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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet
Autoren: Robert Silverberg
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dachten: Sieh zu, daß du die rostbefallenen Bäume wegschaffst, bevor sie den ganzen Planeten anstecken.
    In ihrer Lage hätte er nicht anders gedacht. Obwohl der Rost nun auch diesen Planeten erreicht hatte, war die Krankheit nicht übermäßig ansteckend. Man konnte sie eindämmen. Nachbarplantagen konnten gerettet werden, und selbst die nicht befallenen Haine seiner eigenen Pflanzung – wenn er schnell genug handelte.
    Fred Leitfried, groß, blauäugig und selbst bei heiteren Anlässen ernst, schien den Tränen nahe zu sein.
    »Zen, ich habe Rostalarm gegeben«, sagte er. »In dreißig Minuten fangen wir mit der Bekämpfung an. Das andere hängt vom Glück ab.«
    »Wo wollen Sie anfangen?«
    »Bei den Hoppern«, sagte Leitfried. »Sie sind am größten und am leichtesten zu beseitigen, und wir wissen, daß sie potentielle Rost-Überträger sind. Wenn der Virus sie noch nicht erreicht hat, können wir den Kreislauf dort unterbrechen und vielleicht noch einmal davonkommen.«
    »Sie wissen, daß Sie von der Ausrottung von möglicherweise einer Million Tieren reden«, sagte Holbrook dumpf.
    »Ich weiß es, Zen.«
    »Glauben Sie, daß Sie das können?«
    »Wir müssen. Außerdem sind die Pläne längst aufgestellt worden, und alles kann losgehen. Bevor es dunkel wird, bedeckt ein dünner Nebel von hoppertötenden Stoffen den halben Kontinent.«
    »Eine Schande«, sagte der Mann von der Bank. »Das sind so friedliche Tiere.«
    »Aber jetzt sind sie eine Bedrohung«, sagte einer der Pflanzer. »Sie müssen weg.«
    Holbrook machte ein finsteres Gesicht. Er mochte die Hopper; sie waren große, kaninchenartige Wesen, fast so groß wie Bären, die wertloses Strauchzeug fraßen und für den Menschen ungefährlich waren. Man wußte aber, daß sie den Rostvirus übertragen konnten. Naomi liebt die Hopper, dachte er. Sie wird uns für Banditen halten, wenn wir sie ausrotten. Aber wir müssen unsere Bäume retten.
    »Sie wissen, was Sie zu tun haben, Zen?« fragte Leitfried.
    »Ja.«
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Ich mache das lieber selbst.«
    »Wir können Ihnen zehn Mann geben.«
    »Es ist nur ein Sektor, nicht? Ich kann das. Ich muß es tun. Es sind meine Bäume.«
    »Wann fangen Sie an?« fragte Borden, Holbrooks Nachbar im Osten. Zwischen seinem und Holbrooks Land lagen fünfzig Meilen Buschland, aber es war nicht schwer zu verstehen, warum der Mann ungeduldig war.
    »In einer Stunde, denke ich«, erwiderte Holbrook. »Ich muß zuerst rechnen. Fred, vielleicht kommen Sie mit hinauf und helfen mir, das infizierte Gebiet auf den Schirmen zu überprüfen?«
    »Ja.«
    »Bevor Sie gehen, Mr. Holbrook – « sagte der Mann von der Versicherung und trat vor.
    »Ja?«
    »Wir möchten Ihnen nur sagen, daß wir Ihnen voll zustimmen. Wir unterstützen Sie in jeder Beziehung.«
    Sehr freundlich von euch, dachte Holbrook mürrisch. Wozu waren Versicherungen sonst da? Aber er grinste kurz und murmelte Dankesworte.
    Der Mann von der Bank sagte nichts, wofür Holbrook dankbar war. Für solche Dinge war später Zeit.
    Im Info-Zentrum schalteten er und Leitfried alle Schirme ein. Holbrook zeigte auf Sektor C und tippte eine Hain-Simulierung in den Computer, die er durch die Laborergebnisse ergänzte.
    »Das sind die infizierten Bäume«, sagte er. »Vielleicht insgesamt fünfzig.« Er zeichnete mit dem Lichtstift einen Kreis, darum herum einen größeren. »Das ist die Zone möglicher Inkubation. Weitere achtzig bis hundert Bäume. Was meinen Sie, Fred?«
    Leitfried griff nach dem Stift und zeichnete einen größeren Kreis auf den Schirm, der fast bis zum Rand des Sektors reichte.
    »Die müssen alle weg, Zen.«
    »Das sind vierhundert Bäume.«
    »Wie viele haben Sie insgesamt?«
    »Vielleicht sieben-, achttausend«, erwiderte Holbrook achselzuckend.
    »Wollen Sie sie alle verlieren?«
    »Okay. Sie wollen eine Schutzzone um den Infektionsbereich. Ein steriles Gebiet.«
    »Ja.«
    »Was hat das für einen Sinn? Wenn der Virus aus der Luft herunterkommen kann, wozu die Mühe – «
    »Reden Sie nicht so.« Leitfrieds Gesicht wurde immer länger und trauriger. »Zen, Sie haben nur zwei Möglichkeiten. Sie können hinausgehen und niederbrennen, oder aufgeben und alles dem Rost überlassen. Wenn Sie das erste tun, haben Sie eine Chance, den Großteil Ihres Eigentums zu retten. Wenn Sie aufgeben, brennen wir trotzdem alles nieder, zu unserem eigenen Schutz. Und mit vierhundert Bäumen begnügen wir uns dann nicht.«
    »Ich gehe, keine
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