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Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Titel: Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
Autoren: Evelyn Düll
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genau“, lautete dann Toms Standard-Antwort.
„Jedenfalls gibt es sehr viele Möglichkeiten. Beim
Philosophiestudium erwirbt man ein großes Allgemeinwissen. Man
lernt, alles zu hinterfragen und logisch zu denken. Studierte
Philosophen sind Generalisten, die in jedem Bereich eingesetzt
werden können.“
    „ Das ist ja
gerade das Problem. Wer überall eingesetzt werden kann, wird
nirgends eingesetzt. Wie wär’s, wenn du erstmal eine
Lehre machst? Dann hättest du etwas Handfestes. Ich könnte
dir helfen, einen Ausbildungsplatz bei uns in der Sparkasse zu
kriegen. Studieren kannst du danach immer noch.“
    „ Wahrscheinlich
BWL oder Jura.“
    „ Wäre nicht
das Schlechteste.“
    „ Gerd, das ist
nichts für mich. Ich möchte etwas tun, wofür ich mich
begeistern kann. Wenn ich am Lernen Spaß habe, bin ich auch
gut, und wenn ich gut bin, finde ich auch einen Job.“
    „ Wenn ich am
Lernen Spaß habe, bin ich auch gut, und wenn ich gut bin,
finde ich auch einen Job“ – mit dieser trotzigen
Behauptung hatte Tom während des Studiums sämtliche
Zweifel an seinen Berufsaussichten verdrängt. Es machte ihm
wirklich Spaß und er war auch gut. Aber mittlerweile lag sein
Abschluss an der Universität Mannheim länger als ein
halbes Jahr zurück und viele dutzend Bewerbungen hatten ihm
keine Stelle eingetragen. Noch nicht einmal in ein
Vorstellungsgespräch hatte er es geschafft.
    Freilich war er selbst
daran nicht ganz schuldlos. Denn trotz seiner jungen Jahre gebrach
es Tom an einer Flexibilität, welche die globalisierte
Arbeitswelt einfach erfordert: der räumlichen Mobilität.
Hätte er sich bundesweit beworben, er wäre vermutlich in
Berlin, Hamburg oder München untergekommen. Doch Tom fühlte
sich nun einmal in der Kurpfalz verwurzelt. Keine andere Region
schien ihm eine derart attraktive Kombination aus ländlichem
Charme und städtischem Flair zu bieten. Hier gab es mit
Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen nicht nur gleich drei
Großstädte, sondern mit Odenwald und Pfälzerwald
auch zwei ausgedehnte Erholungsgebiete.
    Für seine
Heimatverbundenheit musste Tom allerdings einen hohen Preis
bezahlen. Die heimliche Unsicherheit, mit der er auf Jobsuche
gegangen war, hatte sich bald zu blanker Frustration ausgewachsen.
Allmählich war die Freude aus seinem Leben gewichen. Er konnte
die viele Freizeit, die er hatte, überhaupt nicht genießen,
während um ihn herum alles arbeitete. Gerd war ins mittlere
Management der Kreissparkasse aufgestiegen, ohne Studium oder auch
nur Abitur, wie er stolz anmerkte. Seine Mutter war seit einigen
Jahren wieder Teilzeit in ihrem erlernten Beruf als Bürokauffrau
tätig. Und Sabine, drei Jahre jünger als ihr Bruder, hatte
eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-Technischen Assistentin
abgeschlossen und bediente nun in einer Apotheke. Auch Toms Freunde
waren sämtlich bereits ins Berufsleben eingetreten.
    Seine einzige
Einnahmequelle blieb das magere Zeilenhonorar, das er seit
Studienzeiten als Freier Mitarbeiter einer Lokalzeitung erhielt. Zum
Leben reichte es bei weitem nicht. Aber immerhin ersparte es ihm das
Eingeständnis, arbeitslos zu sein.
    „ Wo sind denn
die Frauen“, fragte Tom seinen Vater, um das Thema zu
wechseln.
    „ Sabine hat
heute Vormittag Dienst und Anja bringt den Garten auf Vordermann.
Leider habe ich mich breitschlagen lassen, ihr zu helfen. Es wird
höchste Zeit für mich. Räumst du bitte nach dem
Frühstück die Küche auf.“
    „ Klar.“
    „ Okay, bis
später dann. Und überleg’ dir meinen Vorschlag.“
    Tom nickte wieder und
schlug mit einem Seufzer vorweggenommener Enttäuschung den
Stellenmarkt der Samstagszeitung auf. Er ahnte, was ihn erwartete.
Im Grunde gab es nur zwei Arten von Anzeigen. Einmal die, auf die er
sich niemals mit Aussicht auf Erfolg würde bewerben können
– allerdings wohl auch niemand sonst auf diesem Planeten. Wer
hatte schon nach dem Abitur Wirtschafts- oder Rechtswissenschaften
studiert, am besten noch summa cum laude promoviert, nebenbei
Auslandsaufenthalte und Praktika absolviert, sich ehrenamtlich
engagiert und war nach alldem noch jünger als 25?
    Bei der zweiten Art
von Anzeigen handelte es sich um Stellen, für die Leute wie Tom
„überqualifiziert“ waren. Ein Studierter würde
doch bestimmt völlig überzogene Gehaltsvorstellungen
haben, sich nicht einfügen, alles besser wissen und überhaupt
ein arroganter Schnösel sein.
    Lustlos stöberte
Tom in den wenigen Seiten des Stellenteils. Hier war so ein Job,
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