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Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Titel: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis
Autoren: Pseudonymous Bosch
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Blick auf ihren Boden zu werfen. »Keine Markierungen. Scheint eine Sonderanfertigung zu sein.«
    »Darf ich sie aufmachen?«, fragte Kass. Sie wusste aus Erfahrung, dass es noch stundenlang so weitergehen würde, wenn sie die beiden nicht bremste.
    Wayne knuffte Larry und Larry gab die Schachtel an Kass weiter. »Mach du es«, sagte er, obwohl er das zweifellos gerne selbst übernommen hätte.
    Während links und rechts je ein Ersatzgroßvater über ihre Schulter blickte, öffnete Kass den Verschluss und klappte den Deckel auf. Beide Männer schnappten nach Luft und daran konnte Kass ablesen, dass sie so etwas noch nie gesehen hatten. Sie selbst auch nicht.
    Das Innere der Holzkiste war mit üppigem Purpursamt ausgeschlagen. Und in dem Samt lagen, zu vier Halbkreisen angeordnet, Dutzende von funkelnden Kristallphiolen. Die meisten (Kass zählte später insgesamt neunundneunzig) enthielten Flüssigkeiten in verschiedenen Farben: Lavendelwasser, Bernsteinöl, Alkohol in einem schrillen Grün. Andere waren gefüllt mit unterschiedlich feinem Puder, wieder andere mit Blüten, Blättern, Kräutern und Gewürzen, Holzsplittern und Rinde, ja sogar mit Dreck. Ein Glasfläschchen enthielt eine einzelne Haarsträhne.
    »Was ist das, eine Art Chemiebaukasten?«, überlegte Kass laut.
    »Hm, könnte sein«, meinte Larry. »Wusstest du, dass man in England Apotheker als Chemiker bezeichnet?«
    Als sie den Samt berührte, entdeckte Kass, dass hinter einer Stofffalte etwas verborgen war: eine kleine Messingplakette, auf der die Worte eingraviert waren:
    Die Symphonie der Düfte
    »Die Symphonie der Düfte?«
    »Vielleicht ist das eine Art Werkzeugkasten für Parfümhersteller.«, mutmaßte Wayne.
    Kass nahm eine Phiole und öffnete sie. Ein scharfes Zitrusaroma strömte heraus.
    »Zitrone«, sagte sie.
    Sie gab das Fläschchen an Wayne weiter und nahm ein zweites in die Hand. Die nächsten Minuten verbrachten sie damit, die Glasfläschchen zu öffnen und den Duft zu erraten, den sie enthielten: Pfefferminze, Limette, Kräuterbier (aus der Sas-safras-Wurzel, wie Larry wusste), nasse Wolle, alte Socken, frisch gemähtes Gras.
    »Ich glaube, es ist eine Art Riechspiel«, sagte Kass, der das Ausprobieren großen Spaß machte. »Um die Geruchsnerven zu trainieren. Man wird zu Detektiv Spürnase. Damit man im Notfall schnell erkennt, wonach es riecht. Zum Beispiel am Ort eines Verbrechens.«
    »Was immer es auch ist, meine Nase ist inzwischen sehr müde«, sagte Larry.
    »Nur noch eine einzige.« Kass seufzte und nahm eine Phiole vom Rand der zweiten Reihe. Das Glasfläschchen hatte einen hauchdünnen Sprung und es war fast leer bis auf ein paar Körnchen eines gelben Puders. Kass öffnete die Phiole – und erkannte den Geruch sofort wieder.
    Huevos podridos. Faule Eier.

Kapitel drei
    Und hier kommt... Max-Ernest!

    Frage: Was ist zu wenig für einen,
genau richtig für zwei und zu viel für drei ? Antwort: Ein Geheimnis.
    M ax-Ernest, elf Jahre alt und hoffnungsvoller Jungkomödiant, hatte den Witz – der streng genommen ein Rätsel war – in einem seiner siebzehn Scherzbücher gelesen und nun probierte er ihn nacheinander an seinen sechsundzwanzig Klassenkameraden aus.
    Keiner von ihnen lachte. Sie lächelten nicht einmal.
    Die meisten hatten genug von seinen Witzen und machten sich gar nicht erst die Mühe, darauf zu reagieren. Einige wenige sagten: »Aha« oder »Ach ja?« oder »Das ist albern« oder »Keine Witze mehr – du nervst, Max-Ernest!« oder »Warum reicht dir nicht ein einziger Name, so wie allen anderen auch?«
    Du oder ich würden vermutlich in Tränen ausbrechen, wenn man uns so niederbügeln würde, aber Max-Ernest war daran gewöhnt. Er ließ sich von dem, was andere Leute sagten, nicht aus der Ruhe bringen.
    Später einmal würde er der lustigste und beste Stegreif-Komiker aller Zeiten sein. Er musste nur noch ein wenig üben.
    Max-Ernest ließ seinen Blick über den Schulhof schweifen, auf der Suche nach jemandem, dem er seinen Witz noch nicht erzählt hatte. Es war nur noch eine Schülerin übrig. Sie kauerte am Rand des Fußballfelds, neben ihr lag eine Baseballmütze.
    Er kannte sie nicht näher, weil sie nicht in derselben Klasse waren. Aber er wusste, wer sie war. Das verrieten ihm ihre großen, spitz zulaufenden Ohren.
    Da ich schon den Fehler gemacht habe, Kassandras hervorstechendstes äußerliches Merkmal zu erwähnen (Ja, ihre Ohren! Ich bin fälschlich davon ausgegangen, dass sie sie immer
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