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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze
Autoren: Carter Brown
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beschloß, sich eine Weile nur seinen Hurenhäusern zu widmen und
die Finger vom Heroin zu lassen bis die Luft wieder rein war. Das wird ihm aber
nicht viel schaden, arm ist er bestimmt nicht, obwohl Ihr Vater hier seinen
Anteil bekommen hat .«
    »Jetzt reicht’s aber !« brüllte Holloway, und sein aufgeschwemmtes Gesicht wurde
dunkelrot vor Zorn. »Ich werde Sie jetzt persönlich aus dem Haus werfen .« Er stand zwischen mir und der Tür und kam langsam näher.
    Richard stand auf seiner linken
Seite, aber er machte keine Bewegung. Seine schmale Gestalt, sauber gekleidet
in einen dunkelblauen Anzug mit polierten schwarzen Schuhen, war völlig
entspannt, als er seinen Vater auf mich losgehen sah.
    »Willst du Mr. Roberts nicht
ausreden lassen, Vater ?« fragte der Junge. »Es hat
doch keinen Sinn, ihn hinauszuwerfen, wenn er mit seiner Geschichte geradewegs
zur Polizei geht .«
    Holloway blieb plötzlich
stehen, gab sich offensichtlich Mühe, sich zu beherrschen. »Na schön, Roberts«,
zischte er durch zusammengebissene Zähne. »Sie beschuldigen mich, Hurenhäuser
zu unterhalten. Haben Sie noch weitere Märchen auf Lager ?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß Sie
die Hurenhäuser unterhalten«, sagte ich. »Aber Sie haben Geld in Carlottis Häuser investiert. Ich habe keine Ahnung, wie Sie
dazu gekommen sind, sich dort einzukaufen, doch die Polizei wird das sicher
leicht herausfinden .«
    »Halten Sie uns nicht für ein
bißchen naiv, wenn Sie sich auf die Polizei verlassen ?« fragte Richard und zog die Augenbrauen hoch. Dann entdeckte ich, daß er in den
wenigen Sekunden, in denen ich meine Aufmerksamkeit seinem Vater zugewandt
hatte, einen Revolver gezogen hatte. Der Lauf zeigte direkt auf meinen Bauch.
    »Was ist denn los, Richard ?« fragte ich fröhlich. »Sind die Spritzen alle ?«
    Ihm blieb keine Zeit zu
antworten, denn in diesem Augenblick klingelte das Telefon. Ich sah auf die
Uhr. Zehn Minuten nach neun.
    Holloway warf Richard einen
Blick zu, ging dann zu dem kleinen Glastisch neben der Eingangstür und nahm den
Hörer ab.
    Ronda beobachtete ihren Vater
mit ungläubigem Staunen, ihr Gesicht war aschgrau. Mrs. Holloway wandte kurz den Kopf und tauschte einen kurzen Blick mit mir. Ihre
dunklen, traurigen Augen sahen gequält aus, und ich spürte, daß sie mich bat,
ihre Tochter zu schonen. Aber im Augenblick konnte ich nicht viel tun, da
Richard mich mit dem Revolver bedrohte.
    »Hallo«, schnaubte Holloway.
»Ja, der bin ich. Wer sind Sie ?« Er hörte zehn
Sekunden lang zu, sein Gesicht wurde dabei immer röter. »Hören Sie mal, Sie
Mistkerl«, fauchte er. »Ich weiß nicht, wer Sie sind und weshalb Sie anrufen,
aber wenn Sie wissen, wer meinen Sohn umgebracht hat, sagen Sie es der Polizei,
nicht mir !« Dann warf er den Hörer so fest auf die
Gabel, daß ich befürchtete, das Telefon könnte nicht mehr funktionieren, wenn
ich nachher die Polizei rufen wollte. Was beweist, wie optimistisch ich sein
kann.
    Holloway fuhr herum, sah mich
an und ging dann ein paar Schritte durchs Zimmer. Seinem Ausdruck nach zu urteilen,
konnte er mir jeden Augenblick an den Hals springen, aber dann merkte ich, daß
er mich nicht mehr ansah.
    »Wissen Sie nicht, wer Ihren
Sohn ermordet hat ?« fragte ich, und Holloway wandte
den Blick von Richard zu mir. »Oder wundern Sie sich plötzlich, wieso Ihr Sohn
mich mit der Waffe bedroht ?«
    »So gern ich es auch tun würde,
Roberts, ich kann Sie nicht umbringen«, sagte Holloway erstickt. »Richard weiß
das. Meine geschäftlichen Beziehungen können Sie doch nicht beweisen, und
Richard wollte Ihnen nur Angst einjagen .«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das
würden Sie wahrscheinlich gern glauben, aber die Wahrheit ist, Ihr Sohn muß
mich aus dem Weg räumen. Ich weiß nämlich, wer seinen Bruder ermordet hat .« Mein Glas war noch nicht ganz leer. Ich trank den Rest
Bourbon aus und hoffte, daß es nicht mein letzter war. Es war ein schweres
Glas. Ich wog es spielerisch in der Hand.
    »Nein! Das ist nicht wahr! Es
kann nicht sein !« schrie Ronda. Sie riß sich von ihrer
Mutter los und ging auf Richard zu.
    Die Waffe in der Hand des
Jungen bewegte sich keinen Millimeter.
    »Er wollte Charles nicht
töten«, sagte ich ruhig und hoffte, daß sie nicht hörte, was ich zu sagen
hatte. »Aber die Umstände ließen ihm keine andere Wahl. Wer weiß, vielleicht
hat er seinen Bruder geliebt, auf seine Art. Nur hat er sich selbst eben noch
mehr geliebt .«
    »Roberts, Sie sind
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