Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
komplizierten Gedanken allein bekam er Kopfschmerzen; oder vielleicht auch von dem Zauber, der seine Sinne trübte, denn um nichts anderes konnte es sich handeln. Er meinte einen Hügel zu sehen, wo keiner war, den Umriss eines Zeltes und die Schattenrisse einer Anzahl Gestalten, die darauf und daneben standen und das Töten beobachteten. Doch das alles war auf eine schreckliche Weise verzerrt und falsch, die er unmöglich in Worte kleiden konnte, auch wenn der Effekt ihm schier den Magen umstülpen wollte.
    Schon damit ihm nicht endgültig übel wurde, besann er sich wieder auf den Gedanken davor und schob das Halblings-Schwert behutsam unter den Gürtel, während er zugleich nach dessen ehemaligem Besitzer Ausschau hielt. Groxmox meinte sich zu erinnern, ihn mit einem Fußtritt erwischt zu haben. So musste das, was von ihm übrig war, vermutlich als blutiger Sack voller Knochensplitter irgendwo zwischen all den anderen Toten liegen. Er musste wohl härter zugetreten haben, als er gedacht hatte, denn er entdeckte den toten Halbling zwar, aber er war sehr viel weiter geflogen, als er erwartet hätte. Groxmox ging hin, stieß den Halbling behutsam mit dem Fuß an und ließ sich dann in die Hocke sinken, um ihn genauer zu begutachten.
    Nicht dass es etwas wirklich Außergewöhnliches zu sehen gab, abgesehen davon eben, dass er ein Halbling und damit sehr klein und schon fast lächerlich zerbrechlich gebaut war. Groxmox konnte keine größeren Beschädigungen entdecken, als er ihn mit spitzen Fingern am Schlafittchen ergriff und hochhob, aber schließlich wusste er auch, wie leicht diese Knirpse kaputtgingen. Prüfend schüttelte er den reglosen Knirps – sehr vorsichtig, sodass seine Zähne zwar hart genug aufeinanderschlugen, um ein bisschen zu bluten, aber immerhin blieben, wo sie waren. Er drehte ihn hin und her und fragte sich vergebens, was an diesem Anblick nicht stimmte. Mit dem Halbling hatte es eine Besonderheit, so viel war klar, aber er konnte beim besten Willen nicht sagen was für eine.
    Es spielte auch keine Rolle. Der Halbling war tot, und das war alles, was zählte.
    Groxmox überlegte, ihn fallen zu lassen, besann sich dann aber eines Besseren und packte ihn bei den Fußknöcheln, um ihn mitzunehmen und als Wurfgeschoss zu benutzen, sobald ihm das erste Spitzohr zu nahe kam.
    Was vielleicht eher der Fall sein würde, als er bisher angenommen hatte, denn als Groxmox aufstand und sich herumdrehte, stellte er fest, dass die Front der Kämpfenden erneut näher gekommen war. So unglaublich es ihm auch selbst vorkam: Die Orks befanden sich nahezu überall auf dem Rückzug (auch wenn er es in Gedanken etwas anders formulierte, schon weil es das Wort Rückzug in der Sprache seines Volkes gar nicht gab). Wohin er auch sah, drängten die Spitzohren und ihre zwergwüchsigen Verbündeten die Orks zurück, und allzu viele grün und grau geschuppte Gestalten lagen reglos am Boden und wurden von eisernen Pferdehufen zermalmt oder von unzähligen winzigen Füßchen zu Tode getrampelt.
    Groxmox seufzte nicht nur sehr tief, sondern schüttelte auch in einer fast menschlich anmutenden Geste das Haupt.
    Er hätte sich nicht durch diesen Halbling ablenken lassen und den anderen die Führung des Kampfes überlassen sollen. Er schätzte seine Brüder, und er liebte – soweit ein Ork dazu in der Lage war – seine Eilinge … aber Tatsache war auch, dass diese Dummköpfe allein so gut wie nichts auf die Reihe bekamen.
    Statt mit ihm nach dem nächstbesten Elb zu werfen, stopfte er den toten Halbling in einen der zahlreichen, an seinem Gürtel hängenden Beutebeutel, nutzte die frei gewordene Hand, um sein Schwert wieder zu ziehen und tat das, was Orks am besten konnten (manche behaupteten auch, es wäre alles, was sie wirklich konnten): Er warf sich brüllend in den Kampf.
    Wenn man es genau nahm, dann war das Lager der Orks nicht wirklich ein Lager, denn es gab weder eine Begrenzung noch Wachen noch Hütten, Zelte oder anders geartete Unterkünfte und schon gar keine Regeln oder irgendeine Art von Organisation (auch dafür existierte kein Wort in der Sprache der Orks). Stattdessen handelte es sich bei dem sogenannten Lager um einen willkürlich gewählten Platz, der einzig deshalb gerade ein Stück außer Pfeilschussweite des von den Spitzohren und ihren kleinwüchsigen Verbündeten beherrschten Flussufers lag, weil der Teil innerhalb ihrer Pfeilschussweite so dicht mit erschossenen Orks übersät war, dass es schlichtweg
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher