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Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Titel: Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts
Autoren: Paul Collins
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sagte, dass der Mann ›geschnarcht‹ hat, als er ihm die Kehle durchschnitt.«

    Und Thorn schnitt weiter.
    »Er trennte den Kopf mit dem Rasiermesser fast vollständig vom Körper ab«, erklärte Gotha den Geschworenen. Dann ging Thorn hinunter zu Mrs Nack, die dort geduldig auf ihn wartete. Ref 391
    »Die Sache ist erledigt«, sagte er. Ref 392
    »Ich weiß«, erwiderte sie. »Ich habe es gehört.«
    »Er sagte ihr«, fuhr Gotha fort, »dass sie nun gehen und um fünf Uhr wiederkommen solle.« Ref 393
    Thorn drehte das warme Wasser voll auf und sägte den Kopf fertig ab. Dann schnitt er die Tätowierung aus der Brust heraus. Er trennte die Beine und den Mittelteil ab – eine wirklich fürchterlich anstrengende Arbeit – und verschnürte alles zu Paketen, dann rührte er in einer Schüssel schnell trocknenden Gips an und tauchte den Kopf hinein. Nachdem er ihn zu einer glatten Kugel geformt hatte, schrubbte er die Badewanne und den Boden, zündete sich seine Pfeife an und wartete auf Mrs Nack. Schnell trugen sie die Pakete hinaus zur Kutsche und fuhren damit auf die Tenth-Street-Fähre. Ref 394
    »Als sich das Boot der Anlegestelle näherte, liefen die Passagiere in Richtung Bug«, erklärte Gotha. »Thorn blieb mit dem Bündel am Heck, und auf ein Zeichen von Mrs Nack, dass alles in Ordnung war, warf er es über Bord.« Ref 395
    Der Kopf flog hinterher. Doch da meldete sich der Friseur in Thorn, und er bekam Bedenken – nicht wegen des Mordes, sondern wegen der Haare seines Opfers. Er war beunruhigt, weil er nicht daran gedacht hatte, Guldensuppes verräterischen Schnurrbart abzurasieren. Aber der Gipsblock sank augenblicklich, und er war nicht allzu besorgt. Ref 396
    »Sie können ihn nicht finden«, brüstete er sich vor Gotha und fügte abschätzig hinzu: »Was kümmert’s mich!«
    Anders verhielt es sich mit dem verschnürten Brustkorb samt den Armen: Die gingen nicht unter.

    »Aus Zeitungsberichten weiß ich, dass das Bündel mit dem Brustkorb bereits eine viertel Stunde, nachdem ich es von Bord geworfen hatte, geborgen wurde«, gab Gotha Thorns Worte wieder. »Großer Gott, was war ich für ein Esel! Erst suchten wir dieses Haus aus, das nicht an die Kanalisation angeschlossen war, und dann ließ ich mich dazu überreden, die Bündel völlig übereilt wegzuschaffen, ohne sie vorher zu beschweren. Hätte ich mir das Haus genauer angesehen und bemerkt, wohin das Wasser abläuft, wäre es nie so weit gekommen. Ich war ein Narr, durch und durch … Ich muss blind gewesen sein, aber die Frau hat mich dazu gebracht, Dinge zu tun, die ich nicht hätte tun sollen.« Ref 397
    Den Mord selbst zählte Thorn nicht zu diesen Dingen. Nein, Gothas Freund ärgerte sich über die Art, wie sie gemordet hatten. »Ich hätte die Bündel beschweren müssen, bevor ich sie in den Fluss warf, aber Mrs Nack sagte Nein.«
    Nachdem sie die anderen Pakete im Norden der Stadt entsorgt hatten, trennten sich Nack und Thorn. Er verpfändete die Kleidung und die Uhr des Toten, um mit dem Geld ein Versteck zu bezahlen, zunächst im Maloney Hotel, dann für drei Dollar die Woche in einem Apartment in der Twenty-Fifth Street.
    Der Zeuge war am Ende, seine Geschichte ebenfalls. Die Anklagejury benötigte nicht genügend Beweise, um Thorn zu verurteilen, sondern lediglich ausreichend viele, um die Eröffnung des Hauptverfahrens zu beschließen – und sie hatte genug gehört. Während sich die Geschworenen berieten, verharrte Gotha niedergeschlagen im Zeugenstand.
    »Mr Gotha, ich möchte Sie hier nicht festhalten, da ich sehen kann, wie Sie leiden«, sagte der Obmann der Geschworenen freundlich. »Sie sollten die Stadt verlassen und einmal richtig ausspannen.« Ref 398
    Gotha sah noch immer schrecklich mitgenommen aus, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Die Erklärung dafür
war so einfach wie schockierend: Die Abschiedsworte des Mörders verfolgten ihn bis heute.
    »Thorn sagte zu mir«, presste er mit erstickter Stimme hervor, bevor er weggeführt wurde, »›Ich wünschte bei Gott, ich hätte dir das alles nie erzählt.‹« Ref 399
    Nach diesem Abschied im Saloon war John Gotha etwas klar geworden – etwas, das ihn dazu bewogen hatte, dieses qualvolle Geständnis zunächst vor seiner Frau abzulegen, dann vor Inspector O’Brien und nun vor der Anklagejury: In dem Augenblick, als er zu Thorns einzigem Vertrauten wurde, war er auch ein gezeichneter Mann geworden. Gotha war entsetzt gewesen, als Thorn darauf gedrängt hatte,
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