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Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Titel: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis
Autoren: Pseudonymous Bosch
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Korken in eine Schüssel mit Wasser legt. *
    Der Kompass war so gut wie fertig und der Korken wollte gerade nach Norden zeigen, als Larrys Basset Sebastian so laut zu bellen anfing, dass das Wasser über den Rand der Schüssel schwappte.
    Sebastian war blind und auf seine alten Tage so gut wie taub. Aber das machte er dadurch wett, dass er die beste Nase der ganzen Stadt hatte – alle nannten ihn nur Sebastian, das Schnüffelauge. Er wusste sofort, wenn sich Besucher ankündigten.
    »Feueralarm!«, rief Großvater Wayne von unten hoch. Das war das Geheimwort, wenn ein Kunde im Anmarsch war.
    »Schätze, der Kompass muss warten«, grummelte Großvater Larry. »Runter mit dem Kopf. Bei Rauchentwicklung ist es am besten, wenn man sich flach auf den Boden legt, das erleichtert die Atmung.«
    * Falls du dich für Großvater Larrys Korkenkompass interessierst, sieh im Appendix nach. Das heißt so viel wie Anhang. Er befindet sich am Ende des Buches und ist nicht zu verwechseln mit dem Wurmfortsatz deines Blinddarms.

    Er und Kass kauerten sich auf den Boden und zogen ihre Hemden über die Nase, als wäre der Raum voller Qualm. Larry deutete auf die alte Messingrutschstange. »Damen zuerst.«
    Kass klammerte sich an die Stange und machte einen Schritt über das Loch im Boden.
    »Warte«, sagte Larry. »Versprich mir, es nicht deiner Mutter zu verraten.«
    »Versprochen«, sagte Kass und rutschte die Stange hinunter.
    Die beiden Großväter unterhielten zwar einen Antiquitätenhandel, konnten es jedoch nicht ertragen, etwas zu verkaufen – zu sehr hingen sie an ihren Sachen.
    Das führte dazu, dass der Laden so vollgestopft war wie ein riesengroßes Labyrinth mit Mauern aus Möbelstücken. Jeder freie Platz war mit Plunder zugestellt – von alten Clown-Gemälden, mechanischen Affen, defekten Schreibmaschinen bis zu Dingen, die sich einfach nicht beschreiben ließen.
    Gerade hatten Larry und Kass ihren Weg nach unten angetreten, da ging auch schon die Ladentür auf. Dahinter kamen zwei kurze Beine zum Vorschein, die fast nachgaben unter dem Gewicht eines großen, ausladenden Kartons.
    Kaum hatte er die Kiste erspäht, eilte Larry zur Tür, stemmte sich mit beiden Händen gegen den Karton und versperrte den Weg.
    »Nein, nein, nein! Böse Gloria!«, sagte er streng, als spräche er mit einem Hund und nicht mit der Person hinter der Kiste. »Habe ich beim letzten Mal nicht gesagt, keine Sachen mehr? Schau dich um. Der Laden platzt aus allen Nähten.«
    »Dann lass mich das schwere Ding wenigstens für einen Augenblick abstellen«, beschwerte sich eine Frauenstimme.
    Larry hatte Mitleid. Er nahm den Karton und stellte ihn auf der Türschwelle ab. Eine kleine, rundliche Frau in einem leuchtend gelben Kostüm sah ihn finster an. Es war Gloria Fortune.
    »Willst du nicht wenigstens wissen, woher ich den Karton habe?«, fragte sie schwer atmend und mit hochrotem Gesicht unter der hohen Bienenstockfrisur. »Faszinierende Sachen . . . aber ganz wie du meinst. Ihr habt hinten einen Abfallcontainer, nicht wahr?«
    Larry verschluckte sich fast. »Nein! Ich meine, ja, da ist ein Container, aber...du willst doch nicht...du würdest den Karton doch nicht etwa . . . wegwerfen?«, fragte er, als hätte Gloria gerade einen Mord angekündigt.
    Gloria lächelte listig und zupfte an einer widerspenstigen Locke. »Tut mir leid, Larry. Du warst meine letzte Hoffnung. Ich habe jedenfalls keinen Platz mehr.«
    Larry zögerte. »Wenn das so ist – warum kommst du nicht auf eine Tasse Tee rein und ich werfe rasch einen Blick in den Karton, bevor du voreilig etwas tust...«
    Gloria grinste triumphierend. »Du wirst es nicht bereuen«, versprach sie und trat ein.
    Larry hob schüchtern den Karton hoch und folgte ihr nach.
    »Tut mir leid«, flüsterte er Kass im Vorbeigehen zu. »Es dauert nur ein paar Sekunden, ähm, Minuten, ähm, fünf, ähm, zehn... zwanzig Minuten – allerhöchstens.«
    Gloria, das erfuhr Kass bei ihrer dritten – oder war es schon die vierte? – Tasse Tee, war eine Immobilienmaklerin, eine sogenannte Nachlass-Spezialistin. Mit anderen Worten: Sie verkaufte die Häuser, nachdem die Besitzer gestorben waren. Sie war sozusagen eine Maklerin für Tote.
    Gloria liebte Klatsch und Larry lauschte begierig ihren Schauergeschichten über ihre toten Kunden. (Wayne, ein pensionierter Automechaniker, ging meistens weg, um irgendetwas zu reparieren, sobald Gloria aufkreuzte.) Was den Karton anging, so stammte er aus dem Heim eines
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