Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
ich nur
lachen. Hahah! Der Dieb wird sich wundern. Wäre unverantwortlich, deshalb die
Polizei zu bemühen.«
    »Ein Raub ist ein Raub«, sagte
Gaby hinter Tim. »Der Dieb konnte nicht wissen, dass der Koffer leer ist.«
    »Trotzdem — ich will die
Polizei nicht sehen. Mischt euch nicht ein! Das geht euch nichts an.«
    »Jetzt erkenne ich Sie«, sagte
Tim. »Klar doch! Sie sind Baron Otto-Alexander Mugus zu Grapsbach, der
Vorsitzende der PEW. Sie sind Politiker. Wir verstehen. Deshalb wollen Sie kein
Aufsehen — wegen Ihrer Stellung in der Öffentlichkeit. Sie befürchten, die
Wähler könnten denken, Sie wären unbeliebt — und deshalb hätte man Sie auf die
Rübe gehauen.«
    Grapsbach hatte bis jetzt nur
in den Spiegel der Sonnenblende geglotzt — und versucht, sich vom Blut zu
säubern. Nun wandte er den Blick und musterte die beiden. Sein Gesicht, eben
noch fressrot, war bleich geworden. Die schwere Unterlippe zitterte.
    »Ja, ganz recht«, sagte er
dumpf. »Wegen meines Amtes will ich keine Öffentlichkeit. Ein leerer Koffer ist
kein Verlust. Also soll der Dieb damit glücklich werden. Und ihr haltet euch
raus. Verstanden?! Geh zur Seite, damit ich die Tür schließen kann.«
    Das galt Tim. Der befolgte die
harsche Anweisung und dachte: Wir sprechen uns noch, du arrogantes Guckloch.
Spätestens in einer Stunde.
    Grapsbach zitterte zwar, fühlte
sich jedoch fahrtauglich. Er schloss die Tür und startete den Motor. Langsam
rollte der Rolls Royce zur Straße.

24. Ein
bisschen abledern, bügeln und crunchen
     
    Als Tim und Gaby auf ihren
Velos eintrafen, warteten Karl und Klößchen nahe der Rütli-Pension, gerade mal
außer Sichtweite.
    »Busch ist eben rein«,
berichtete Karl. »Mit dem Koffer. Den hat er unterwegs geradezu gestreichelt.
Hat aber nicht reingeguckt. Diesem Vergnügen wird er sich jetzt hingeben,
vermute ich mal.«
    »Wird ein kurzes Vergnügen«,
grinste Tim. »Ich besuche ihn.«
    »Aber bitte keine Keilerei!«,
gebot Gaby.
    Nur wenn er mich zur Notwehr
treibt, Pfote. Damit ihm jedoch gleich die Knie schlackern, sollten wir als
Übermacht antreten. Karl und Klößchen begleiten mich.«
    »Wir alle begleiten dich«, erklärte
Gaby mit leuchtenden Blauaugen.
    »Und wer bewacht die Velos?«
    »Die stellen wir auf den Hof.«
    Wenig später betraten TKKG die
Pension. Und das Glück war mit ihnen. Hinter dem winzigen Empfangstresen in der
Eingangsdiele saß nämlich ein alter Bekannter: der betagte Hausdiener mit dem
Sportreporter-Virus im Blut. Erfreut wurde Tims Gruß erwidert.
    »Wir wollen Herrn Busch
besuchen«, sagte der TKKG-Häuptling mit Unschuldsmiene. »Soll ne Überraschung
werden. Welches Zimmer hat er denn?«
    Der Alte hatte Gaby wohlgefällig
betrachtet. Jetzt senkte er die Stimme.
    »Mich könnt ihr nicht hinters
Licht führen. Es geht um die Tiere — um Tierrechte, nicht wahr?«
    Tim nickte verschwörerisch.
»Klar. Aber... pst! Es ist noch nicht ausdiskutiert.«
    »Zimmer 212 — Treppe hoch. Hinten
raus.«
     
    *
     
    Tim klopfte. Hinter ihm hatten
sich seine Freunde aufgereiht. Die Tür von 212 bestand aus braunem Holz und war
etwas zerschabt. Für die Nummerierung hatte man weiße Farbe verwendet.
    »Was ist?«, fragte eine raue
Stimme von innen.
    »Frische Handtücher, Herr
Busch«, behauptete Tim dreist.
    Der Räuber öffnete. Er hatte
Jacke und Sonnenbrille abgelegt. Tim konnte in das Zimmer blicken. Der
Metallkoffer lag auf dem Bett, war bereits aufgeklappt, kehrte aber den Deckel
in Blickrichtung, verbarg also seinen Inhalt.
    »Hallo, Herr Busch!« Tim
grinste. »Der Baron Grapsbach schickt uns. Er möchte seinen Koffer
zurückhaben.«
    Pickel und unreine Haut im
Busch-Gesicht zuckten. Die Narben krümmten sich. Der Blick wurde eisig wie ein
Sorbet, frisch aus dem Kühlschrank.
    Tim trat einen Schritt vor,
Busch wich einen zurück. Dann reagierte der Kerl — und zwar völlig idiotisch.
Denn was sollte es bringen, dass er auf Tim mit Fäusten losging? Er, Busch, war
entdeckt. Er konnte nichts mehr gewinnen, zumal ja sein Name — und vermutlich
auch die richtige Heimatadresse — bekannt war. Sah er sein Heil in der Flucht?
    Tim wich wieder zurück — einen
Schritt. Dann faltete ein Karatetritt auf den Hosenbund den Angreifer zusammen.
Zweimal schlug Tim mit der Handkante zu — auf die oberen Kapuzenmuskel rechts
und links des Halses. Das lähmt die Arme wie Pfeilgift. Stöhnend ging Busch zu
Boden.
    Gaby quietschte erschrocken.
Klößchen murmelte: »Gut so!« Karl
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher