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1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen

1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen

Titel: 1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
Autoren: A Green
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1. KAPITEL
    „Ich heirate sie nicht wegen ihres Aussehens, Adil, sondern weil sie Al-Omar aus vielen guten Gründen eine perfekte Königin sein wird. Wenn ich auf eine Schönheit aus wäre, hätte ich meine vorige Geliebte geheiratet. Aber das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist eine schöne Frau, die mich ablenkt.“
    Schockiert saß Prinzessin Samia Binte Rashad al Abbas im Vorzimmer von Sultan Al-Omars Privatbüro. Man hatte ihn nicht unterrichtet, dass sie bereits da war, weil er immer noch telefonierte. Seine Sekretärin war kurz weggegangen und hatte seine Tür versehentlich etwas offen gelassen, sodass Samia die dunkle Stimme des Sultans und seine bestürzende Erklärung ungewollt mit anhören musste.
    Wieder sprach er, und diesmal in erschreckend zynischem Ton: „Ja, so mag sie wirken, aber gewisse Leute haben von jeher darauf gesetzt, dass ich mich bei der Wahl meiner Braut konservativ entscheide, und ich möchte die Spekulanten nicht enttäuschen.“
    Samias Wangen brannten. Nur zu gut konnte sie sich vorstellen, was der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung über sie gesagt hatte: Sie sei langweilig.
    Selbst wenn Samia das unmissverständliche Gespräch nicht mit angehört hätte, wäre ihr klar gewesen, was der Sultan von Al-Omar mit ihr zu besprechen hatte. Er wollte sie heiraten. Die ganze Nacht über hatte sie kein Auge zugetan und war halb in der Hoffnung hergekommen, das Ganze würde sich als schreckliches Missverständnis herausstellen. Umso mehr traf es sie, dass der Sultan diese Heirat tatsächlich vorhatte. Und nicht nur das; für ihn schien sie bereits beschlossene Sache zu sein.
    Bisher war Samia ihm nur ein einziges Mal begegnet, damals vor acht Jahren, als sie mit ihrem Bruder auf einer der legendären königlichen Geburtstagspartys in B’harani, der Hauptstadt von Al-Omar, gewesen war. Kaden hatte gehofft, die Feier würde helfen, sie von ihrer chronischen Schüchternheit zu heilen. Doch Samia hatte sich inmitten der glamourösen Gäste entsetzlich tollpatschig gefühlt und ihre wilden Locken und die Brille mit den dicken Gläsern noch inbrünstiger als sonst gehasst.
    Als wenn das nicht schon ausgereicht hätte, war es dann zu jenem peinlichen Zwischenfall gekommen: Vor lauter Aufregung hatte sie einen kleinen antiken Tisch mit Getränken umgestoßen, hatte damit die Aufmerksamkeit aller Gäste auf sich gezogen und war voller Scham in einen spärlich beleuchteten Raum geflüchtet, der sich später als Arbeitszimmer herausstellte …
    Samia schüttelte den Kopf und versuchte, die unliebsame Erinnerung zu verdrängen. Wieder drang die Stimme des Sultans an ihr Ohr.
    „Adil, ich verstehe dich ja. Als mein Anwalt möchtest du sicherstellen, dass ich die richtige Entscheidung treffe, und ich weiß das auch zu schätzen, aber ich versichere dir, die Prinzessin wird allen Anforderungen gerecht. Ich bin nicht so leichtsinnig, diese Ehe scheitern zu lassen. Für mich stehen die Stabilität und der Ruf meines Landes an erster Stelle, und ich brauche eine Ehefrau, die beides gewährleistet.“
    Wie versteinert saß Samia da. Sie hatte genug gehört. Was der Sultan da durchblicken ließ, war die Tatsache, dass sie Welten von den Frauen trennten, mit denen er sich normalerweise umgeben würde. Sie brauchte das Telefonat nicht länger mit anzuhören, um das zu verstehen. Diesen Mann wollte sie nicht heiraten. Und sie dachte nicht daran, weiter hier herumzusitzen und darauf zu warten, gedemütigt zu werden.
    Seufzend legte Sultan Sadiq Ibn Kamal Hussein den Hörer auf. Er fühlte sich verkrampft und angespannt und brauchte dringend frische Luft. Grimmig erhob er sich aus seinem Ledersessel, ging zum Fenster und blickte auf den belebten Platz des vornehmen Londoner Viertels herunter, an dem seine Londoner Residenz lag.
    Um den unvermeidlichen Augenblick noch ein wenig hinauszuzögern, kehrte Sadiq zum Schreibtisch zurück, wo eine Fotoauswahl für ihn bereitlag. Es waren Schnappschüsse von Prinzessin Samia von Burquat, einem kleinen Emirat am Persischen Golf an der Nordgrenze seines Staates. Sie hatte drei jüngere Halbschwestern, ihr älterer Bruder war nach dem Tod seines Vaters vor zwölf Jahren zum herrschenden Emir des Bundesstaates aufgestiegen.
    Nachdenklich blieb Sadiq am Schreibtisch stehen. Auch er war jung gekrönt worden und kannte die Bürde der Verantwortung, wusste, wie erdrückend sie werden konnte. Dennoch machte er sich keine Illusionen. Leicht würde es nicht werden, sich
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