wegsehen wollen, ein neues Huschen in den Augenwinkeln.
    Nach dem fünften oder sechsten Versuch, wurde ihm endgültig klar, dass er das, was er da sah, eigentlich nur sah, wenn er es nicht sah. Von diesem
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