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Der Millionär und die Nanny

Der Millionär und die Nanny

Titel: Der Millionär und die Nanny
Autoren: Day Leclaire
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Frau in Schwarz Marie aus dem Büro und schloss sofort die Tür hinter ihr. Dann ging sie langsam zu ihrem Stuhl zurück, setzte sich und nahm ihr Buch wieder in die Hand. Einige der Anwesenden klatschten Beifall, den die Frau allerdings kaum wahrzunehmen schien.
    Doch so ganz unbeeindruckt hatte Maries Auftritt sie nicht gelassen, das konnte Jack deutlich sehen. Denn die Ader an ihrem schlanken Hals pulsierte schnell. Aber er war sehr beeindruckt, dass sie ihre Gefühle so gut im Griff hatte. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr trat er vor. Es war Zeit weiterzumachen.
    „Annalise Stefano“, las er von der Liste ab.
    Irgendwie überraschte es ihn nicht, dass die Frau in Schwarz daraufhin das Buch zur Seite legte und aufstand. Der Name passte zu ihr. Mit langen geschmeidigen Schritten, den Kopf hoch erhoben, kam sie auf ihn zu. Eine kleine vorwitzige Locke hatte sich aus der straffen Frisur gelöst und wippte im Rhythmus der Schritte. Jack unterdrückte ein Lächeln, als er sich vorstellte, wie diese Lockenpracht ungebändigt aussah. Wie es über den nackten Rücken fiel vielleicht? Das Haar war ganz sicher eine dieser „Schichten“, die er lösen wollte.
    „Ich bin Annalise“, sagte sie und streckte die Hand aus. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“
    Er nahm ihre Hand in seine und hatte wieder diese widerstreitenden Empfindungen dabei. So zierlich die Hand auch war, so zart die Knochen, so spürte er doch eine nur mühsam gebändigte Kraft in ihrem Händedruck. Das schien ihrem Wesen zu entsprechen, eine schmale Person von großer innerer Stärke. Nur zögernd ließ er die Hand los, denn er hätte sie viel lieber länger festgehalten und diese geheimnisvolle Frau näher an sich herangezogen. Schon um zu sehen, wie sie reagierte, wie lange sie ihre Selbstbeherrschung aufrechterhalten konnte.
    Das war nicht gut. Denn wen auch immer er sich als Nanny und zukünftige Frau aussuchte, würde den Job und den Status als Ehefrau nur sehr kurz innehaben, nämlich nur so lange, wie das Gesetz es erforderte. Sowie Marie ihm dauerhaft zugesprochen war, musste er die Frau wieder loswerden. Also gab es nur eins: Er musste die Hände von ihr lassen.
    „Kommen Sie bitte mit, Miss Stefano“, sagte er steif, ließ sie in sein Arbeitszimmer eintreten und schloss die Tür hinter sich. Doch er hatte noch mitbekommen, dass wieder eine Frau aufgestanden und zur Haustür gegangen war. Umso besser. Das war die unmögliche Person, die versucht hatte, Marie zu schlagen.
    Er wies auf den Stuhl, der dem Schreibtisch gegenüberstand, und setzte sich selbst in seinen bequemen Ledersessel. „Bitte, nehmen Sie Platz. Ich will nur schnell Ihren Lebenslauf noch einmal durchsehen.“
    Schnell überflog er die Zeilen und erinnerte sich wieder. Ja, richtig. Das war doch die Frau, die er eigentlich gar nicht hatte einladen wollen, weil sie so wenig praktische Erfahrung hatte. Zu ihren Gunsten sprach jedoch, dass sie eine Ausbildung als Erzieherin und Grundschullehrerin hatte und blendende Zeugnisse vorweisen konnte.
    „Vermutlich hat Ihnen meine Assistentin bereits erklärt, warum ich eine Nanny suche?“
    „Ja.“ Sie nickte. „Außerdem habe ich in der Zeitung von diesem tragischen Unglücksfall gelesen. Das ist ein schwerer Verlust für Sie, Mr. Mason, und es tut mir sehr leid.“
    Er neigte kurz den Kopf und war froh, dass er keine längeren Erklärungen abgeben musste. Denn in den Zeitungen war sehr ausführlich über den Flugzeugabsturz berichtet worden. „Ich fürchte, Sie hatten bereits das zweifelhafte Vergnügen, meine Nichte Marie kennenzulernen.“
    Ein kurzes Lächeln ließ Annalises Gesicht aufleuchten. „Ja. Zumindest bin ich davon ausgegangen, dass das Ihre Nichte war.“
    „Dann haben Sie selbst feststellen können, dass Marie eine schwierige Zeit durchmacht. Sie kann sich noch nicht mit dem Verlust ihrer Eltern abfinden. Aber das kann man ihr wohl kaum übel nehmen. Denn schließlich ist es erst drei Monate her, dass sie ihre Eltern und ihr Zuhause in Colorado verloren hat, wo sie sehr glücklich war.“
    Annalise lächelte mitfühlend. „Ja, das erklärt sehr gut, warum sie so extrem reagiert.“
    Jack lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. „Als sie kam, um hier bei mir zu leben, habe ich sofort eine Agentur angerufen, die mir eine Nanny empfehlen sollte. Inzwischen habe ich bereits deren ganze Kartei durchprobiert. Keine hat es bei uns ausgehalten. Das Längste war ein Monat, das Kürzeste
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