Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
der Sonnenbank?«
    »Nein, in Indonesien«, entgegnete sie so beiläufig, als würde sie übers Wetter reden. »Wo hast du die DVD ?« Schon während des Fluges hatte sich Lilly vorgenommen, nicht lange in Berlin zu verweilen. Ihre Mutter würde wahrscheinlich aus allen Wolken fallen, wenn sie zu Hause auftauchte, aber etwas drängte und zerrte an ihr, und sie wollte ihr den Ausschnitt auf jeden Fall noch heute zeigen.
    Sunnys Augen wurden jetzt noch größer. Sie kramte die DVD heraus, die in einer Papierhülle verstaut war, und fragte: »Indonesien? Echt? Ich denke, du wolltest nach London?«
    »Da war ich auch. Aber auch in Cremona und Padang.«
    »Abgefahren!«, platzte es aus Sunny heraus, dann stützte sie sich auf den Verkaufstresen. »Erzähl mal!«
    »Später, wenn wir beide nett beim Abendessen sitzen. Jetzt muss ich erst einmal zu meiner Mutter!« Lilly verstaute die DVD in ihrer Tasche, und bevor Sunny etwas darauf er­widern konnte, war sie auch schon wieder aus der Tür hinaus und auf dem Weg zum Hauptbahnhof.
    Nach etwas mehr als zwei Stunden Fahrt erreichte Lilly Hamburg-Eppendorf. Die Straße, in der ihre Eltern lebten, war eine Aufreihung beinahe exakt aussehender Häuser, die sich nur durch die Farbe ihres Daches unterschieden.
    Der Taxifahrer, der sich im Gegensatz zu seinen Londoner Kollegen als schweigsam erwiesen hatte, lud ihre Koffer aus, nahm seinen Lohn und fuhr wieder davon.
    Einen Moment lang erlaubte sich Lilly einen Blick in ihre Kindheit, die sie in diesem Haus verbracht hatte, dann trat sie durchs Gartentor. Dabei fiel ihr auf, wie still es war.
    Normalerweise werkelte ihr Vater draußen, besonders jetzt bei diesem milden Wetter. Doch niemand war zu sehen. Und auch das Haus wirkte fast verlassen.
    »Mama?«, fragte Lilly beunruhigt durch den Hausflur. Nachdem sich auf ihr Klingeln niemand gemeldet hatte, hatte sie sich kurzerhand selbst eingelassen. Ein mulmiges Gefühl kroch in ihre Magengrube. Natürlich spielten ihre Eltern nicht den ganzen Tag Musik oder hockten vor dem Fernseher, doch auf das Klingeln an der Tür reagierte normalerweise immer einer von ihnen.
    Und wenn sie nach Hause kam, witterte das ihre Mutter bereits Stunden vorher.
    Als Lilly ins Wohnzimmer trat, erschreckte sie bis aufs Mark. Ihre Mutter lag auf dem Sofa, mit hochrotem Gesicht und geschlossenen Augen. Ihre Arme hatte sie um ihren Bauch geschlungen, als litte sie furchtbare Schmerzen.
    »Mama?«, fragte Lilly, während sie rasch zu ihr eilte. Als sie ihrer Mutter ihre kühle Hand auf die Stirn legte, merkte sie nicht nur, dass sie hohes Fieber hatte, Jennifer Nicklaus öffnete auch ein wenig die Augen.
    »Lilly.« Ihre Stimme klang kratzig, und ihre Lippen waren aufgesprungen.
    »Mama, was hast du? Wo ist Papa?«
    »Er ist verreist«, stöhnte sie, verzog dann das Gesicht.
    »Was ist mit dir?«, fragte Lilly panisch, zwang sich dann aber zur Ruhe. Egal, was war, sie brauchten einen Krankenwagen. Aber es würde besser sein, wenn sie wusste, welche Symptome ihre Mutter hatte.
    »Mein Bauch«, stöhnte Jennifer. »Er schmerzt ganz furchtbar!«
    Mehr Informationen brauchte Lilly nicht. Rasch zückte sie ihr Handy und wählte die Notrufnummer.
    Nachdem sie aufgelegt hatte, ging sie in die Küche, um ein Thermometer, eine Schale kaltes Wasser und ein frisches Stofftaschentuch zu holen, das ihre Mutter immer noch in derselben Schublade aufbewahrte wie früher. Sie machte es nass und kehrte dann zu ihrer Mutter zurück.
    »Mama, was machst du bloß?«, sagte Lilly, und während sie Jennifer die Stirn kühlte, blickte sie unruhig auf ihre Armbanduhr. Dabei fiel ihr auf, dass diese immer noch nach englischer Zeit tickte. Sie würde sie später stellen, wenn ihre Mutter in der Klinik war. »Seit wann ist das denn so?«
    »Seit zwei Tagen? Ich dachte erst, dass ich mir den Magen verdorben hätte. Aber dann wurden die Schmerzen schlimmer.«
    »Und warum hast du nicht den Arzt gerufen? Wo ist eigentlich Papa?«
    »Mit ein paar Freunden aus seinem Segelverein unterwegs.«
    »Als er gefahren ist, hattest du da die Schmerzen schon?« Ihr war zuzutrauen, dass sie nichts gesagt hatte, weil sie ihren Mann nicht von der Reise abhalten wollte.
    »Nein, das ist vor zwei Tagen losgegangen.«
    »Und wie lange ist er noch weg?« Lilly war sicher, dass sich ihr Vater Vorwürfe machen würde, wenn er erfuhr, dass seine Frau während seiner Abwesenheit krank geworden war.
    »Eine Woche.«
    »Eine Woche!«, platzte es erschrocken aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher