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Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Titel: Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
Autoren: Evelyn Düll
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die Höhle des Löwen zu wagen. Wenn man ihn dabei
erwischte, wie er sich am Büro vorbei auf das Gärtnereigelände
stahl, würde das keinen guten Eindruck machen. Als er die
Türschwelle erreicht hatte, sah er, wie eine junge Frau –
offensichtlich eine Bedienstete – gerade eine ältere Dame
beriet.
    „ Zum Pflanzen ist es leider noch immer zu warm, Frau Löwe. Das geht erst,
wenn es konstant unter 25 Grad hat, und dann wieder bis der
Bodenfrost einsetzt. Anfang September dürfte es kühl genug
sein. Ihr Garten kommt unverzüglich dran, sobald es soweit ist,
versprochen.“
    „ Hach, ich weiß,
Elfi, ich bin viel zu ungeduldig für mein Alter.“ Frau
Löwe lachte, während sie eine fette Perserkatze
streichelte, die auf dem Tresen zwischen den beiden Frauen
schlummerte. „Nicht wahr, Pahlewi, du hast die Ruhe weg. Bei
mir ist einfach zu wenig los. Da kann ich es kaum erwarten, dass die
starken Männer der Baumschule Landgraf wieder vorbeikommen und
meinen Garten umgestalten.“ Die alte Dame lachte noch einmal.
    Tom betrat den
altmodisch eingerichteten Raum, in den durch die kleinen Fenster so
wenig Licht fiel, dass die Deckenlampe eingeschaltet war. Sein
freundliches „Hallo“ erwiderte Elfi mit einem etwas
steifen „Guten Tag“, während sich Frau Löwe
zum Gehen wandte. „Ich glaube, ich hab’ dich lange genug
aufgehalten, mein Kind. Du sagst mir Bescheid, wenn ihr bei mir
anfangen könnt. Bis dann also. Und wie gesagt: Mach’ dir
keine Sorgen wegen Herrmann. Ich kenne ihn seit der Schulzeit. Wenn
einer auf sich aufpassen kann, dann er.“
    Elfi nickte. „Kann
ich Ihnen helfen“, fragte sie Tom mit einem aufgesetzt
wirkenden Lächeln, nachdem Frau Löwe gegangen war. Tom
legte sich rasch eine Taktik zurecht. Elfi mochte ungefähr in
seinem Alter sein, eher sogar noch ein paar Jahre jünger, aber
in ihrem altbackenen Sommerkleid mit verwaschenem Blümchenmuster,
mit ihrer konservativen Brille und dem streng hochgesteckten,
dunkelblonden Haar sah sie wie eine Oberlehrerin aus den 60er Jahren
aus. Er wollte versuchen, ihr abweisendes Äußeres durch
eine Charmeoffensive zu überwinden.
    „ Hallo. Das
‚Sie’ kannst du ruhig stecken lassen“, sagte er
grinsend. „Ich heiße Tom und bin auch nur zarte 26. Ich
hätte gern den Chef gesprochen.“
    Irgendetwas hatte er
falsch gemacht, denn Elfis Miene verdüsterte sich sichtlich.
„Vielleicht kann ich dir ja helfen.“
    „ Tja, ich weiß
nicht. Ich bin wegen der Stellenanzeige hier.“
    Sie musterte ihn
amüsiert. „Wie jemand, der häufig im Garten
arbeitet, siehst du nicht gerade aus.“ Tom war groß und
schlank, Hautfarbe und Muskulatur verrieten allerdings, dass er ein
Bürohengst oder Stubenhocker sein musste.
    „ Äh, nein,
ich meine, ja“, stammelte er, völlig aus dem Konzept
gebracht. Da half nur noch eine Phrase: „Ich bin auf der Suche
nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Wo finde ich denn
Herrn Landgraf? Ich würde mich gerne vorstellen und ihm meine
Bewerbungsunterlagen geben.“
    „ Ich bin
Elfriede Landgraf, Tochter des Firmeninhabers Herrmann Landgraf und
in seiner Abwesenheit der Boss hier. Vorgestellt hast du dich ja
schon. Dann zeig’ mir mal deine Unterlagen.“
    Tom fluchte innerlich.
Hatte er es bereits vermasselt? Widerstrebend zog er die
Bewerbungsmappe aus einer Stofftasche, die er mit sich führte.
Elfi blätterte eine Weile darin und zog hin und wieder eine
Augenbraue hoch. „Ein Philosoph? Ich muss gestehen, so einen
Bewerber hatten wir hier noch nicht.“ Der Hauch von Spott in
ihrer Stimme begann Tom zu ärgern.
    „ Ich habe im
letzten Wintersemester meinen Abschluss gemacht und seitdem nichts
Richtiges gefunden. Deshalb schlage ich jetzt neue Wege ein.“
    „ Du meinst, wer
‚nichts Richtiges’ findet, kann immer noch Gärtner
werden“, bemerkte sie spitz.
    „ Mist“,
dachte Tom, „schon wieder ein Minuspunkt.“ Er fühlte
sich wie ein erbärmlicher Jammerlappen, als er sich die Worte
sagen hörte: „Ich brauche den Job dringend.“
    „ Das mag ja
sein“, entgegnete Elfi. „Entscheidend ist aber, ob wir dich
brauchen können. Fließende Deutschkenntnisse darf ich bei
einem Absolventen der Uni Mannheim wohl voraussetzen. Eine
einschlägige Ausbildung beziehungsweise Berufserfahrung hast du
hingegen nicht. Wie sieht’s mit dem Anhängerführerschein
aus?“
    „ Fehlanzeige“,
gab Tom betreten zu.
    „ Tja, und das
Thema körperliche Arbeit hatten wir auch schon.“
    „ Daran werde
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