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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann
Autoren: Jason Dark
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auch nicht mehr wollte.
    Melody sah nur die Hand mit den gespreizten Fingern. Sie hörte sich heftig atmen, und dann endlich vernahm sie wieder die so feste und gleichzeitig einschmeichelnde Stimme des Fremden, der ihr eine Frage stellte.
    »Zu wem gehörst du, Melody?«
    »Zu dir«, flüsterte sie zurück.
    »Sehr gut, meine Liebe...« Er verengte etwas seine Augen vor der nächsten Frage. »Wirst du mir folgen?«
    »Ja«, erklärte sie voller Inbrunst. »Wohin immer du willst.«
    Er schloss die rechte Hand zur Faust, und die Sichel verschwand. »Dann komm...«
    Melody hatte auf nichts anderes gewartet. Sie ging, als wäre sie nie schwach gewesen. Das Erscheinen des Mondmanns hatte sie beflügelt, und es gab für sie nur ihn, ihn allein...
    ***
    Casey Marwood stand unter Stress. Dieses Gefühl galt nicht ihm, sondern seiner Frau, die er allein hatte zu Hause lassen müssen. Dass ihr Fieberschub so stark sein würde, damit hatte er nicht rechnen können, aber die Krankheit stand unter keinem Befehl, sie kam und verschwand, wann sie wollte.
    Und dann war noch die Sache mit dem Radfahrer passiert. Casey traf keine Schuld, denn der Mann war betrunken gewesen. Casey hatte ihn zu spät gesehen, außerdem war der Typ in Schlangenlinien gefahren und war an der rechten Fahrerseite des Volvo-Kombis entlanggeschrammt, bevor er das Gleichgewicht auf dem Rad verloren hatte und vor der Kühlerschnauze gestürzt war.
    Marwood hatte nicht weiterfahren können. Dabei lagen die Kundenbesuche hinter ihm. Zudem hatten sie sich gelohnt, denn er hatte gut verkauft und war auf dem Weg nach Hause gewesen.
    Und jetzt dieser verdammte Unfall.
    Natürlich hatte er die Polizei rufen müssen. Ein Streifenwagen mit zwei Beamten war auch erschienen. Einen Rettungswagen hatten sie gleich mitgebracht, denn der Radfahrer hatte wie tot auf der Straße gelegen. Nur sein Stöhnen zeugte davon, dass er noch lebte.
    Von den beiden Sanitätern war er auf die Trage gelegt und in den Wagen hineingeschoben worden.
    Das alles hatte Zeit gekostet. Mehr als in der Großstadt, denn hier auf dem Land waren die Polizeistationen sehr dünn gesät. Da dauerte es eben, bis Hilfe eintraf.
    Zudem hatten die beiden Beamten bei der Aufnahme ihres Protokolls die Ruhe weg. Sie stellten Fragen, sie machten sich Notizen, und Marwood konnte immer nur das wiederholen, was passiert war.
    »Nun ja, dann trifft Sie wohl keine Schuld.«
    »Das will ich meinen, Constable. Ich bin auch nicht zu schnell gefahren. Es war der Betrunkene, der plötzlich wie ein Geist auf meiner Fahrerseite auftauchte.«
    Der zweite Polizist hatte das Rad bereits von der Straße geräumt. Er fragte jetzt mit einem Blick auf den Volvo: »Werden Sie noch fahren können, Mr. Marwood?«
    »Ich denke schon. Ich habe mir den Wagen angeschaut. Außer ein paar Schrammen und kleinen Beulen ist glücklicherweise nichts passiert. Das lässt sich durchaus regeln.«
    »Gut.«
    »Kann ich jetzt endlich weiter? Meine kranke Frau wartet auf mich. Meine Personalien haben Sie ja.«
    Der erste Beamte nickte bedächtig. »Zunächst müssen Sie noch das Protokoll unterschreiben.«
    »Gut.«
    Er bekam das Klemmbrett mit dem beschriebenen Blatt in die Hände gedrückt.
    Im Schein einer Taschenlampe las er den Text durch und hatte nichts dagegen einzuwenden. Seine Anschrift hatten die Polizisten notiert, und einem Alkoholtest hatte er sich auch nicht unterziehen müssen.
    »Dann kann ich jetzt fahren?«
    »Sie können. Und geben Sie auf betrunkene Radfahrer Acht.«
    Marwood warf dem Mann einen schiefen Seitenblick zu. »Sie haben Humor, Constable.«
    »Nur so kommt man durch’s Leben.«
    Casey grinste nur und stieg in seinen Volvo. Im Prinzip musste er dem Mann Recht geben. Ohne Humor war das Leben ziemlich bescheiden. Aber nicht immer gab es Situationen, in denen der Humor angebracht war. Das hatte er an diesem Abend am eigenen Leib erfahren müssen. Dabei dachte er nicht nur an die Kollision mit dem Radfahrer.
    Während im Licht der Scheinwerfer die erste Kurve erschien, dachte er an seine Frau, die allein zu Hause lag und der es verdammt schlecht ging. Beide hatten sie gedacht, dass es mit diesen Anfällen vorbei sein würde, schließlich lag der Aufenthalt in Afrika schon einige Jahre zurück, aber die Infektion war einfach zu stark gewesen. Immer wieder kam es zu diesen Schüben, und der am heutigen Abend musste besonders schlimm gewesen sein.
    Casey Marwood wollte einen Schlussstrich ziehen. Es ging nicht an, dass Melody
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