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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet
Autoren: Robert Silverberg
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einer Frau, ja. Aber ein Kind. Noch ein Kind, das Schoßtiere liebte. Das nicht begreifen konnte, daß man in der realen Welt das eine gegen das andere abwägen und sein Bestes tun mußte. Was hatte sie heute im Sektor C gelernt? Daß das Universum oft nur brutale Wahlmöglichkeiten bietet? Oder nur, daß der Onkel, den sie anhimmelte, des Verrats und Mordes fähig war?
    Man hatte ihr eine Beruhigungsspritze gegeben, aber sie lag wach in ihrem Zimmer, und als er hereinkam, zog sie die Decke über ihren Schlafanzug hoch. Ihre Augen blickten kalt und mürrisch.
    »Du hast es versprochen«, sagte sie bitter. »Und dann hast du mich hereingelegt.«
    »Ich mußte die anderen Bäume retten. Du wirst es verstehen, Naomi.«
    »Ich verstehe, daß du mich belogen hast, Zen.«
    »Es tut mir leid. Verzeihst du mir?«
    »Du kannst dich zum Teufel scheren«, sagte sie, und die Erwachsenenworte aus ihrem kindlichen Mund ließen ihn frösteln.
    Er konnte nicht mehr bei ihr bleiben. Er ging hinauf zu Fred Leitfried im Info-Zentrum. »Alles vorbei«, sagte er leise.
    »Sie haben sich wie ein Mann gehalten, Zen.«
    »Ja. Ja.« Mit der Kamera suchte er das Aschefeld ab. Er spürte Naomis Wärme an sich. Er sah ihre mürrischen Augen. Die Nacht würde kommen, die Monde würden mit ihrem Tanz am Himmel beginnen, die Sternbilder, an die er sich nie gewöhnt hatte, würden erstrahlen. Er würde vielleicht wieder mit ihr sprechen. Versuchen, es ihr begreiflich zu machen. Und dann würde er sie fortschicken, bis sie eine fertige Frau geworden war.
    »Es fängt an zu regnen«, sagte Leitfried. »Das fördert die Reife, nicht?«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    »Kommen Sie sich vor wie ein Mörder, Zen?«
    »Was glauben Sie?«
    »Ich weiß. Ich weiß.«
    Holbrook begann die Kameras abzuschalten. Er hatte für heute alles getan, was er hatte tun wollen. Er sagte leise: »Fred, das waren Bäume. Nur Bäume. Bäume, Fred, Bäume.«
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