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Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Titel: Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)
Autoren: Karin Fossum
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angekommen?«
    »Das war so gegen zehn Uhr.«
    »Erzählen Sie, was passiert ist.«
    »Wie gesagt, ich war verzweifelt. Ich klingelte, und sie öffnete. Ich sagte, ich hätte Blumen für sie und brauchte eine Quittung. Sie ging ins Haus, um ihre Brille zu holen, und ich ging hinterher. Ich sah das Büfett sofort und dachte, da liegen sicher die Wertgegenstände. Ich öffnete die Tür und zog die Schubladen heraus. Es war viel Silber, und es war alt. Aber da war sie total außer sich. Sie schlug auf mich ein, und ich wehrte mich, so gut ich konnte, um sie mir vom Leib zu halten. Es war eigentlich komisch, sie sah so gebrechlich aus, aber in diesem Moment war sie stark und wie rasend. Ich fand das dumm. Ich wollte ihr doch nichts tun. Sie lief in die Küche, und ich lief hinterher. Dann habe ich sie gegen die Spüle gestoßen. Sie fiel zu Boden. Und natürlich war ich erschrocken, wollte nur noch weg.«
    »Wie haben Sie das Silber mitgenommen?«
    »Ich hatte einen Stoffbeutel, da hab ich es reingelegt.«
    »Und das Geld?«
    »Das hab ich in ihrem Schlafzimmer gefunden, im Kleiderschrank.«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich das Haus verlassen. Ich habe mich ins Auto gesetzt. Natürlich hab ich ganz schön gezittert. Aber alles war doch ziemlich schnell gegangen. Ich habe eine geraucht und dann den Wagen angelassen. Bin in Richtung Bahnhof gefahren. Und hatte den Unfall. Und das war dann einfach zuviel, das hab ich ja schon erklärt.«
    »Was haben Sie mit der Waffe gemacht?«
    »Ich hatte keine Waffe, ich bin nur ein einfacher Einbrecher, etwas anderes können Sie mir nicht vorwerfen.«
    »Sie werden wegen Raubmordes vor Gericht gestellt werden. Das ist etwas ganz anders.«
    »Dann muß der Obduzent feststellen, ob sie vielleicht aus Schock einen Hirnschlag oder eine Gehirnblutung erlitten hat. Denn ich habe keinen Menschen umgebracht. So bin ich nicht.«
    Sejer läßt sich im Stuhl zurücksinken, er scheint sich ausruhen zu wollen, und für einen Moment schließt er die Augen.
    »Sie hatte einen mehrfachen Schädelbruch«, sagt er endlich. »Insgesamt an dreizehn Stellen.«
    »Diese alten Leute haben doch so zerbrechliche Knochen, die können ja fast nichts vertragen.«
    »Zu welchem Zeitpunkt haben Sie beschlossen, es bei Harriet Krohn zu versuchen?«
    »Als ich durch die Stadt lief und verzweifelt nach einer Lösung suchte.«
    »Sie sagen, daß Sie das nicht geplant hatten.«
    »Ja, das geschah aus einem Impuls heraus.«
    »Aber Sie hatten für das Silber einen Stoffbeutel? Den hatten Sie von zu Hause mitgebracht?«
    Charlo beißt sich auf die Lippe. »Kann ich einen Schluck Wasser haben?«
    Sejer nickt und steht auf, holt eine Flasche aus dem Kühlschrank.
    »Nein, der Beutel lag schon im Auto, das ist Julies alter Turnbeutel, der lag auf dem Rücksitz herum.«
    »Das kam ja wie gerufen, Torp.«
    »Ja.«
    »Ich möchte das ganz klarstellen. In der Küche war sehr viel Blut. Die Leiche lag in einer großen Lache. Soviel Blut verliert man nicht, wenn man stürzt und mit der Stirn auf eine Kante knallt.«
    »Das mit dem Blut müßt ihr klären, das ist nicht meine Aufgabe.«
    »Es geht darum, welche Waffe Sie benutzt haben, die erklärt das. Also sagen Sie schon, vergeuden Sie hier nicht unsere Zeit. Sie haben eine Tochter, die darauf wartet, von Ihnen zu hören, und wir müssen alle mit unserem Leben weiterkommen.«
    Charlo trinkt Wasser.
    »Ich begreife ja nicht, wieso das eine Rolle spielen soll. Unglücklicherweise ist sie tot, und alles andere sind Details, die sie nicht wieder zum Leben erwecken können.«
    »Überlegen Sie gut. Sie müssen sich verteidigen. Und dann muß alles richtig sein. Wenn Sie vor Gericht die Unwahrheit sagen, wird die Jury das gegen Sie verwenden.«
    »Aber um Gottes willen...«
    »Ja, gerne um seinetwillen. Aber vor allem Ihretwegen. Womit haben Sie sie geschlagen?«
    Charlo kneift die Augen zusammen und reißt sie wieder auf. Na gut. Dann wird er auch noch den letzten Rest hergeben müssen, er braucht Ruhe, er braucht Schlaf. Er muß wieder zu sich kommen.
    »Mit einem Revolverschaft.«
    Sejer seufzt zufrieden.
    »Na also, dann wissen wir das. Von was für einem Revolver ist hier die Rede?«
    »Eine alte Husqvarna aus dem Krieg. Ich habe sie von meinem Vater geerbt. Und der Ordnung halber kann ich auch noch erzählen, daß sie nicht geladen war. Ich wollte sie nicht verletzen, ich wollte ihr nur angst machen.«
    »Aber dann haben Sie sie als Schlagwaffe benutzt?«
    »Ja, sie ließ ja
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