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Der mieseste Liebhaber der Welt

Der mieseste Liebhaber der Welt

Titel: Der mieseste Liebhaber der Welt
Autoren: dtv
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könne ich ihr nicht bieten. Sie habe den Unterschied nur mal wieder
     spüren müssen, um sich da ganz sicher zu sein. Sie wolle jetzt einen Menschen finden, mit dem sie wilden, leidenschaftlichen
     Sex haben
und
emotional verbunden sein könne. Und meine Freundin könne sie ja immer noch bleiben, irgendwie. Absurderweise hatte ich dann
     plötzlich wieder Lust auf Annie, wie ich es jahrelang nicht mehr gekannt hatte. Wir schliefen sogar noch ein paar Mal miteinander,
     was ich ausnahmsweise rattenscharf fand – aber da war ich der Einzige von uns beiden. Für Annie waren diese Begegnungen wohl
     eher eine Art wehmütiger Abschied auf Raten.
    »So funktioniert das nicht mehr!«, erklärte sie schließlich, »lassen wir es einfach bleiben.«
    Ich stellte mich innerlich darauf ein, in ein tiefes Loch zu fallen, wie das nach meinen Trennungen von Ellen und Svenja und
     vor allem nach der mysteriösen Geschichte mit Magdalena der Fall gewesen war, doch diesmal blieb der totale Absturz aus. Ich
     führte mein Leben fort, als ob nichts gewesen wäre, ich wechselte nicht mal die Wohnung. Nach ein paar Monaten verbrachten
     Annie und ich wieder viel Zeit miteinander. Kino, Spaziergänge, ab und zu ein amtliches Gelage. Wir begleiteten sogar unsere
     gelegentlichen Affären mit wohlwollendem Interesse, doch weder Annie noch ich hatten seither wieder eine ernsthafte Beziehung
     geführt. Hin und wieder besuchten wir einen der Swingerclubs zusammen, die es in und um Hamburg gab, doch so geschmeidig wie
     beim ersten Mal wurde es für Annie nie wieder. Manchmal schliefen wir bei solchen Gelegenheiten miteinander, wenn sich sonst
     niemand fand, der uns wirklich reizte, aber das war kein Grund zur Besorgnis – das gehörte zum Konzept dieser Läden.
    »Kannst du dir vorstellen, dass
das
mal ein so großes Thema zwischen uns war?«, fragte Annie mich vor ein paar Wochen, als wir ausgerechnet nach einem Coldplay-Konzert
     in ihrem Schlafzimmer gelandet waren.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht hätten wir einfach alles so lassen sollen, wie es war«, sagte ich zu ihr, »wir waren doch glücklich miteinander,
     irgendwie.«
    »Nein, Markus, glücklich würde ich es nicht nennen. Wir waren gemütlich miteinander, freundlich und nett. Aber wir haben beide
     verdient, geliebt zu werden, findest du nicht? Mit allen Konsequenzen, mit Leidenschaft und Feuer!«
    Möglicherweise hatte sie Recht.
    »Habe ich aber noch nie erlebt«, antwortete ich, »ich war nicht mal nah dran.«
    »Und was war mit dieser Magdalena? Hast du denn nichtimmer davon gesprochen, dass du in dieser Nacht pures Vertrauen, Leidenschaft und dieses bedingungslose Einverständnis, nach
     dem wir uns alle sehnen, gespürt hast?«
    »Ja, das stimmt – aber das war doch eine Illusion. Da habe ich doch im Grunde nur Spiegelfechten betrieben.«
    »Ach Markus, um Sex ging es gar nicht, das weißt du doch selbst. Aus irgendeinem Grund, den ich nicht verstehe, hast du dich
     dieser Frau an diesem Abend näher gefühlt als mir in all den ganzen Jahren. Ist es nicht so?«
    »Fangfrage?«
    »Nein. Du kannst ehrlich antworten.«
    »Das ist wahr. Aber ich weiß nicht, wieso das so war, ich weiß nicht, wie man das erklären kann. Aber genau so war es.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich verstand es ja selbst nicht.
    »Tief in dir drin glaubst du immer noch, dass Magdalena die Antwort auf all deine Fragen sein könnte, nicht wahr?«
    Annie schaute mir tief in die Augen.
    Ich nickte unbestimmt.
    »Möglich.«
    »Liebst du diese Person?«
    »Wie kann ich jemanden lieben, den ich nicht kenne, von dem ich nichts weiß?«
    »Dann liebst du vielleicht, was diese Frau für einen Moment, für eine Nacht aus dir gemacht hat?«, fragte Annie.
    »Mach mal halblang, es war nur guter Sex!«
    »Nein, Markus, das war es nicht. Es war ein perfekter Moment. Es war reines Glück, ein Geschenk. Mach es nicht kleiner, als
     es war.«
    »Und dann war es weg, das Geschenk. Ist das fair?«
    »Vielleicht kommt dir das Geschenk ja nur so kostbar vor, weil du es nicht in Ruhe auspacken und damit spielen konntest?«
    »Und alle Geschenke, die ich seitdem erhalte, verlieren allein deshalb schon an Wert? Willst du das damit sagen?«
    Jetzt zuckte Annie mit den Schultern. Dann nahm sie mich in den Arm.
     
    Hanne Kroetz, Hamburg
    »Guten Tag, hier spricht Markus Stiltfang, spreche ich mit Hanne Kroetz?«
    »Hallo, Markus. Wie geht es euch?«
    »Oh, du erinnerst dich an uns?«
    »Na so oft bin ich jetzt auch
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