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Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit
Autoren: Stefan Wolf
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ich Menschenkenntnis habe. Dem Herrn Busch würde ich nicht über den
Weg trauen. Aber dir könnte ich meine Nicola in Obhut geben.«
    »Könnten Sie. Wer ist Nicola?«
    »Meine Katze.«
    »Ich liebe Katzen, Hunde, Tiere
überhaupt. Meine Freunde und ich — wir setzen uns sehr für sie ein. Worum es
hier geht, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Aber wenn alles gut läuft, nützt
es auch den Rechten der Tiere.«
    »Wunderbar! Dir und deinen
Freunden viel Glück!«
    Sie gaben sich die Hand. Tim
ging zur Straße zurück. Der Alte drehte wieder den Wasserhahn auf.
    Ich weiß nicht mal seinen
Namen, dachte der TKKG-Häuptling, aber dieser originelle Opa wird mir in
Erinnerung bleiben. Er hat viel dazu beigetragen, dass bei uns der Durchblick
stimmt.

23. Wie man
Schmiergeld übergibt
     
    Sonntagmittag, 11.31 Uhr.
    TKKG waren ausgeschlafen und
frisch. Wegen der neuen Gegebenheiten hatte sich der Plan natürlich geändert.
    An diesem Pfingstsonntag war
das Wetter sonnig und trocken. Alle jene, die im Winter wegen der Kälte
gestöhnt hatten, im Frühling wegen der Nässe und im Herbst wegen der
Trockenheit — maulten jetzt wegen der Hitze.
    Über dem Blunschli-Platz
waberte die Luft. Karl und Klößchen suchten sich einen schattigen Winkel. Dort
wurden die Velos abgestellt und die beiden Jungs hockten sich auf die Stufen
eines Hauseingangs, der total verrammelt wirkte. Sicherlich waren die Bewohner
verreist.
    Karl und Klößchen konnten die
abgestellten Autos überblicken, machten aber nicht den Eindruck von
Parkwächtern. Etliche Plätze waren noch frei.
    Tim trug Edeljeans und weißes
Hemd, Gaby sah heute noch mehr nach anonymer Prinzessin aus. In der Lobby des
Beauchâteau würde dieses Pärchen eine Bereichung sein. In Tims Gürteltasche
befanden sich die fotokopierten, brisanten Dokumente. Und eine Mini-Kamera, die
Karl gehörte und so vollautomatisch war, dass auch ein technischer Trottel sie
hätte bedienen können — erst recht natürlich ein technisches Ass wie der
TKKG-Häuptling.
    Der Türsteher war noch derselbe
wie gestern, erkannte sie offenbar und nickte etwas freundlicher. In der Halle
herrschte geringer Betrieb. Das Pärchen fand einen besseren Platz, dicht bei
einer Zimmerpalme, die von einem Plätzchen im Garten träumte und traurig die
Blätter hängen ließ. Wohl auch wegen der ausgedrückten Zigarettenstummel in der
feuchten Erde des Terrakotta-Kübels. Pfui Teufel!
    Wieder der junge Kellner, aber
heute mit frischem Hemd. Er strahlte Gaby an und brachte zwei Mineralwasser.
    11.48 Uhr.
    Karl kam herein, trat rasch an
den Tisch und hatte beschlagene Brillengläser vor Aufregung.
    »Conrad Busch ist da. Seit drei
Minuten. Er lungert herum. Wir haben uns hinter die Ecke zurückgezogen, damit er
sich nicht gestört fühlt.«
    »Genau wie wir dachten«, sagte
Gaby leise. Auch sie war aufgeregt.
    Tim lächelte beruhigend und
legte seiner Freundin die Hand auf den Arm. »Fehlt nur noch der Grapsbach. Und
natürlich Geeber. Heh! Da ist er.«
    Dr. Ferdinand Geeber trat in
diesem Moment aus dem Lift. Anzug und Krawatte waren unauffällig, der Mann
sowieso — aber nicht sein Verhalten. Denn er ging zur Rezeption und verhandelte
mit dem Portier, der daraufhin nach hinten sockte — zum Safe — und mit dem
deponierten Koffer zurückkam, dem wertvollen Stück.
    Geeber zeichnete eine Quittung
ab, hielt dabei den Koffer in der linken Hand und eilte dann ins Restaurant.
    »Er hat weiße Knöchel«, stellte
Gaby fest, »so sehr krampft er die Finger um den Griff.«
    »Die Angestellten müssten doch
merken«, meinte Karl, »was da gemauschelt wird.«
    »Logo!«, nickte Tim. »Aber hier
stört sich keiner daran. Ist man gewöhnt. Kennt man aus der Politik. Bei
Edelfraß und Prosecco (ital. Schaumwein) wechseln große Beträge von
einer schmierigen Hand in die andere.«
    »Ich geh wieder«, sagte Karl.
    Tim sah ihm nach und dachte:
Hoppla! — Denn an der Drehtür wäre Karl beinahe mit einem Mann
zusammengestoßen.
    Der kam mit derartigem
Stampfschritt herein, dass er Karl umgefegt hätte, wäre der nicht ausgewichen.
Ein großer Kerl war’s, mit nilpferdartiger Fettleibigkeit. Ein Doppelkinn hing
auf den Kragen. Bürstendicke Brauen hinter der Hornbrille. Er sah aus, als
könnte er jeden Fress-Wettbewerb gewinnen und trainiere täglich darauf. Fülle
und Gestik verrieten: An diesem Mann war alles Gier. Er wirkte älter als seine
tatsächlichen 50 Jahre und sah schlimmer aus als auf den geschönten
Werbeplakaten.
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