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Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Titel: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis
Autoren: Pseudonymous Bosch
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sie an der Küste oder an einem See? Oder ist sie ein Asphaltdschungel, der fast nur aus Einkaufsstraßen besteht? Sag du es mir.
    Wenn du über eine Schule liest, dann denk an deine eigene Schule. Ist es ein altes Schulhaus mit nur einem Klassenzimmer? Oder ist es eine Ansammlung von extrabreiten Metallcontainern? Entscheide selbst.
    Wenn die Figuren nach Hause gehen, dann stell dir vor, sie wohnten in deiner Straße, vielleicht sogar im Haus gegenüber.
    Wer weiß, vielleicht spielt die Handlung ja tatsächlich in deiner Straße. Wenn’s so wäre, würde ich es dir nicht verraten. Aber ich kann dir auch nicht versprechen, dass es nicht so ist.
    Im Gegenzug zu all den Freiheiten, die ich dir gewähre, verlange ich nur das eine: Sollte ich mich jemals verplappern und etwas ausplaudern – und ich fürchte, genau das wird mir passieren –, dann vergiss bitte sofort, was ich dir gesagt habe.
    Am besten, du vergisst alles sofort wieder, gleich nachdem du es gelesen hast. Falls du zu den Menschen gehörst, die mit geschlossenen Augen lesen können, rate ich dir dringend, es zu tun. Falls du blind bist und dieses Buch in Brailleschrift lesen willst, empfehle ich dir, im wahrsten Sinne des Wortes die Finger davon zu lassen.
    Du willst wissen, warum ich unter solch furchtbaren Umständen überhaupt schreibe? Wäre es nicht besser, dieses Buch ins Altpapier zu werfen und etwas anderes zu machen?
    Oh, ich könnte dir eine ganze Reihe von Gründen nennen.
    Ich könnte zum Beispiel sagen, dass ich dieses Buch schreibe, damit du aus den Fehlern anderer lernst. Ich könnte sagen, so gefährlich das Buch auch ist, es wäre noch viel gefährlicher, es nicht zu schreiben.
    Aber der eigentliche Grund ist kein sehr rühmlicher. Die Sache ist ganz einfach.
    Ich kann kein Geheimnis für mich behalten. Das konnte ich noch nie.
    Hoffentlich hast du mehr Glück als ich.

Kapitel zwei
    Ein Mittwoch

    I ch kann dir zwar nicht verraten, in welchem Jahr die Geschichte anfängt, und auch nicht, in welchem Monat. Aber ich denke, es schadet nicht, dir zumindest den Tag zu nennen.
    Es war ein Mittwoch.
    Ein ganz normaler, unbedeutender Tag. Das mittlere Kind der Wochenfamilie. Ein Mittwoch muss sich schon anstrengen, um Aufsehen zu erregen. Die meisten Leute lassen ihn einfach so vergehen.
    Nicht jedoch die Heldin unserer Geschichte. Sie gehört zu der Art von Mädchen, die das bemerkt, was anderen entgeht.
    Darf ich dir Kassandra vorstellen?
    Mittwoch ist ihr Lieblingstag. Sie ist nämlich der Ansicht, dass gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet, etwas Weltbewegendes passiert.
    In der griechischen Mythologie ist Kassandra eine Prinzessin aus dem alten Troja. Sie war wunderschön und Apoll, der Sonnengott, verliebte sich in sie. Als sie ihn abwies, wurde Apoll so wütend, dass er sie mit einem Fluch strafte: Er verlieh ihr die Gabe, in die Zukunft zu sehen, doch zugleich sorgte er dafür, dass niemand ihren Prophezeiungen Glauben schenkte. Stell dir vor, du wüsstest genau, dass die Welt von einem Tornado oder einem Taifun verwüstet wird, und niemand hört auf dich. Furchtbar.
    Anders als Kassandra in der Mythologie ist das Mädchen in unserer Geschichte keine Weissagerin. Sie kann nicht in die Zukunft sehen. Sie wurde auch nicht von einem Gott verflucht, zumindest weiß ich nichts davon. Aber sie ähnelt einer Prophetin, weil sie immer Katastrophen ankündigt. Erdbeben, Wirbelstürme, Seuchen – sie ist eine Expertin für alles, was schrecklich ist, und sie sieht überall Beweise dafür.
    Aus diesem Grund nenne ich sie Kassandra – oder kurz: Kass.
    Wie du weißt, kann ich Kassandra nicht in allen Einzelheiten beschreiben. Ich will nur so viel verraten: Äußerlich ist Kass eine typische Elfjährige. Ihr Hauptmerkmal sind ihre ziemlich großen, spitz zulaufenden Ohren. Bevor du mich ermahnst, dass ich das mit den Ohren besser nicht ausgeplaudert hätte, will ich dir erklären, dass sie die Ohren fast immer unter ihrem Haar oder einem Hut versteckt. Du wirst sie also kaum jemals zu Gesicht bekommen.
    Mag sie auch aussehen wie andere Mädchen ihres Alters, so ist Kass in anderer Hinsicht ein sehr außergewöhnlicher Mensch. Sie spielt nicht das, was andere spielen, also weder Wahrsagen noch Seilspringen oder Gummitwist. Sie sieht nicht einmal sehr oft fern. Sie besitzt keine gefütterten Wildlederschuhe. Sie würde auch gar keine wollen, es sei denn, sie sind wasserdicht und sie können ihr in einem Schneesturm gute Dienste
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