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Der mieseste Liebhaber der Welt

Der mieseste Liebhaber der Welt

Titel: Der mieseste Liebhaber der Welt
Autoren: dtv
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Nickelback
    Film It’s complicated   / Nancy Meyers
     
    Dieser Kerner. Der Mann hätte auch Pfarrer werden können, dieser scheinheilige Patron. Die gute Nachricht über meinen Auftritt
     bei ihm lautet: Mein Buch wird sich wohl in den nächsten Tagen ordentlich
abverkaufen
. Mein Verlag hat mir gleich eine Nachricht aufs iPhone gesendet: »Daumen rauf für unseren neuen Stapeltitel!« Na prima. Wie
     es mir geht, haben diese Leute gar nicht wissen wollen. Dabei ist es jetzt offiziell: Der »Frauenflüsterer« ist nicht nur
     eine Niete im Bett – er ist darüber hinaus auch noch hochgradig
sexsüchtig
. Das ist eine ziemlich ehrabschneidende Kombination, wenn man mal drüber nachdenkt. So als ob man einem leidenschaftlichen
     Taxikutscher unterstellt, er könne nicht mal Auto fahren. Aber ich hätte es wissen sollen. Was renne ich auch in eine Talkshow.
     Da geht’s nicht darum, freundlich miteinander zu reden. Der Herr Kerner interessierte sich kein Stück dafür, wie es mir ging
     als 5 0-jährigem Single mit einer Menge oberflächlichem Sex in der Vergangenheit und einem Karriereknick im Nacken. Was sollten denn all diese
     Fragen:
Haben Sie jemals versucht, die Häufigkeit Ihrer Sexualkontakte zu kontrollieren? Glauben Sie, dass Ihr Leben ohne Sex keinen
     Sinn hat? Führen Sie eine Liste über die Anzahl Ihrer Sexpartner? Hatten Sie jemals Sex mit einer Person, mit der Sie eigentlich
     nicht schlafen wollten?
Meine Güte. Was der alles wissen wollte. Ich dachte schon darübernach, ob ich Kerner nicht einfach mal ins Bordell mitschleppen sollte, so scharf war der Mann darauf, alle Facetten der gepflegten
     Ferkelei auszuleuchten.
    Dabei hatte er mich einfach nur aufs Glatteis führen wollen. Es stellte sich raus, dass all diese Fragen Teil eines Tests
     waren, mit dem man normale Männer von Sexsüchtigen unterscheidet. Ich war natürlich im Lager der Bösen gelandet. Überraschung.
     Aber ich bitte Sie!
Jeder
Mann macht doch irgendwann mal diese ominöse Liste aller Frauen, mit denen er jemals geschlafen hat. (Ich hätte vielleicht
     nicht erwähnen sollen, dass ich ihnen Noten gegeben und akribisch aufgelistet hatte, in welchen Stellungen unsere Begegnungen
     vonstatten gegangen waren.) Und jeder gesunde Mann hat auch schon mal mit einer Frau geschlafen, die er eigentlich gar nicht
     wollte. Das gehört einfach mit zum Spiel. So wie Gefälligkeits- oder Gelegenheitssex zu den Gewohnheiten von Frauen gehört
     – fragen Sie in Ihrem Bekanntenkreis doch mal nach, wer sich in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen hat. Kein Grund, so ein
     Riesending daraus zu machen. Sexsucht. Dass ich nicht lache. Michael Douglas, Charlie Sheen, Tiger Woods –
diese
Jungs haben ein Problem. Und dann all die Spezialisten, die der Sender aufgefahren hatte. Als wollten sie mich vor Gericht
     stellen. Da gab es diesen Typen, der ein ganzes Buch darüber geschrieben hatte und mir live die Definition meines vermeintlichen
     Verhaltens an den Kopf warf: »Sexsucht ist ein selbstzerstörerisches Verhalten, das trotz hohen Risikos oder schlimmer Konsequenzen
     nicht zu beherrschen ist.« Hallo? Hat der den Schuss nicht gehört? Inwiefern ist mein Schlafzimmerverhalten nicht zu beherrschen,
     was daran ist selbstzerstörerisch? Dass meine Exfrau mal wieder zugeschaltet wurde und bestätigte, dass ich im Zweifel für
     eine schnelle aushäusige Nummer tatsächlich unsere
Beziehung gefährdet
hatte, wie sie es ausdrückte, war jetzt natürlich nicht sehr hilfreich.
    »Würden Sie sagen, dass Beruf, Partnerschaft oder Freundschaften der unkontrollierten sexuellen Gier zum Opfer gefallen sind?«,
     legte Kerner nach.
    »Schon irgendwie!«, behauptete meine Exfrau.
    »Auf keinen Fall!«, rief ich dazwischen. »Ich hatte immer einen Job!«
    Dann wurde mein ehemaliger Redaktionsleiter aus einem Studio in München eingeblendet, der zuerst berichtete, was für ein talentierter
     Schreiber ich gewesen sei. Man habe mich aber dann leider
freistellen
müssen, weil ich in einer konfliktreichen Phase meines Lebens häufiger im Münchner Rotlichtmilieu anzutreffen gewesen sei
     als in der Redaktion. (Was völlig lächerlich ist – wo bitte soll in den achtziger Jahren in München das Rotlichtgewerbe gewesen
     sein? Da hatte Gauweiler doch seine Sperrbezirke bis fast hinaus nach Freising oder Dachau ausgeweitet.)
    Als dann auch noch ein kurzer Einspieler gezeigt wurde, der meine beruflichen Erfolge auflistete, war die Nummer durch, da
     konnte ich
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