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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten
Autoren: Corina Bomann
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Schrecken bekommen, wenn er hört, was passiert ist.«
    »Und wie geht es ihr?«
    »Schon wieder recht gut.«
    Ellen schien eine Weile zu überlegen. »Brauchst du vielleicht etwas?«, fragte sie. »Ein bisschen seelische Unterstützung? Ich könnte für ein paar Tage nach Hamburg kommen.«
    Dieses Angebot überraschte Lilly ziemlich. Aber im Innern jubelte sie auf. Mit Ellen wäre alles gleich nicht mehr so schwer. Und ihre Mutter war ganz vernarrt in ihre Freundin. Wenn Ellen sie besuchte, würde es ihr zweifelsohne guttun. Außerdem konnte sie ihr dann auch gleich den Filmausschnitt mit dem mysteriösen Alten zeigen.
    Am nächsten Vormittag, als Lilly gerade dabei war, sich das Video auf dem Laptop anzusehen, fuhr ein Taxi vor. Zunächst bemerkte sie es gar nicht, doch als es klingelte und sie erschrocken vom Küchentisch aufsah, erblickte sie Ellen durch das Fenster.
    Erfreut lief sie zur Tür, öffnete und fiel Ellen nur Sekundenbruchteile später in den Arm.
    »Du machst ja Sachen«, sagte Ellen vorwurfsvoll, während sie ihr über den Rücken strich.
    »Nicht ich, meine Mutter! Glaub mir, wenn sie wieder auf dem Damm ist, werde ich ihr die Ohren langziehen. Aber komm erst mal rein, ich hab gerade Kaffee gekocht.«
    Als sie am Küchentisch saßen, musste Lilly haarklein erzählen, was passiert war und wie sie ihre Mutter vorgefunden hatte. »So eine Angst hatte ich nicht mal auf dem Flug nach Padang«, setzte sie hinzu.
    »Nur gut, dass du an dem Morgen geflogen bist.«
    »Ich weiß auch nicht, muss wohl mein sechster Sinn gewesen sein«, entgegnete Lilly nachdenklich. »Ich dachte erst, meine Unruhe kommt davon, dass ich ihr unbedingt den Film zeigen will. Aber was, wenn ich gespürt habe, dass es ihr schlechtgeht?«
    »Ich würde darauf tippen, dass es beides war. Blut ruft nach den seinen, sagte meine Pflegemutter immer, und ich glaube, da ist was dran.«
    Mit der S-Bahn fuhren sie am Nachmittag zum Klinikum, was Ellen zu der Bemerkung hinriss: »Ich komme mir fast wieder vor wie mit sechzehn. Weißt du noch, wie wir beide nachmittags mit der Bahn in die Innenstadt gefahren sind?«
    »O ja, das weiß ich noch gut. Und ich weiß auch noch, dass wir beide es tatsächlich mehrere Male geschafft haben, uns mit den Zügen zu verfahren.«
    Ellen nickte beipflichtend. »Einmal wollte meine Pflegemutter die Polizei rufen, weil sie glaubte, wir seien verschleppt worden.«
    »Ja, sie hatte sogar meine Mutter wild gemacht, dabei waren wir nur im Zug eingeschlafen und brauchten eine Weile, um vom anderen Ende der Stadt wieder zurückzufahren.«
    Bevor Lilly dazu noch etwas sagen konnte, klang die Durch­sage durch den Waggon, die ihnen ankündigte, dass sie gleich da waren.
    »Ich habe Krankenhausgeruch noch nie leiden können«, sagte Ellen, während sie durch die Flure zum Zimmer von Jennifer gingen.
    »Geht mir ähnlich«, pflichtete Lilly ihr bei.
    Als sie das Zimmer, dessen Tür offen stand, betraten, beugte sich gerade eine Krankenschwester über Jennifers Arm und zapfte ihr etwas Blut ab.
    »Einen Moment!«, rief sie, als sie die Besucher wahrnahm. »Sie sind die Töchter von Jennifer Nicklaus?«
    »Ich bin die Tochter, das ist meine Freundin Ellen«, erklärte Lilly.
    »Gut, dann kommen Sie rein, ich bin fertig.« Noch einmal tätschelte sie ihrer Patientin den Arm, dann zog sie die Blutprobe ab.
    »Lilly, Liebes«, empfing Jennifer ihre Tochter und schloss sie in ihre Arme. Das Krankenbett ließ sie zerbrechlich wirken, aber insgesamt machte sie trotz der Schläuche wieder einen viel besseren Eindruck. »Schön, dich zu sehen. Und du hast Ellen mitgebracht!«
    Ellen lächelte, dann reichte sie ihr die Hand. »Ich freue mich, dass es Ihnen wieder gutgeht, Frau Nicklaus. Als Lilly mir am Telefon erzählt hat, dass Sie ins Krankenhaus gekommen sind, habe ich einen ziemlichen Schreck bekommen.«
    »Keine Sorge, mir geht es gut. Es war nur der Blinddarm. Lilly hat es bestimmt wieder schlimmer gemacht, als es war.«
    »Ins Krankenhaus kommt man nur, wenn es schlimm ist, Mama«, verteidigte sich Lilly.
    »Ist schon gut, aber so ein Blinddarm ist ja heutzutage nichts Gefährliches mehr.« Damit wandte sie sich wieder an Ellen. »Du bist wirklich groß geworden, wenn ich das so sagen darf. Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, warst du gerade zwanzig geworden und hattest diesen Jungen kennengelernt, Dean, nicht wahr?«
    Ellen lächelte breit. »Ja genau, Dean.«
    »Wie lange seid ihr jetzt schon verheiratet?
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