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Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Titel: Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)
Autoren: Karin Fossum
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Ziel.«
    »Und was soll dieses Ziel sein?«
    »Die Wahrheit. Wir wollen zur Wahrheit.«
    »Und was glauben Sie, was die Wahrheit ist? Daß ich Harriet Krohn umgebracht habe?«
    »Sie sind das, der hier das Resümee zieht. Der die Erklärung hat. Ich will nicht Rätsel raten. Aber ich kann auch ganz offen sein und direkt fragen. Haben Sie Harriet Krohn ermordet?«
    »Nein.«
    »Soll das heißen, daß sie noch lebte, als Sie das Haus verlassen haben?«
    »Ja.«
    Er faßt sich an den Kopf. Läßt die Luft aus seiner Lunge entweichen, versucht, sich aus der Sache herauszureden. »Sie lag auf dem Boden. In der Küche.«
    »Warum?«
    »Ich hatte ihr einen kleinen Stoß versetzt.«
    Er schaut wieder zu Sejer hoch, will retten, was noch zu retten ist.
    »Würden Sie das so nennen? Einen kleinen Stoß?«
    »Ja. Aber sie war ziemlich schmächtig und dünn, und vielleicht ist sie beim Fallen gegen den Tisch geschlagen. Möglicherweise hat sie das Bewußtsein verloren.«
    »Und Sie haben sie so zurückgelassen, auf dem Boden liegend?«
    »Ja. Ich bin in Panik geraten, wissen Sie, ich dachte, sie hätte sich vielleicht verletzt.«
    »Seien Sie ein wenig genauer, Torp. In der Küche war sehr viel Blut. Sie haben mit Sicherheit gewußt, daß sie verletzt war. Sind Sie in Panik geraten?«
    »Ja.«
    »Aber trotzdem waren sie geistesgegenwärtig genug, um das Silber einzustecken. Haben Sie auch Bargeld gefunden?«
    Charlo schneidet eine Grimasse. »Ja, ein paar Kronen in ihrem Schlafzimmer.«
    Er schaut an Sejer vorbei, aus dem Fenster, auf die Wolken.
    »Können Sie den Betrag ein wenig genauer benennen?«
    »Naja, das waren ein paar Tausender.«
    Sejer nickt vor sich hin.
    »Diesen Lottogewinn, den gibt es also nicht?«
    »Nein, den hatte ich nur erfunden.«
    »Warum haben Sie sie gestoßen?«
    »Weil sie so wütend wurde, als ich ihr Büfett geöffnet habe. Sie hat sich von hinten auf mich gestürzt und gekratzt und geschrien. Ich muß zugeben, daß ich verzweifelt war, Sie wissen, das kommt bei mir manchmal vor. Und ich konnte es nicht fassen, daß ihr das Silber so wichtig war.«
    »Sie haben also hart gestoßen?«
    »Nicht besonders hart. Sie kam wieder auf die Beine und machte weiter, und ich weiß noch, daß ich fand, sie sei so gierig nach diesem Silber, als sei das ihr kostbarster Besitz. Sie hätte es mich mitnehmen lassen können, ohne Krach zu schlagen, dann wäre ihr nichts passiert.«
    »Torp. Sie ist tot. Sie wurde ermordet.«
    »Ja, und das kann ich nicht verstehen, ich habe ihr nur einen kleinen Stoß versetzt, wie gesagt. Sie rannte in die Küche und ich rannte hinterher, und dann habe ich sie noch einmal gestoßen, und es war ja schrecklich, daß sie mit der Stirn auf die Stahlkante geprallt ist, aber so war das eben. Und ich betrachte das nicht als Mord, ich meine, es war ein Unfall. Ich hatte es nicht vorher geplant.«
    Sejer schweigt und macht sich Notizen. Charlos Mund ist wie ausgetrocknet, aber sein Glas ist leer. Er wartet, in seinem Kopf dröhnt es gewaltig.
    »Torp«, sagt Sejer langsam. »Sie sind weit gekommen, das weiß ich zu schätzen. Aber Sie lassen wichtige Dinge aus. Ihre Erklärung reicht nicht ganz bis ans Ziel.«
    »Es war so, wie ich gesagt habe. Mir ging es nur um ihr Silber, ich wurde gestört und habe ihr einen Stoß versetzt.«
    »Aber wir haben an der Toten einiges entdeckt. Ihre Verletzungen stimmen nicht mit Ihrer Erklärung überein. Wir haben, mit anderen Worten, ein Problem. Ich muß Sie bitten, ein wenig detaillierter zu sein.«
    »Ich habe doch schon gesagt, daß ich Details nicht so toll finde. Ich finde, ich habe Ihnen viel gegeben, ich bin sehr weit über meinen Schatten gesprungen.«
    »Das muß ich ja auch loben. Und wir nähern uns wirklich dem Ziel. Aber wenn Harriet gefallen und gegen den Spülstein geprallt wäre, dann hätte sie eine Beule auf der Stirn gehabt. Aber ihr Leichnam wies verschiedene Verletzungen auf. Womit haben Sie sie geschlagen?«
    »Ich habe nicht geschlagen. Ich habe sie eher weggeschoben, weil sie wie eine Klette an mir klebte. Ich war total gereizt.«
    »Die Waffe, das sagen unsere Fachleute, war vermutlich aus Metall und hatte eine Art scharfe Kante. Haben Sie einen Vorschlag?«
    »Das muß die Kante an der Spüle gewesen sein.«
    »Die ist nicht scharf, sondern eher abgerundet, das habe ich selbst gesehen, als ich in ihrem Haus war.«
    »Dann habe ich nicht mehr zu bieten. Ich habe nicht mehr zu sagen.«
    »Wann sind Sie bei ihrem Haus
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