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Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit
Autoren: Stefan Wolf
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sagte leise: »Den Koffer!«
    Aber Tim war schon beim Bett.
Ein Blick — und dem TKKG-Häuptling tränten fast die Augen. Der Koffer war
gefüllt mit gebündeltem Geld. Obenauf lag ein Zettel mit fetter Digitalschrift:
6 (sechs) Mio. DM — mit freundlicher Empfehlung!
    Tim schloss den Deckel. Auf dem
Nachttisch lag Buschs Brieftasche mit sämtlichen Papieren. Tim nahm sie. Sie
wurde zu den Millionen in den Koffer gelegt.
    Dann musste Busch mit einem
Fersenkick abgewehrt werden, denn der Mistkerl robbte heran und versuchte, Tim
in die Wade zu beißen.
    In diesem Moment klingelte das
Handy, das auf dem Kopfkissen lag. Tim ahnte etwas, zeigte Busch drohend die
Faust und schnappte sich den Apparat.
    »Pension Rütli«, er bemühte
sich um Schwyzerdütsch. »Zimmer von Herrn Conrad Busch. Ich bin der
Hausdiener.«
    »Äh... hier Geeb... äh... ich
möchte Herrn Busch sprechen.«
    »Der ist... erst dachte ich, er
wolle schon abreisen, weil er den Koffer bei sich trug. Aber er ist nicht
abgereist, sondern in unserer Haussauna. Den Koffer hat er dorthin mitgenommen.
Ich weiß nicht, weshalb. Soll ich etwas ausrichten?«
    »Danke, nein! Alles klar!«,
erklärte Geeber so fröhlich, als hätte er seinen Anteil der Beute bereits in
der Tasche. »Das heißt: Richten Sie ihm bitte aus, dass ich schon auf dem Weg
zum Flughafen bin und wir uns dann zu Hause treffen. Ich bin der Ferdinand.
Adieu!«
    Blitzartig schaltete Tim aus.
Denn Busch begriff endlich, wer da anrief, und öffnete den Mund zum
Warngebrüll, auf das er jetzt freilich verzichtete.
    »Schönen Tag noch!«, meinte Tim
— ging an ihm vorbei und schloss von außen die Tür.
    Busch rief ihm nach. Aber wen
interessierte das. Vermutlich wollte er ein Angebot machen: eine halbe Million
für die Kids, zum Beispiel. Einfach lächerlich — zumal TKKG doch schon alles
hatten. Allerdings nicht zum eigenen Nutzen.
    Sie liefen hinunter. Kurzer Abschied
vom Hausdiener. Tim gab ihm zehn Schweizer Franken, was einerseits ein
schmerzliches Loch in seine Barschaft riss, ihm andererseits knietsch-knauserig
vorkam — angesichts des Koffers in der Hand.
    Zur Straße! Aufatmen! Die Velos
vom Hof! Tim klammerte den Koffer auf den Gepäckträger, wo zum Glück zwei
Gummikabel zum Festmachen angebracht waren.
    »Wahnsinn!«, sagte Gaby. »Wie
viel, meinst du, ist drin?«
    »Exakt sechs Millionen Mark.
Jedenfalls steht das auf dem beigefügten Lieferschein.«
    »Wenn das so üblich ist in der
Politik«, sagte Klößchen, »werde ich mal überdenken, ob ich später wirklich
Schokoladenfabrikant werde. Vielleicht doch lieber Landtagsabgeordneter.«
    Tim lachte. »Da fallen die
Schmiergelder nicht so fürstlich aus. Erst in der großen Politik sind genügend
Nullen vor dem Komma — und nicht nur vor dem Komma.«
    Sie fuhren los — zur
Jugendherberge. Tim erklärte: »Ihr habt es sicherlich gecheckt: Dr. Geeber war
der Anrufer. Der wollte sich vergewissern, ob’s gelaufen ist. Das glaubt er
jetzt zu wissen — und sitzt schon im Flieger. Das dicke Ende kommt dann zu
Hause.«
    »Aber Busch ist auf freiem
Fuß«, meinte Klößchen.
    »Wenn wir ihn der hiesigen
Polizei übergeben, würden wir uns nur Scherereien einhandeln. Außerdem müssten
wir den Koffer rausrücken. Busch ist sowieso bestraft. Keine Beute. Mühselige
Rückfahrt — ohne Papiere. Man kann nur hoffen, dass er im Rütli schon bezahlt
hat. Was ihn zu Hause erwartet, ahnt er noch nicht. Denn seine Brieftasche
übergeben wir natürlich deinem Vater, Gaby. Außerdem kann Busch in den nächsten
zwei Wochen keinen engen Gürtel tragen. Das würde ihm Pein bereiten.«
    Karl nickte. »Du hast gekickt,
als wolltest du’n Loch in ‘ne Mauer treten.«
    Sie radelten zur
BACKPACKERS-Jugendherberge und baten den vielsprachigen Leiter, den Koffer für
sie zu verwahren. Und zwar unter Verschluss, denn er enthalte wertvolle
Dokumente. Der Herbergsvater lächelte skeptisch, aber er erfüllte den Wunsch.
    Er würde aus den Schuhen
kippen, dachte Tim, wenn er wüsste was drin ist.

25. Der Deal
mit dem Dickwanst
     
    Wieder an der Goldküste. Wieder
vor dem prachtvollen Grundstück, vor der geschlossenen Einfahrt, vor der
Gegensprechanlage.
    Alex Grapsbach hatte es bis
nach Hause geschafft, wie Tim feststellen konnte. Denn der Rolls Royce stand
vor der Garage, stand allerdings schräg, war geradezu unordentlich geparkt. Der
PEW-Boss hatte die letzten Meter wohl gerade noch geschafft.
    Tim klingelte. Sie warteten.
Knacken in der Anlage. Die
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