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Der Metzger sieht rot

Der Metzger sieht rot

Titel: Der Metzger sieht rot
Autoren: Thomas Raab
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schätz ich?“
    „Den Humor haben Sie auf jeden Fall schon wieder, und mit dem geht dann alles gleich viel schneller.
    Könnte ich Sie draußen kurz sprechen, Herr Metzger?“
    Vor der Tür erhält der Metzger eine genaue Information über die Situation und die weiteren Vorhaben. Dr. Kundmann stellt sich als zuständiger Arzt vor, gibt seine Karte weiter mit der Anmerkung, falls Fragen oder Probleme auftauchen sollten, jederzeit, wobei das jederzeit eine betonte Wiederholung erfährt, erreichbar zu sein, und stößt auf Verwunderung.
    „Ich muss Ihnen schon sagen, so ein Bemühen und so viel Menschlichkeit von Seiten eines Arztes ist mir noch selten untergekommen!“
    „Das ist nicht der Rede wert, Herr Metzger, wir kriegen Frau Djurkovic wieder flott, Sie werden sehen!“
    Natürlich ist es nicht der Rede wert, wenn die Zusatzversicherung eines Patienten den Namen Johann König trägt. Wenn der Willibald wüsste, wie der Hase läuft, oder besser gesagt, welche Haken er schlägt, wenn es ums Thema Privatpatienten in öffentlichen Spitälern geht, wäre er gleich noch viel mehr verwundert.
    Schadet nicht, auch einmal der Nutznießer zu sein.
    Zurück im Zimmer, setzt er sich ans Bett und nimmt die Hand seiner Danjela:
    „Du hättest mir aber nicht gleich so einen Schrecken einjagen müssen, damit ich täglich bei dir vorbeischau!“
    „Was ausmachen mit Metzger is nix immer so leicht. Frau muss stellen ihren Mann, wenn weiß sie, was sie will!“
    Der Metzger beugt sich vor und drückt ihr einen lang anhaltenden Kuss auf die Stirn.
    Nach einigen stummen Minuten meint die Djurkovic:
    „Bin müde, muss schlafen. Machst du dir keine Sorgen mehr, Willibald, weil schaust du aus, als wenn du könntest auch große Portion Schlaf vertragen. Ab nachhause, kommst du wieder mit frischem Lachen ohne so große Ringe unter so kleine Augen!“
    Ja, er könnte Schlaf gebrauchen, der Metzger. Lange Zeit bleibt er noch am Bett der schlafenden Danjela Djurkovic sitzen und streichelt ihre Hand, ab und zu wacht sie kurz auf, schaut ihn an und lächelt.

    Wie sich der Metzger in den Abendstunden schließlich von der eigenen Müdigkeit übermannt vorsichtig erhebt, um seine Danjela nicht zu wecken, öffnet sie langsam die Augen und meint: „Na, hast du warten müssen auf mich nicht für Rest von deine Leben, Willibald!“, dann schläft sie weiter.
    Was der Mensch über den Menschen weiß, ist nur das Vorwort.

56
    Die nächsten Tage sind erfüllt mit einer stetigen Besserung des Gesundheitszustandes und dem Studium der Saurias-Berichte in der Tageszeitung, die Danjela täglich mit dem Frühstück kredenzt wird. Genau so was hätte sie vermutet, meint die Djurkovic, absolut überzeugt von der Richtigkeit der Angaben, absolut verärgert über den bevorstehenden Meistertitel für den SK Athletik Süd. Kein Wort über die Parfümgeschichte, die Drohung und seine immer noch vorhandenen Zweifel kommt da dem Metzger über die Lippen, was immer die Frau mit dem Künstlernamen Dominique Nemesis auch für eine zwielichtige Rolle gespielt haben mag, mit diesem Auftritt ist es vorbei, redet er sich ein und sollte damit recht behalten. Als dann eines Tages auch die Abbildung Werner Blahas in der Reihe der handelnden oder eigentlich misshandelnden Personen auftaucht, steigen der Djurkovic Tränen der Wut in die Augen mit dem gleichzeitigen deutlich sichtbaren, trotzigen Kampf gegen sich selbst: Kein einziges Tröpfchen will sie wegen ihm vergießen. Weinen in Anbetracht eines solchen Unmenschen verbietet ihr der Stolz.
    Nur dem Metzger gegenüber gesteht sie mit einer kurzen Feststellung all ihre Verletztheit ein und spricht ihm gleichzeitig aus der Seele. „Ab morgen vorbei mit Zeitung lesen!“
    „Gut so!“, kommentiert der Metzger diese Entscheidung und kann sich zumindest die Meldung „Glaubst du wirklich, wir bekommen zu lesen, was tatsächlich hinter verschlossenen Türen passiert?“ nicht verkneifen. Danach wird die Owuso-Geschichte kaum noch ein Thema sein, es gibt ohnedies genug andere bedeutsame Dinge.
    Danjela Djurkovic darf mit Schonkost ihren Körper wieder auf die streng vom Metzger geforderte Gewichtszunahme vorbereiten, obwohl sie ja nichts lieber als etwas schlanker bleiben würde, aber davon weiß er zum Glück nichts, der Willibald.
    Dafür weiß er, dass den anfänglichen lieb gemeinten Vymetal- und Familie-Pospischill-Besucheranstürmen etwas Einhalt geboten werden muss, ganz abgesehen von dem plötzlichen Auftauchen
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