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Der mieseste Liebhaber der Welt

Der mieseste Liebhaber der Welt

Titel: Der mieseste Liebhaber der Welt
Autoren: dtv
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nicht in Swingerclubs gewesen. Außerdem war der Abend mit euch einer der netteren.«
    »Danke, das freut mich zu hören.«
    »Rufst du aus beruflichen Gründen an?«
    »Ja, genau.«
    »Dachte ich mir. Möchtest du mich buchen?«
    »Oh, nein, Missverständnis: Ich rufe aus beruflichen Gründen an, aber es geht um
meinen
Job. Ich schreibe gerade an einem neuen Buch.«
    »Über Swingerclubs?«
    »Nein, eher über einen
natural born swinger
… Es geht darin um mich und die Frage, was einen guten Liebhaber ausmacht.«
    »Kann ich dir sagen, aus beruflicher Erfahrung: Seife. Neugier. Freundlichkeit. Geduld. Und ein großer Penis!«
    »Was? Was hat die Größe des Penis damit zu tun?«
    »Markus, mein Lieber, wach auf: Dieses Gerede von
size doesn’t matter
ist doch bloß Valium für sensible Männerherzen. Ich sag dir, wie es ist: groß = gut!«
    »Und wie war ich so als Liebhaber?«
    »Abgelenkt, würde ich sagen. Nicht ganz bei der Sache. So als ob du es eigentlich gar nicht wolltest.«
    »Und organisch?«
    »Keine Angst. Daran hat es nicht gelegen.«
    »Heißt aber übersetzt: Insgesamt ziemlich mies, oder?«
    »Heißt übersetzt: Technisch okay, aber es fühlte sich an, als ob du nicht in dich hineinhörst, sondern bloß ein Programm abspulst.«
    »An dem habe ich aber lange gearbeitet.«
    Lachen.
    »Wir können ja noch mal gemeinsam trainieren.«
    »Danke, Hanne, ich weiß das Angebot zu schätzen, aber momentan ist mir nicht nach Sex im Swingerclub oder sonstwo. Ich glaube,
     ich lebe jetzt mal ein paar Monate abstinent.«
    »Na dann viel Glück damit – ich sollte da auch mal drüber nachdenken.«
     
    Annie Krohn, Hamburg
    »Hey, ich bin’s.«
    »Hallo Markus. Willst du absagen?«
    »Nein, ich bin morgen Abend pünktlich bei dir. Es geht um was anderes, mein neues Buch.«
    »Um die Gespräche mit deinen Opfern?«
    »Korrekt.«
    »Und?«
    »Du gehörst ja irgendwie auch dazu.«
    »Sicher nicht nur irgendwie.«
    »Also, bringen wir es hinter uns: War ich ein guter Liebhaber?«
    »Warte, lass mich nachdenken. Die drei Mal, die wir miteinander geschlafen haben   …«
    »Witzig. Du musst nicht gleich übertreiben. Reiß dich zusammen.«
    »Tja, Markus, was soll ich sagen. Ich hatte dich gern, vielleicht liebten wir uns ja sogar auf eine sehr spezielle Art undWeise, das weiß ich nicht. Aber der Sex gehörte jetzt nicht unbedingt zu den drei Dingen, die in unserer Beziehung so unvergesslich
     gewesen wären.«
    »Ach, nicht? Dafür hast du aber ganz schön gemeckert, dass es nicht häufig genug dazu kam.«
    »Das lag aber nicht am Sex an sich, sondern an seiner Bedeutung, mein Lieber. Ich wollte, dass du mich
haben
willst, darum ging es. Der Sex selbst, nun ja, der war eigenartig.«
    »Inwiefern eigenartig?«
    »Na ja, er war so beiläufig. Es gab da keine Wertigkeit: Ob du Tennis spielst, mit mir ›Ally McBeal‹ anschaust oder Sex hast
     – alles irgendwie okay. Aber mehr auch nicht. Fühlte sich eigentlich nie so an, als ob du mit dem Herzen dabei gewesen wärst.«
    »Du meinst, ich war abgelenkt, ich hätte bloß mechanisch ein Programm abgespult?«
    »Ja, das stimmt, so kann man es auch sagen. Wieso kommst du darauf?«
    »Ach, nur so.«
    »Haben die anderen das auch so bezeichnet?«
    »Nicht
alle
anderen.«
    »Oh, tut mir leid.«
    »Keine Ursache. Ich werde mich schon mal drauf einstellen, in den nächsten Monaten öffentlich geschlachtet zu werden.«
    »Kannst du nicht verreisen, wenn das Buch erscheint?«
    »Bist du verrückt – mein Verlag würde mich finden und schreddern. Ich muss PR machen für mein eigenes verkorkstes Sexleben.«
    »Na immerhin verkauft es sich dann besser.«
    »Vermutlich. Apropos: Ich bin schon bei Kerner eingeladen, zur Beichte.«
    »Wie geht das denn, das Buch ist doch noch gar nicht draußen?«
    »Ach, die haben einen Waschzettel und ein paar Originalzitate bekommen, das reicht denen, um mich einzuladen: Der Titel ›verkauft‹
     ja bereits, wie man so schön sagt.«
    »Du kannst mich rechtzeitig vorher warnen, damit ich diesen Höhepunkt deutscher T V-Geschichte nicht verpasse. Und wage es nicht, schlecht über mich zu sprechen.«
    »Gut, dann sollte ich dir vielleicht die Möglichkeit geben, deine Einschätzungen über mich als Liebhaber noch einmal zu überdenken.«
    »Vergiss es. Und sei pünktlich morgen.«
    Tuten.

Nachspiel
    2010, Studio Hamburg
     
    Tags Bestseller, Chance, Sexsucht, Talkshow, Zuschauerbefragung
    Soundtrack If Today Was Your Last Day   /
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