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Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit
Autoren: Stefan Wolf
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Näselstimme des Butlers erkundigte sich.
    »Tim Peter Carsten and
friends«, erklärte der TKKG-Häuptling. »Wir waren gestern schon hier. An der
Dringlichkeit, mit Ihrem Chef zu reden, hat sich nichts geändert.«
    »Der Herr Baron ist nicht zu
sprechen. Er ist erkrankt.«
    »Mann, wir wissen, dass er
überfallen wurde. Wir waren ja fast dabei. Aber uns hat er versichert, dass er
sich sauwohl fühle mit der Platzwunde und dem blutverschmierten Gesicht. In
diesem Zustand ist er ja auch nach Hause gefahren. Also keine Ausflüchte,
Aschenputtel! Wir müssen ihn sprechen! Und zwar sofort. Falls Sie seine
Erlaubnis zum Einlassen brauchen, sagen Sie ihm, dass wir den Koffer haben —
und dass der gar nicht so leer ist.«
    »Ich werde nachfragen«, kam es
cool zurück.
    Das dauerte keine Minute. Dann
summte der Summer an der linken Seitenpforte. TKKG betraten das
Grapsbach-Grundstück und sohlten zur Villa, wo der Butler am Eingang stand.
    Der Mann war unbestimmbaren
Alters und dicklich. Sicherlich duldete Grapsbach keine schlanken Menschen um
sich. Sie hätten ihn verunsichert wie das schlechte Gewissen persönlich. Der
Butler trug schwarzen Anzug, schwarze Weste, weißes Hemd mit gestärktem Kragen,
grauen Querbinder, Lackschuhe und schwarze Strümpfe. Wie er das aushielt bei
der Hitze, war sein Geheimnis.
    »Der Herr Baron erwartet Si...
euch im Salon. Bitte, mir zu folgen.«
    Er ging voran.
    Die Villa war äußerlich eine
Villa, innen ein Schloss, überladen mit Antiquitäten, Gemälden und alten
Möbeln. Der Eindruck war düster. So waren auch die Typen auf den Gemälden der
Ahnengalerie.
    Im Salon thronte Grapsbach in
einem Ledersessel und versuchte, gebieterisch auszusehen. Sein Gesicht war
jetzt fahl, der Mund bläulich. Am Haaransatz ein aufwändiges Pflaster, das
sicherlich der Hausarzt angebracht hatte. Die Haut war mit Jod bepinselt.
    »Hallo!«, sagte Tim.
    »Was wollt ihr?«

    »Wir Jungs stehen ja gerne«,
sagte Tim. »Aber für meine Freundin bitte ich doch um einen Platz. So gehört
sich das, Herr Baron. Pfote, das Rokoko-Stühlchen dort lächelt dich an.«
    »Auch ich stehe lieber«,
erwiderte Gaby. »Wir bleiben ja nicht lange. Hier gefällt’s mir nämlich nicht.«
    Tim deutete auf den Butler.
»Soll der zuhören? Falls er nicht Ihr engster Vertrauter ist, Herr Baron,
könnte es sein, dass er Sie hinterher erpresst.«
    In die Stille sagte der Butler,
fast keuchend: »Ich... muss doch sehr bitten.«
    »Lassen Sie uns allein,
Enzio!«, gebot Grapsbach.
    Der Butler deutete ein Nicken
an und entschwand.
    »Hat er Ihnen nicht gesagt,
dass wir den Koffer haben?«, fragte Tim. »Ja, den haben wir dem Räuber
abgejagt. Von wegen leer, Sie Volkstribun! Sechs Millionen Mark Schmiergeld
sind drin. Für die PEW vom Rüstungskonzern Pfeilmüller & Oberquill.
Übergeben von Dr. Ferdinand Geeber. Und auch in seinem Auftrag geraubt. Denn,
Sie Edelmann, der Räuber ist Geebers Komplize, ist der Typ fürs Grobe. Da
staunen Sie, was?«
    Grapsbach schluckte, schnappte
nach Luft und sagte kein Wort.
    »Tja«, fuhr Tim fort, »da
sitzen Sie ganz schön in der Tinte mit Ihrer PEW. Die wir übrigens überhaupt
nicht mögen. Deshalb haben meine Freundin Gaby und Regina Odenhafer den
kritischen Artikel in unserer Schülerzeitung veröffentlicht. Was bei allen
Nicht-PEWlern begeisterte Zustimmung fand. Dann allerdings haben drei
gehirnamputierte Typen aus Ihrer Nachwuchsriege Anschläge auf die Mädchen
verübt.«
    »Das...«, keuchte Grapsbach,
»geschah ohne mein Wissen. Niemals hätte ich das veranlasst.«
    »Das glauben wir Ihnen sogar.
Denn nicht mal eine Partei mit Ihrem Programm kann so blöd sein. Sei’s drum —
die drei sitzen sowieso seit gestern in U-Haft. Dass wir hierher gekommen sind,
hat einen anderen Grund. Der wird Ihnen sehr auf den Zeiger gehen. Wollen Sie
Ihre Beruhigungspillen nehmen, bevor ich weiter rede?«
    »Von denen habe ich schon
genügend geschluckt.«
    »Wie Sie wollen...«
    Kurz, aber ohne Wesentliches
auszulassen, berichtete Tim von der Zeitkapsel und von den TKKG-Nachforschungen
bei Tanja Fritsche-Wolkenkuss, das Mordopfer Ulrike betreffend, und bei Norbert
Tebbich, die ermordete Rosamunde betreffend.
    Der TKKG-Häuptling nahm die
fotokopierten Dokumente aus seiner Gürteltasche und legte sie auf den Tisch.
    »Lesen Sie in Ruhe. Wir lassen
Ihnen eine halbe Stunde Zeit. Solange gehen wir im Park spazieren und bewundern
Ihre Blumen. Wenn Sie gelesen haben, werden wir verhandeln. Und
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