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Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Titel: Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
Autoren: Evelyn Düll
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ausgefranstes Rasenblatt wird braun.
Vertikutieren hingegen muss man nur, wenn das Gras verfilzt ist,
schätzungsweise alle zwei bis drei Jahre. Das wird allerdings
im Frühjahr gemacht.“
    „ Was bedeutet
denn ‘vertikutieren’?“
    „ Ein
Vertikutierer ist ein Gerät, das so ähnlich aussieht wie
ein Rasenmäher. Es ritzt die Grasnarbe einer Rasenfläche
an, um Mulch und Moos zu entfernen und die Belüftung des Bodens
zu fördern.“
    „ Und wie sieht’s
mit Düngen aus?“
    „ Dreimal im Jahr
zwischen April und Oktober. Und bitte einen speziellen Rasendünger
verwenden, damit die Halme nicht verbrennen. Im Hinblick auf den
Trinkwasserschutz sollte man auf Düngemittel mit
Langzeitwirkung zurückgreifen.“
    „ Vielen Dank,
Herr Weber. Jetzt hab’ ich nur noch eine Frage.“ Tom
hatte sich seine Geschichte sorgfältig zusammengesponnen.
„Gestern bei einem Spaziergang haben meine Eltern und ich in
einem Garten eine wirklich außergewöhnliche Pflanze
entdeckt. Meine Mutter meinte, die würde hervorragend in den
Garten ihrer Schwester passen, die nächste Woche Geburtstag
hat. Leider wissen wir nicht, wie die Pflanze heißt. Wir haben
an der Tür geklingelt, aber es war niemand zuhause. Können
Sie uns eventuell weiterhelfen?“
    „ Wie sieht sie
denn aus“, fragte Herr Weber interessiert. Tom gab ihm eine
möglichst detaillierte sowie bildreiche Beschreibung und
bemerkte zu seiner Freude bald ein wissendes Lächeln auf dem
Gesicht des Experten.
    „ Ich glaube, ich
weiß, wovon du sprichst. Warte einen Augenblick! Ich hole eben
ein Buch. Vielleicht erkennst du sie darin wieder.“
    Nach ein paar Minuten
war der Gärtner mit einem dicken Bildband zurück und
begann, die Seiten umzublättern. Tom kam es vor, als
durchforsteten sie die Verbrecherkartei der Polizei. „Moment
mal“, rief er plötzlich. „Ich glaube, das ist sie.
Ja, kein Zweifel, das sind die Schlangenarme.“ Tom hatte Mühe,
das Ausmaß seiner Begeisterung zu verbergen. „Cryptomeria
japonica ,Dacrydioides’“, las er mühsam.
    „ Ich nenne sie
einfach ‘Drachensicheltanne’. Sie stammt aus Japan, eine
echte Rarität. Weißt du auch warum?“
    „ Nein.“
    „ Sie sät
sich nicht aus, weil die Blüten steril sind beziehungsweise die
Samen nicht befruchtet werden. Das heißt, dass die Pflanze
sich nicht selbst reproduzieren kann.“
    „ Aber wie
vermehrt sie sich dann?“
    „ Gar nicht. Sie wird vermehrt. Deshalb ist
sie ja so selten.“
    „ Haben Sie
zufällig eine auf Lager?“
    „ Leider nein.
Gerne bestell’ ich euch eine. Das dauert zwar einige Wochen,
aber zum Geburtstag tut es fürs Erste doch bestimmt auch ein
Gutschein...“
    „ Ähm, tja,
tut mir leid, aber das geht nicht, weil, weil meine Tante es nicht
mag, Gutscheine geschenkt zu bekommen. Ich weiß auch nicht,
warum. Sie ist wohl ein bisschen exzentrisch.“
    „ Ach“,
rief Herr Weber enttäuscht, „das ist ja schade. Nun, wenn
sie ‚ein bisschen exzentrisch’ ist, ist die
Drachensicheltanne genau das Richtige für sie. Als junge
Pflanze sieht sie lediglich nach einem mehrtriebigen Strauch aus.
Doch bald entwickelt sich ein Haupttrieb, der zu einem bis zu fünf
Meter hohen Stamm werden kann. Allerdings braucht er dafür
schätzungsweise ein halbes Jahrhundert. Dicht wird die
Drachensicheltanne nicht gerade, aber eben das macht sie so
außergewöhnlich...“
    „ Können Sie
mir einen Tipp geben, wo ich diese Rarität hier in der Gegend
kaufen kann“, unterbrach Tom das Referat.
    „ In einer großen
Gärtnerei oder Baumschule, möchte ich meinen – wenn
überhaupt. Ich könnte dir ein paar Adressen aufschreiben.“
    „ Das wäre
echt super, Herr Weber.“ Tom grinste jetzt von einem Ohr zum
anderen. „Vielen, vielen Dank. Sie haben keine Vorstellung,
wie sehr Sie mir damit helfen.“

6
    Auf der Fahrt in
Richtung Speyer am Dienstagvormittag hatte Tom noch einmal
Gelegenheit darüber nachzudenken, wie idiotisch er sich
eigentlich benahm. Er jagte offenbar einem Hirngespinst nach. Seine
„Beobachtung“ vor vier Tagen war zu bizarr, um wahr zu
sein, und die Entwicklung seitdem kam ihm vor wie ein seltsamer
Traum. Hatte er in den langen, frustrierenden Monaten der
Arbeitslosigkeit etwa den Bezug zur Wirklichkeit verloren?
    Andererseits stand Tom
nun nicht mehr allein. Sabine hatte sich von ihm überzeugen
oder besser gesagt anstecken lassen. Noch am Sonntag hatte sie ihm
nicht wirklich geglaubt und eher aus Geschwisterliebe geholfen. Seit
Tom ihr jedoch
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