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Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Titel: Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
Autoren: Evelyn Düll
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harmlose Erklärung
geben. Vielleicht macht sich ja ein Jugendlicher einen Spaß
daraus, als blinder Passagier unter dem Grünschnitt versteckt
auf der Pritsche mitzufahren. Eine Mutprobe oder so was.“
    „ Aber sind wir
nicht verpflichtet, die Polizei zu verständigen?“
    „ Und weiter?
Hast du dir etwa die Autonummer gemerkt?“
    „ Natürlich
nicht. Es ging alles viel zu schnell.“
    „ Dummerweise ist
der Akku meines Handys leer und du hast deins wie immer gar nicht
erst mitgenommen. Bis wir zur nächsten Polizeistation geradelt
sind, ist der Laster längst über alle Berge. Was also
könnte die Polizei schon tun? Du kannst ihr nicht den
geringsten Anhaltspunkt liefern. Ich sage dir, was sie tun werden:
Kein Wort glauben werden sie dir. Eine Blutprobe werden sie dir
entnehmen und wenn du Pech hast, verlierst du noch deinen
Führerschein. Eine Promillegrenze gibt es nämlich auch für
Radfahrer. Was es in deiner jetzigen Situation bedeuten würde,
nicht mehr Auto fahren zu dürfen, brauche ich dir ja wohl nicht
zu erklären.“
    Tom fasste sich an die
Stirn. Er fühlte sich auf einmal schwindlig, als ob der Alkohol
in seinen Kopf zurückschösse. Was war nur los mit ihm?
Sabine hatte recht, er war seit einigen Monaten wirklich nicht mehr
der Alte. Hatte er sich die Hand nur eingebildet? Wenn ja, war das
ein erschreckendes Zeichen. „Nein, ‚eingebildet’
ist ein zu hartes Wort“, dachte Tom, „‚getäuscht’,
ich werd’ mich einfach nur getäuscht haben.“
    „ Ich mach’
dir einen Vorschlag“, sagte Sabine einlenkend. „Heute
richten wir eh’ nichts mehr aus. Du schläfst eine Nacht
darüber, und falls du morgen immer noch von deiner Wahrnehmung
überzeugt bist, gehen wir zusammen zur Polizei. Bis dahin musst
du auch nicht mehr um deinen Führerschein zittern.“
    Tom atmete hörbar
ein und wieder aus. Dann nickte er, bestieg langsam sein Fahrrad,
und nebeneinander rollten die beiden stumm in den mittlerweile
dunklen Wald hinein.

3
    Lautlos kroch die
Würgeschlange auf ihr ahnungsloses Opfer zu. War es einfach nur
unaufmerksam? Schlief es? Oder war es gar schon tot? Hey, pass auf!
Schon hatte die Bestie ein Bein erreicht und begann, sich darum zu
winden. Pass doch auf! – keine Reaktion. Langsam, aber
unaufhaltsam setzte die Schlange ihr tödliches Werk fort. Sie
umschlang den ganzen Körper, bevor sie mit monströser
Kraft zudrückte.
    Tom erwachte
schweißgebadet aus seinem Albtraum. Durch das Fenster fielen
Sonnenstrahlen in sein Zimmer. Bestimmt war es bereits spät am
Vormittag, doch Tom fühlte sich, als hätte er überhaupt
nicht geschlafen. Er erinnerte sich an den abendlichen Vorfall: die
Brücke, der Laster, die Hand. Jetzt am helllichten Tag kam ihm
all das erst recht unwirklich, absurd und lächerlich vor. Rasch
zog er sich an und ging hinunter in die Küche, wo sein Vater
als letzter noch am Frühstückstisch saß und die
Zeitung las.
    „ Morgen, Tom.“
    „ Morgen, Gerd.“
Gerhard Sauer hatte seinen beiden Kindern bereits im Grundschulalter
eingeimpft, ihn mit seinem Vornamen anzureden und nicht etwa mit
„Papa“. „Ich sage ja auch nicht ‚Sohn’
oder ‚Tochter’ zu euch“, hatte sein
unwiderlegbares Argument gelautet.
    „ Ich hab’
dir den Stellenteil schon rausgelegt.“
    „ Danke“,
erwiderte Tom tonlos.
    „ Ich hab’
da eine Idee. Weißt du, vielleicht bist du bisher einfach zu
sehr darauf fixiert gewesen, auf Anhieb einen Traumjob zu finden.
Vielleicht wäre es besser, die Erwartungen zurückzuschrauben.
Wenn keine große Lösung in Sicht ist, muss man manchmal
mit einer kleinen vorliebnehmen. Jobs gibt es ja mehr als genug, nur
eben nicht für Hochqualifizierte. Du könntest doch erstmal
etwas einfacheres machen, in Teilzeit oder auf 400-Euro-Basis.“
    „ Du meinst
Kassierer im Supermarkt oder so was.“
    „ Warum nicht?
Nicht, dass wir das Geld bräuchten, aber die Arbeit würde
dir sicherlich gut tun, dein Selbstvertrauen stärken.“
    Tom nickte und zwang
sich zu einem Lächeln. „Das ist eine gute Idee“,
sagte er und wendete sich demonstrativ dem Frühstück zu.
Auf nichts hatte Tom weniger Lust als darauf, das unangenehme Thema
Jobsuche zu vertiefen – schon gar nicht mit seinem Vater, der
bei solchen Diskussionen sowieso immer recht zu behalten schien. Von
dem Philosophiestudium hatte Gerd ihm von Anfang an abgeraten. „Was
willst du denn damit später mal beruflich werden“, hatte
er immer wieder gefragt.
    „ Das weiß
ich noch nicht
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