Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann
Autoren: Heinz Sobota
Vom Netzwerk:
meiner Schenkel entlang, wirft kleine Küsse gegen meinen Schwanz. Sie erregt mich. Ich ziehe sie auf mich, dringe tief in sie ein. Sie kreist aus den Hüften, hockt sich und wippt in der Kniebeuge. Dann liegen ihre Füße über meiner Schulter. Ihr Becken rotiert unaufhörlich. Die Brustwarzen sind hart unter den Händen. Ihr Kopf ist zurückgeworfen, die Lippen verzerrt, die Zähne entblößt. Ihre Bewegungen werden heftiger, dann krampfen ihre Hände an mich. Sie ist aufgerichtet, reitet schnell, und die Augen sind geschlossen. Sie kommt in einem langgezogenen Stöhnen. Ich drehe ihren Körper, dringe von hinten in sie ein. Sitze auf ihrem Arsch und stoße in sie. Sie stöhnt laut, schreit auf, reißt das Polster weg, darunter liegt meine zweite Pistole. Mit einem kurzen Keuchen fährt sie hoch, starrt auf die Waffe. Ich bleibe in ihr. Dann beuge ich mich vor, lege die Waffe, eine STAR Kal. 6,35, auf den Nachttisch, ficke weiter. Sie liegt reglos. Ich spritze ohne Flamme. Sie möchte aus dem Bett, will gehen. Ich schlage sie mit dem Handrücken gegen die Nase. Blut tropft ihr über den Mund.
    »Bitte, laß mich gehen«, sagt sie mit winziger Stimme. Ich streichle ihr Haar, küsse das Blut vom Mund.
    »Später … ma petite singe«, sage ich – ›kleiner Affe‹ –, zärtlich halte ich sie fest, küsse Hals, Brust, die Lippenränder. Ihre Lippen falten sich, weich, nachgiebig.
    »Wozu brauchst du das?« fragt sie und zeigt mit der Hand auf die Waffe.
    »Kümmere dich nicht darum«, sage ich.
    »Bist du ein Gangster?« fragt sie und spielt mit den Haaren auf meiner Brust.
    »Nein – ich habe bloß Angst«, sage ich.
    »Wovor?«
    »Es geht dich nichts an«, sage ich.
    »Sucht die Polizei nach dir?« fragt sie.
    »Nein.«
    »Was tust du hier, arbeitest du mit dem da …«, sagt sie und zeigt wieder auf die Waffe. Die Pistole liegt in Griffweite. Mattschwarz der Lauf, braun der Plastikkolben.
    »Nein. Außerdem ist dieses Ding nicht sehr gefährlich, es ist zu klein«, sage ich und drehe das Gesicht in das Polster.
    »Was machst du dann? Wovon lebst du?« sagt sie und kauert auf den Ellbogen.
    »Das geht dich auch nichts an«, sage ich. Sie nickt ohne Überzeugung. Plötzlich küßt sie mich wild auf den Mund. Mit der Hand öffne ich ihre Schamlippen, lege meine Zunge dazwischen. Ich ziehe sie auseinander und küsse sie auf den noch versteckten Punkt. Mit der Zungenspitze kreise ich um die empfindliche Stelle. Ihre Hände trommeln gegen das Leintuch, die Flanken zittern – später kommt sie, in meinen Mund.
    »Du bist wunderbar zärtlich«, sagt sie mit satten, weiten Augen. Sie schläft, die Arme um mein Bein geschlungen, den Kopf neben meinem Glied. Ohne sie zu wecken, ziehe ich mich aus der Umschlingung. Eine Zigarette, ein Bier, dann gehe ich auf den Balkon. Ein heller Streifen läßt den Tag ahnen. Die frühe Luft fächelt angenehm auf der Haut. Ich habe das Mädchen vergessen. Die Stadt schweigt, nur vom Fischerhafen dringen undeutliche Geräusche.
    Viel Sinnloses liegt hinter mir. Neunundzwanzig Jahre – noch kein Beruf, oder nie einer. Aber es gibt auch niemanden, der danach fragt, oder etwas erwartet. Ich gehe wieder in den Raum. Das Mädchen murmelt, ihre Hände tasten am Bett, dann wird ihr Atem gleichmäßig. Jetzt ist es kein Hurengesicht. Ich sitze am Bettrand, schaue auf schlafweiche Linien.
    Dann, eine kalte Dusche im Bad, das Wasser prickelt auf der Haut, als würden kleine, scharfe Steine dagegen geworfen. Die Rastlosigkeit geht. Ich nehme ein Buch aus dem Koffer, rolle das Mädchen zur Seite, lese: Meine Jugend hat spät begonnen – Miller -das Resümee. Die Angst kann ihn nicht mehr erreichen. Er hat sie zerlebt, zerschrieben. June – Mona. Ich habe keinen Ausdruck für meine June. Ich lecke Wunden, pervers, voller Selbstmitleid. Bequemes Planschen in lauen Erinnerungsteichen. Immer diesseits, ohne Verpflichtung für ein zu lebendes Morgen. Immer im Abstieg, und die Exkremente durften wuchern. Bin ich jung, habe ich bloß Zeit zu verbringen, brauche keine Eile zu haben – kann freudlos sein. Kein Lachen mehr im Getto, die Leichen liegen in den Kühlfächern, unendliche Gänge, eine Box hinter der anderen. Die Träume blau etikettiert, die Wünsche grün, die Enttäuschungen leuchten rot von den Verschlußkappen, das Versagermausoleum. Angesiedelt im Hinterzimmer des Kopfes zwischen Gehirnmüll und Resignation.
    Ich bin müde. Das Mädchen stöhnt im Schlaf. Ihr Haar liegt, wie fremdes Gras,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher