Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
für die Umgebung,
blickte in Gassen und Seitenstraßen, schlenderte kreuz und quer.
    Tim begriff: Der Mann
überprüfte das Viertel und prägte sich die Örtlichkeiten ein.

22.
Ballspielen verboten
     
    Nach etwa 40 Minuten Fußmarsch
betrat Pickeltyp eine Pension in der Füsili-Straße. Die Pension hieß Rütli.
Neben dem Eingang hing ein Schild »Zimmer frei«. Neben dem Haus war die
Einfahrt zum Hof, den ein anderes Schild etwas hochtrabend als
»Hotel-Parkplatz« auswies. Eine weiß getünchte Mauer trennte den Hof von der
Straße. Kein Einblick. Aber das Tor stand offen, wurde offenbar nur nachts
geschlossen.
    TKKG waren vorbeigeschoben und
verhielten außer Sichtweite.
    »Es ist nicht anzunehmen«,
sagte Tim, »dass Geeber hier in Zürich einen Komplizen hat. Nein! Außerdem
würde der dann nicht in ner Pension logieren. Nein! Wenn’s ein Komplize ist,
dann dürfte der aus Deutschland angereist sein. Natürlich nicht im selben
Flieger. Eher mit der Bahn. Noch eher mit dem Wagen. Ich guck mal auf den
Parkplatz. Vielleicht ist dort ein Nummernschild, das Gabys Theorie die Krone
aufsetzt.«
    »Wir warten«, sagte Pfote. »Gib
Acht, dass man dich nicht für einen Autodieb hält.«
    »Sehe ich so aus? Ich bin doch
eher der Typ: wissenschaftlicher Assistent.«
    »Bist du nicht. Außerdem klauen
die auch. Los, los!«
    Tim sohlte zum Tor, betrat den
Hof. Ringsum Mauern. Neun... nein, zehn Autos. Gehobene und untere
Mittelklasse. Ein ältlicher Mann im Arbeitskittel stand bei der Hintertür der
Pension und spritzte mit nem Wasserschlauch den Boden ab. Als der Alte Tim sah,
hielt er den Schlauch in die andere Richtung und blickte her — nicht gerade
freundlich, aber auch nicht so, als würde er Tim gleich ne Dusche verpassen.
    Lächelnd trat der
TKKG-Häuptling näher.
    »‘tschuldigung! Unser Baseball
— so ein kleiner Lederball — ist über die Mauer geflogen. Haben Sie gesehen, wo
er gelandet ist?«
    »Hier ist«, er sprach
verständliches Schwyzerdütsch, »kein Ball gelandet.«

    »Doch, doch! Er muss hier sein.
Ist vermutlich unter nen Wagen gekullert. Ist ja kein großer Ball. Den kann man
leicht übersehen, wenn man den Hof säubert.«
    »Hier ist kein Ball gelandet.«
    »Ich guck mal unter die Fahrzeuge
— mit Ihrer Erlaubnis.«
    »Auf der Straße ist Ballspielen
verboten. Jegliche Art von Ballspielen: Fußball, Handball, Volleyball,
Basketball, Schleuderball, Softball, Hockey, Billard, Boccia, Boule, Bowling,
Golf, Kegeln, Klootschießen, Krocket, Minigolf, Badminton, Völkerball, Tennis,
Squash, Baseball, Tischtennis, Rugby und Faustball. Ebenso Wasserball.«
    Tim starrte ihn an. »Fühlen Sie
sich wohl? Ich meine: kein Fieber?«
    Der Alte grinste. »Ich war mal
Sportreporter — im Nebenberuf. Es steckt immer noch im Blut.« Er drehte den
Wasserhahn ab.
    Tim fühlte sich bemüßigt zu
sagen: »Wir haben nicht gespielt. Ich habe nur mit dem Ball rumgealbert. Hab
ihn zu hoch geworfen. Und schon war er drüben.«
    »Dann sieh nach!« Der Alte
grinste stärker. »Aber vorher wetten wir.«
    »Wetten?«
    »Ich wette darauf, dass du ihn
nicht findest.«
    Tim fiel erst jetzt auf, dass
die vielen Falten im Gesicht des dürren Opas von Lebenserfahrung berichteten
und einer Kenne-jeden-Trick-Abgeklärtheit. Er hatte wache Augen.
    »Also, mein Junge, hier ist
kein Ball gelandet. Was willst du wirklich? Wagen aufbrechen? Du doch nicht.«
    Auch Tim grinste. »Nein! Ich
bin kein Autoknacker. Gehört Ihnen die Pension?«
    »Ich bin nur der Hausdiener.«
    Tim zog einen Schweizer Franken
aus der Tasche. »Bitte! Sie haben gewonnen.«
    »Ich dachte es mir. Worum
geht’s?« Er nahm das Geld.
    »Ich suche jemanden. Eine
bestimmte Autonummer.«
    »Aus Deutschland?«
    Tim nickte.
    »Ganz hinten, der weiße Opel
ist aus Deutschland.«
    Tim lief die paar Schritte. Als
er das Kennzeichen sah, blieb ihm die Spucke weg. Der Opel kam aus der...
TKKG-Stadt.
    »Nun?« Der Alte blickte so
wissend, als könnte er Gedanken lesen.
    Tim nickte. »Vielleicht ist es
der, den wir suchen.« Er wandte sich zum Haus. Aber dort konnte niemand
lauschen. Die hofseitigen Fenster waren geschlossen.
    »Der Mann heißt Conrad Busch«,
sagte der Alte. »Hat Narben im Gesicht und die Haare hinten zusammengebunden.
Bleibt bis Montag. Ich glaube, er ist eben auf sein Zimmer gegangen. Willst du
ihn sprechen oder soll ich was ausrichten?«
    »Weder noch. Mir wäre es am
liebsten, Sie vergessen unser Gespräch.«
    Der Alte nickte. »Ich vergesse
es. Weil
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher