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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet
Autoren: Robert Silverberg
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Verluste davongekommen. Ich habe im Dorf sechs tote Rigelaner gezählt, dazu kommt noch der Mann, den Sie zurückgelassen haben. Er sitzt in unserer Arrestkabine.«
    »Ah. Ich hatte mich schon gefragt, was aus ihm geworden ist. Also, Harskin, erklären wir Fafner zum neutralen Planeten und belassen es dabei? Ein eher unbefriedigendes Ende unserer kurzen Begegnung.«
    »Richtig. Aber was können wir tun? Wir haben bei der Flucht Sachen im Wert von fast fünfzigtausend Krediteinheiten zurückgelassen.«
    »Ihr Terraner seid großzügig«, meinte der Rigelaner. »Unsere Waren hatten höchstens die Hälfte dieses Wertes.«
    »So geht es eben«, meinte Harskin. »Nun, beste Wünsche, Kapitän Vierzehn Ohnetod.«
    »Augenblick! Ist entschieden, daß wir uns beide zurückziehen?«
    »Ich bin mir nicht so sicher«, sagte Harskin und unterbrach die Verbindung.
    Als sie Fasolt erreichten und sich wieder zu den Männern in der Kuppel gesellten, beraumte Harskin eine Versammlung an. Er hatte eine Idee.
    »Die Rigelaner haben den Gnorphen Waren im Wert von fünfundzwanzigtausend KE angeboten und wurden empört abgewiesen«, sagte er. »Wir haben das Doppelte gebracht – und wenn Archers Bericht über den Zwischenfall mit den Rigelanern genau zutrifft, wurden wir etwa doppelt so schnell angegriffen. Yang, sagt Ihnen das etwas?«
    Der kleine Soziologe runzelte die Stirn.
    »Das Schema ist noch immer unklar«, erklärte er.
    »Das finde ich nicht.« Harskin verflocht die Finger ineinander. »Ich möchte es so ausdrücken: Das Maß der Beleidigung für die Gnorphe wuchs mit dem Wert der angebotenen Reichtümer. Klingt das plausibel?«
    Yang nickte.
    »Sagen Sie, was geschieht, wenn eine isolierte, vom Biologischen her mürrische Rasse Besuch von warmblütigen Fremdwesen vom Himmel bekommt? Angenommen, die warmblütigen Wesen möchten einen Freundschaftsvertrag schließen – und bieten an, dafür zu bezahlen? Wie werden die Eingeborenen reagieren, Yang?«
    »Ich verstehe. Sie werden sich in höchstem Maße beleidigt fühlen. Wir behandeln sie mit Arroganz.«
    »Mehr noch. Wir verpflichten sie uns. Wir erkaufen den Vertrag mit unseren Geschenken. Aber Geschenke sind offenkundig mehr wert als ein Freundschaftsvertrag, also haben sie das Gefühl, daß sie uns, wenn sie annehmen, noch immer etwas schulden. Sie wollen uns nichts schuldig sein. Also jagen sie uns fort.« Harskin machte eine Pause. »Wenn wir das Ganze nun umkehren«, fuhr er fort, »wenn wir uns ihnen verpflichten und die Unterzeichnung des Vertrages erbitten, statt einen Vertrag zu kaufen – nun, das gibt ihnen Gelegenheit, sich großmütig zu fühlen.« Er wandte sich an Ramos, den Militärattache. »Ramos, glauben Sie, ein Solarsystem ist ein Raumschiff wert?«
    »Wie?«
    »Ich meine, wenn es notwendig werden sollte, unser Schiff zu opfern, um das Antares-System zu gewinnen, wäre das strategisch ein vernünftiges Vorgehen?«
    »Ich denke schon«, sagte Ramos vorsichtig.
    Harskin wischte ein Schweißtröpfchen von seiner Stirn.
    »Also gut. Mawley, Sie und ich und Navigator Dominic gehen mit der ›Peccable‹ auf ihren letzten Flug. Klaristenfeld, ich möchte, daß sie ein Hyperfunkgerät in meinen Raumanzug einbauen, und zwar dort, wo es mich nicht stört. Snollgren, Sie überwachen das Gebiet und sagen mir, was die Rigelaner machen, wenn überhaupt etwas.« Er zeigte auf den Navigator. »Dominic, kommen Sie mit in die Steuerkabine. Wir berechnen den genauesten Kurs, den wir je gebraucht haben.«
    Antares versank am Himmel, und die blaue Sonne war teilweise verfinstert. Plötzlich huschte die ›Peccable‹ durch den Himmel von Fafner, aus beiden Düsen rauchend, brüllend wie ein verwundeter Riese, während sie wild nach einem Notlandeplatz suchte.
    Die drei Männer an Bord lagen in ihren Beschleunigungswiegen und ächzten vor Schmerzen, als die zunehmende Schwerkraft sie beutelte. Unter ihnen sprang Fafner dem Schiff entgegen.
    Harskin war schweißgebadet. So vieles konnte schiefgehen…
    Sie mochten eine zehnte Dezimalstelle falsch berechnet haben – und würden mitten im Sumpfgebiet landen.
    Die Stabilisierdüsen mochten im Feuer schmelzen, das sie zu früh entfacht hatten, und der Aufprall bei der Landung würde sie töten.
    Die Luftschleuse mochte sich nicht öffnen.
    Die Gnorphe mochten nicht wie erwartet reagieren…
    Ein Wahnsinnsunternehmen, dachte er.
    Das Schiff pulsierte plötzlich, als die Stabilisierdüsen sich einschalteten. Die ›Peccable‹
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