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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze
Autoren: Carter Brown
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darüber reden .«
    »Und ich habe Ihnen gesagt,
Sergeant, ich komme erst, wenn ich den Mörder habe. Jetzt nur noch eine Frage —
warum haben Sie Charles Holloway nicht verhaftet, als Sie Gelegenheit dazu
hatten ?«
    »Weil ich den Hintermann will«,
sagte er gepreßt.
    »Und es ist Ihnen egal, wie
viele junge Leute draufgehen, wenn Sie ihn nur kriegen ?«
    Ich konnte ihn schnaufen hören,
während er um Beherrschung rang, aber ich wartete nicht mehr auf seine Antwort.
Ich hängte ein.

10
     
    Ronda Holloway war froh, mich
zu sehen. Sie brachte sogar ein kleines Lächeln zustande.
    »Hallo, Randy. Ist alles vorbei ?«
    »Ja. Es ist vorbei«, sagte ich.
    »Geht es ihm gut ?«
    »Das kommt darauf an, was man
unter gut versteht .« Ich wollte es ihr nur ungern
sagen, weil ich sie mochte, aber ich glaubte, es war besser, daß Charles jetzt
gestorben war als später in der Gaskammer.
    »Ich meine, Randy, geht es
ihm...« Sie schwieg. »Sie wissen doch, was ich meine .«
    »Er wird nicht vor Gericht
gestellt und hingerichtet werden. Ich nehme an, das ist ganz gut so .«
    »Dann ist er tot .« Sie sagte es wie ein Schulmädchen die korrekte Lösung
einer Gleichung aufsagt, präzise und zuversichtlich. Sie schien fast zufrieden
zu sein, daß sie es selbst herausbekommen hatte.
    »Jemand hat ihn umgebracht«,
sagte ich und rieb mir den Hinterkopf. Die Beule war ganz schön groß.
    In ihren tiefen, unschuldigen
Augen stand Verwirrung. »Sie haben doch...«
    Ich schüttelte den Kopf und
erzählte ihr, was geschehen war.
    »Aber warum?« Sie verschränkte
die Hände auf dem Schoß, konnte nicht verstehen, wie ihre sichere, behütete,
bürgerliche Welt so plötzlich zusammenbrechen konnte.
    »Aus demselben Grund, aus dem
Charles die anderen umbrachte — Tote reden nicht .«
    »Aber ich verstehe es trotzdem
nicht .«
    »Eines Tages schon. Versuchen
Sie es jetzt nicht. Ist Ihr Vater zu Hause ?«
    »Nein, er ist mit Richard zur
Polizei gegangen. Vor drei Stunden hat er angerufen. Ich dachte, ich wüßte
alles, deshalb habe ich sie nicht gefragt, und sie haben mir auch nichts gesagt .«
    »Und Sie haben keinem gesagt,
was in dem alten Haus geschehen ist ?«
    »Nein.«
    »Gut. Wie wäre es, wenn wir uns
ein bißchen hinsetzen würden ?« Ich zeigte auf eine
orangefarbene Couch. Wir standen immer noch in der Tür.
    Sie lächelte. »Okay, Randy.
Setzen Sie sich, ich mache uns etwas zu trinken .«
    »Ich nehme Bourbon mit Eis .«
    »Wie wäre es mit einem
Doppelten ?«
    »Für Sie oder für mich?«
    »Für uns beide. Ihre Nerven
sind natürlich besser als meine .«
    »Er war nicht mein Bruder .«
    Ich setzte mich, und ein paar
Minuten später kam sie mit den Drinks. Die schweren Kristallgläser mußten eine
Menge Geld gekostet haben.
    Rondas hübsche junge Figur wurde
von einem engen weißen Spitzenkleid betont, dessen Saum gerade noch die Stelle
bedeckte, an der ihre sanft gerundeten Schenkel begannen. Ihre festen, weit
auseinanderstehenden Brüste waren wie schneebedeckte Gipfel. Ich konnte nur
nicht verstehen, wieso der Schnee nicht geschmolzen war.
    »Weiß Ihr Vater, daß Sie in
einem solchen Kleid herumlaufen ?« seufzte ich. »Oder
legt er keinen Wert mehr auf Jungfräulichkeit und wartet nur darauf, daß Sie
vergewaltigt werden ?«
    »Vielleicht in seinem eigenen
Haus?« Sie lachte. Es ging ihr besser. Die Komplimente taten ihr gut.
    »Ich dachte nicht an mich«,
sagte ich ehrlich. »Ich bin alt genug, um Ihr Vater zu sein — wenn ich ein
frühreifer Neunjähriger gewesen wäre .«
    »Moment mal...« Sie starrte gedankenversunken
zur Decke. »Dann wären Sie jetzt also achtundzwanzig .« Sie war sehr zufrieden mit dieser Information. »Und waren Sie so frühreif ?«
    »Ja«, gab ich zu. »Aber
glücklicherweise eilten meine Ideen der Zeit voraus — sonst hätte ich jetzt
auch eine Tochter, so schön wie Sie .«
    Sie lächelte schief. »Randy?«
    Ich nahm einen Schluck und
bemerkte plötzlich ein wildes Funkeln in ihren Augen. Sie wartete nicht erst
auf eine Reaktion von mir.
    »Randy, ich habe einen
Entschluß gefaßt .« Ihre Stimme iiberschlug sich vor Aufregung. »Ich bin kein kleines Mädchen, und ich brauche keine Väter
mehr. Was ich jetzt brauche, ist ein Liebhaber .«
    Ich nickte freundlich. »Ich
glaube, Sie sind alt genug dazu«, sagte ich. »Aber was ist mit denen, die Sie
vorher hatten ?«
    Sie sah zu Boden, spielte mit
dem Glas in ihrer Hand. »Ich habe nur damit herumgeprahlt. Wissen Sie, so wie
es ein
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