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Der Millionär und die Nanny

Der Millionär und die Nanny

Titel: Der Millionär und die Nanny
Autoren: Day Leclaire
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können die Erwachsenen ganz schön manipulieren. Wenn Marie merkt, dass Sie wegen ihres schweren Schicksals zu nachsichtig mit ihr sind, kann sie das sehr gut gegen Sie verwenden. Dann hat sie Sie in der Hand, sofern Sie das zulassen. Es wäre sicher keine schlechte Idee, wenn auch Sie einen Therapeuten aufsuchen, um herauszufinden, welche Bedürfnisse ein Kind mit einem derartigen Trauma hat.“
    Wieder lehnte er sich zurück und musterte sein Gegenüber prüfend. „Halten Sie mich für einen Mann, der leicht zu manipulieren ist? Oder haben Sie nur Sorge, dass ich nicht auf Maries Bedürfnisse eingehen kann?“
    „Weder noch. Ich will damit nicht sagen, dass Sie nicht in der Lage sind, dem Kind Selbstvertrauen und Stabilität zu geben und es von Herzen zu lieben. Ich möchte Sie nur warnen. Mitgefühl ist in diesem Fall ein schlechter Ratgeber. Es macht zu nachsichtig.“ Sie schwieg, lächelte dann kurz, und wieder fühlte Jack dieses unbändige Verlangen in sich aufsteigen. „Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht belehren. Da spricht die Erzieherin aus mir. Aber es ist nur gut gemeint, das müssen Sie mir glauben.“ Sie lachte leise.
    Das tat er sofort, denn genau diesen Tipp hatten ihm verschiedene Psychologen auch gegeben, die er um Rat gefragt hatte. „Wie, glauben Sie, können Sie mit Maries Launen fertig werden? Sie hat diese hysterischen Ausbrüche relativ häufig. Falls ich Sie anstelle, können Sie nicht das tun, was Sie eben getan haben. Nämlich das Kind einer anderen Person übergeben. Dann sind Sie es, die für Marie verantwortlich ist.“
    „In dem Fall würde das Ganze etwas anders ablaufen. Wenn möglich, würde ich ihr Schreien und Toben einfach ignorieren, wobei ich natürlich sicher sein muss, dass sie sich nicht verletzt. Wenn nötig, vor allem wenn wir nicht allein sind, würde ich versuchen, sie zur Seite zu nehmen. Danach würde ich ruhig mit ihr sprechen und ihr klarmachen, dass ein solches Verhalten unmöglich ist. Wenn sie nicht den Erfolg hat, den sie sich mit ihrem Ausbruch erhofft, wird sie mit der Zeit aufgeben, auf diese Weise Aufsehen erregen zu wollen.“ Annalise verzog kurz die Lippen zu einem trockenen Lächeln. „Allerdings wird ihr dann sicher bald etwas anderes einfallen.“
    „Kann gut sein.“ Auch Jack musste lächeln. „Aber eins interessiert mich noch. Was haben Sie zu ihr gesagt, bevor Sie sie aus der Tür geschoben haben?“
    „Ich sagte ihr, dass ihr Verhalten nicht zu tolerieren sei und dass sie mit Konsequenzen zu rechnen habe, falls sie nicht damit aufhört.“
    „An was für Konsequenzen haben Sie denn gedacht?“, fragte er misstrauisch und richtete sich auf. „Etwa an Schläge? Halten Sie das für eine gute Erziehungsmethode?“
    „Um Himmels willen, nein!“, antwortete sie sofort. „Sie etwa?“
    Beruhigt ließ er sich wieder zurücksinken. „Nein, natürlich nicht.“
    „Gott sei Dank!“, erwiderte sie erleichtert, und das kam merklich von Herzen.
    „Wenn Sie also die Prügelstrafe ablehnen, wie wollen Sie Marie dann dazu bringen, ihr Verhalten zu ändern?“ Er blickte die zierliche Person vor sich neugierig an, denn das interessierte ihn nun wirklich. Er hatte alles Mögliche probiert und mit nichts Erfolg gehabt. Sicher, seine Bemühungen waren nicht sehr konsequent gewesen, und er hatte mit Marie auch viel zu wenig Zeit verbracht. Denn sowie sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte er sich wieder ganz seinen Geschäften widmen müssen und hatte sie meist den wechselnden Nannys und Babysittern überlassen. Und das hatte die Situation für Marie nicht gerade verbessert. Kein Wunder, dass sie so extrem reagierte. Bisher hatte er als Ersatzvater nicht gerade geglänzt.
    „Ist sie intelligent?“
    „Sehr.“
    Annalise wiegte nachdenklich den Kopf. „Dann muss man sie fordern, und zwar sowohl intellektuell als auch körperlich. Nur so kann sie den negativen Stress abbauen. Das heißt, man muss etwas finden, das ihr Spaß macht, das ihr aber auch genug Zeit lässt, mit ihrem Kummer fertigzuwerden und ihre neue Lebenssituation zu begreifen und letzten Endes anzunehmen. Dabei muss sie ihren eigenen Rhythmus finden. Wahrscheinlich wäre es gut, wenn ihr Tagesablauf ziemlich genau festgeschrieben ist. Das bedeutet, sie weiß genau, wann sie aufsteht, wann Frühstück, Mittag und Abendbrot anstehen und wann sie ins Bett geht. Das gibt ihr ein Gefühl der Sicherheit.“
    „Ja, daran mangelt es im Augenblick sicher sehr.“
    „Das
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