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Der Minnesaenger

Titel: Der Minnesaenger
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Vater Lothar als auch mit dir ein Verhältnis gehabt haben soll.«
    »Was Vater Lothar betrifft - ist das ausgemachter Blödsinn«, sagte Hartmann. »Und unsere Bekanntschaft hat
rein gar nichts mit der Vergiftung des Geistlichen zu schaffen und ist daher nebensächlich.«
    »Die beiden Kirchdiener würden übrigens beschwören, dass zwischen Vater Lothar und Judith niemals etwas war«, ergänzte der Marschall.
    »Ihre Aussage könnte uns noch von Nutzen sein«, sagte Hartmann. »Was schlagt ihr vor? Wie sollen wir vorgehen?«
    »Du siehst elend aus«, stellte der Marschall fest. »Willst du dich einen Moment ausruhen, bevor wir eine Entscheidung treffen?«
    »Danke für deine Sorge«, erwiderte Hartmann. »Zum Ausruhen bleibt mir noch genügend Zeit, wenn diese Angelegenheit ausgestanden ist.«
    »Wir könnten in Augusts Vergangenheit herumwühlen«, sagte Burkhard. »Er hat bestimmt einiges auf dem Kerbholz.«
    »Das glaube ich auch«, meinte der Marschall, »nur sollten wir eines bedenken: Wenn wir den Helden der Stadt mit Dreck beschmeißen, sollten wir stichhaltige Beweise vorbringen. Ansonsten ziehen wir nur Unmut auf uns.«
    »Hm«, machte Hartmann und rieb sich die pochenden Schläfen. »Drei Tage sind zu knapp bemessen, um gründliche Nachforschungen anzustellen. Deshalb müssen wir uns auf das Wesentliche beschränken. Judith ist unschuldig und das Opfer einer Intrige. August ist hingegen der wahre Täter und als solcher muss er benannt werden.«
    »Dann steht Wort gegen Wort«, sagte der Marschall. »Ist dir klar, worauf das hinausläuft?«
    »Das bin ich«, sagte Hartmann. »Es gibt nur diesen Weg und er muss beschritten werden.«

9.
    Drei Tage später fand sich der Herzog von Zähringen im Bürgersaal ein. Er nahm am Kopf der Tafel Platz und gebot den übrigen Gerichtsherren durch ein Handzeichen, sich ebenfalls zu setzen.
    Hartmann hatte sich gründlich auf diesen Moment vorbereitet. Er hatte gebadet und sein Haupthaar mit einer Brennschere kräuseln lassen. Er hatte sich in sauberesTuch gewandet und die Gürtelschnalle auf Hochglanz poliert. Er hatte ausgiebig gegessen und geschlafen, um bei Kräften zu sein. Jetzt trat er in die Mitte des Saales vor. »Herr«, sagte er, »ich bitte Euch, mir das Wort zu erteilen.«
    »Es sei dir gewährt!«, erwiderte der Herzog.
    »Ein jeder von Euch kennt mich«, sagte Hartmann. »Seit vielen Jahren diene ich den Zähringern als Dichter, Diplomat und Krieger. Mit aller Treue folgte ich Berthold IV Im Auftrag seines Sohnes reiste ich ins Heilige Land, um gegen die Sarazenen zu kämpfen. Gott gefiel es, mich zurückkehren zu lassen. Nun stehe ich als Mann von Ehre vor Euch und will von einer großen Ungerechtigkeit sprechen. Die Heilerin Judith wurde vom Blutgericht des Mordes angeklagt und ihr wurde nicht einmal die Gelegenheit zugestanden, sich gegen die Unterstellungen zu verteidigen. Geknebelt und gefesselt musste sie mit anhören, wie Lügen über sie verbreitet wurden. Ihr Ehemann August schwang sich zuerst zu ihrem Ankläger auf und flehte dann um Gnade, um den Anschein eines liebenden Mannes zu erwecken. In Wahrheit wollte er seinen Lügen nur mehr Glaubwürdigkeit verleihen.
    Ja, Ihr hohen Herren. Ihr habt mich richtig verstanden:
Ich nenne den Marktgeschworenen August einen Lügner, einen Betrüger und einen Mörder. Die Heilerin Judith hatte niemals geschlechtlichen Umgang mit Vater Lothar und sie mengte auch nicht das Gift in den Brotkuchen, das ihn schließlich tötete. Vielmehr verhielt es sich genau umgekehrt. Ihr Ehemann machte sich an jenem Morgen an dem Backwerk zu schaffen. Deshalb ist sie davon überzeugt, dass er den Geistlichen tötete und hinterher den Verdacht auf sie lenkte, um ungestraft davonzukommen. Vor Gott und den Menschen bezichtigt sie ihn des Mordes an dem Spitalvorsteher von Wiehre. Judith, tritt bitte vor und bestätige, dass ich in deinem Sinne gesprochen habe.«
    Die Heilerin trug ein weißes Leinenkleid. Ihr langer, schlanker Hals verlieh ihrer Erscheinung etwas sehr Würdevolles. Sie streckte die Hand in die Luft und spreizte Daumen, Zeige- und Mittelfinger ab. »Ich schwöre, dass Hartmann die Wahrheit gesprochen hat.«
    »Ich selbst kann nicht wissen, was sich zugetragen hat«, fuhr Hartmann fort, »aber ich kenne Judith von Kindesbeinen an und bin von ihrer Unschuld felsenfest überzeugt. Daher will ich nach alter Sitte als ihr Eideshelfer auftreten.«
    »Ich bin ihr zweiter Eideshelfer«, rief Burkhard.
    »Und ich ihr
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