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Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Titel: Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts
Autoren: Paul Collins
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Akteure?« Den Blick fest auf die Geschworenen gerichtet schritt Youngs im Saal auf und ab.
    »Das mutmaßliche Opfer ist William Guldensuppe, der Tatort ein Cottage in Woodside, das Datum der 25. Juni 1897, und der Mann, der dieses Mordes beschuldigt wird, sitzt dort.« Er streckte einen Arm aus und deutete auf den Gefangenen, der nur ein paar Meter von ihm entfernt saß. »Martin Thorn.« Der Angeklagte erwiderte gleichgültig seinen Blick, zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Die Beweisführung wird sich hauptsächlich auf Indizien stützen«, fuhr Youngs fort. »Ein Mörder dieses Kalibers wählt keinen belebten Ort als Tatort, doch wir werden Stück für Stück die Beweise erbringen, die Thorn der Tat überführen.« »Der Kopf wohlgemerkt«, fügte er hinzu, »fehlt weiterhin.« Youngs fasste den Fall kurz zusammen – das Dreiecksverhältnis, das verhängnisvolle Cottage in Woodside, der gevierteilte Leichnam, der auf immer in Gips verborgene Kopf –, dann wandte er sich der Geschworenenbank zu.
    »Wo ist Guldensuppe?«, fragte er freundlich. »Er hatte viele Freunde und Bekannte. Alle großen Zeitungen des Landes
haben sein Bild abgedruckt.« Die anwesenden Reporter sonnten sich in diesem kurzen Moment der Aufmerksamkeit. »Es gibt kaum einen Menschen an der Ostküste, der kein Bild des Vermissten gesehen hat. Wäre er noch am Leben, würde die Verteidigung Hunderte Zeugen beibringen, die das bestätigen würden. Es hat ihn niemand mehr gesehen, seit er dieses Cottage gemeinsam mit Mrs Nack betreten hat .«
    Und sie, die Geschworenen, würden sich sicherlich nicht täuschen lassen.
    »Sie wurden mit größter Sorgfalt ausgewählt«, versicherte ihnen der Staatsanwalt, bevor er an seinen Platz zurückkehrte. Alle Blicke richteten sich nun auf Howe und Thorn.
    »Ich werde außerdem beweisen« – hier sprang Youngs plötzlich noch einmal von seinem Stuhl auf wie ein Ziegenbock –, »dass Guldensuppe in der Badewanne ›geschnarcht‹ hat, als Thorn sich mit dem Messer über ihn hermachte.«
    Die Männer erschauderten sichtlich. Der Prozess gegen Martin Thorn hatte wahrhaftig begonnen.
     
    Als Youngs seinen ersten Zeugen aufrief, war die Luft im Saal bereits wieder unerträglich schlecht, und sie sollte noch schlechter werden. Youngs streifte sich schwarze Gummihandschuhe über und präsentierte ein Stück rotes Wachstuch. Er zögerte, bevor er es einer Ordnungskraft reichte. Der Mann, empfahl er, solle ebenfalls Handschuhe tragen. Ref 666
    »Es ist blutdurchtränkt«, erklärte Youngs, »und sollten Sie eine Wunde an der Hand haben, könnte das gefährlich werden.« John McGuire wurde in den Zeugenstand gerufen. Als der 15-Jährige ein paar Freunde auf der Galerie entdeckte, grinste er sie breit an. Der Fall hatte sich für ihn ausgezahlt: Für nur 50 Cent gab er Autogramme auf dem neuesten Groschenroman aus der Reihe Old Cap. Collier: Das Geheimnis der kopflosen Leiche. Ref 667 Ref 668

    Energisch lenkte der Staatsanwalt die Aufmerksamkeit des Jungen auf ernstere Themen.
    »Wo warst du am 26. Juni dieses Jahres kurz nach ein Uhr mittags ?«, fragte er ihn. Ref 669
    »Ich war am unteren Ende der Eleventh Street«, antwortete der Junge. »Am East River.«
    »Hast du dort etwas gesehen?«
    »Ich habe einen Block weit weg ein Bündel im Wasser treiben sehen«, erwiderte McGuire ernst. »Ich habe es Jack McKenna gezeigt. Er ist rausgeschwommen, hat es sich geschnappt und an Land gebracht. Es war in Packpapier eingewickelt, dann in ein Wachstuch und dann in Leinen, auf dem Blutflecke waren.« Ein Gerichtsbediensteter hielt dem Jungen ein zerknittertes, übel riechendes Stück rot-goldenes Wachstuch hin.
    »War es dieses Wachstuch?«
    »Ja.«
    Sein Freund Jack McKenna erwies sich als glotzäugiger Zwölfjähriger, der weitaus schüchterner war als Johnny und unsicher zu sein schien, ob nun Richter Smith oder Strafverteidiger Howe den Vorsitz führte.
    »Was befand sich in dem Bündel?«, fragte ihn der Staatsanwalt freundlich.
    »Der obere Teil eines Menschen, mit Armen und Händen daran«, stotterte der Junge. »Ohne Kopf.«
    Der Staatsanwalt blätterte einen Stapel Fotografien aus dem Leichenschauhaus durch, die auf dem Tisch mit den Beweisstücken lagen – »einem grausigen Kartenspiel gleich«, wie ein Beobachter es formulierte – und griff ein schauderhaftes Bild des abgetrennten Brustkorbs heraus. Ref 670
    »Ist dies das Leichenteil, das du gefunden hast?« Ref 671
    »Ja, Sir.«
    Als die Befragung
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